Flug

Ein A320 von Easyjet: Die Airline will nichts weniger als ein Leader bei der «langfristigen Neuerfindung der Luftfahrt mittels moderner Technologien» sein. Bild: Easyjet

Easyjet will langsamer wachsen und wieder mehr Reiseveranstalter sein

Die erfolgsverwöhnte Fluggesellschaft erleidet einen deutlichen Gewinnrückgang und will 2020 langsamer wachsen sowie mehr Umsatz aus dem Verkauf von eigenen Pauschalreisen generieren. Gleichzeitig hat Easyjet angekündigt, als erste Airline weltweit ab sofort Netto-Null-CO2-Flüge auf ihrem gesamten Netzwerk anbieten zu können.

Easyjet gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Fluggesellschaften weltweit und ist auch in der Schweiz stark präsent - in Genf und Basel als klarer Marktleader. Als solchen sieht sich die Airline auch im Bereich der Modernisierung der Luftfahrt. Das zeigt sich anhand von zwei Mitteilungen, welche heute verschickt wurden.

Erstere ist ein Corporate-Statement von CEO Johan Lundgren hinsichtlich den Geschäftserwartungen im kommenden Jahr. Die Vorausbuchungen für die erste Hälfte von 2020 seien zufriedenstellend und «leicht über dem Vorjahr». Für 2019 wurde ein Gewinn vor Steuern in Höhe von 427 Millionen Pfund (547 Millionen Franken) rapportiert, was einen Rückgang um rund 26 Prozent (Vorjahr: 578 Millionen Pfund) darstellt. Dies, obwohl die Passagierzahlen um 8,6 Prozent auf 96,1 Millionen anstiegen. Easyjet kämpft, wie andere Airlines auch, mit zu niedrigen Preisen infolge Überkapazitäten sowie gestiegenen Treibstoffpreisen. Dazu gesellt sich eine unsichere Nachfragesituation im kommenden Jahr und natürlich der Brexit als Damoklesschwert. Deshalb werde Easyjet die Expansion im nächsten Jahr etwas herunterfahren - irgendwo im Bereich 3-8 Prozent, also deutlich unter den 10-12 Prozent, welche für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2019 ausgewiesen wurden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wo Easyjet noch Wachstumspotenzial ortet - nämlich in der Pleite von Thomas Cook. Zum einen hat die Airline kürzlich angekündigt, Slots von Thomas Cook Airlines an diversen britischen Flughäfen zu übernehmen. Zum anderen hat Easyjet angekündigt, dass sie nun ihr Pauschalreisebusiness wieder hochfahren werde. Es ist nicht so, dass dieses komplett still lag - doch von den vielen Millionen Fluggästen buchten zuletzt nur wenige direkt über Easyjet auch gleich noch Hotels oder Mietwagen dazu. Inzwischen sei man technologisch in der Lage, sehr flexible Arrangements über Easyjet Holidays zu bieten. Ein Ziel sei die Verdopplung der Umsätze im kommenden Jahr. Potenzial ortet Easyjet natürlich auch da in der von Thomas Cook hinterlassenen Angebotslücke.

Vorreiter in Sache C02-Offsetting

Die zweite Mitteilung ist fast noch aufsehenerregender: Easyjet kündigt an, als erste grosse Airline weltweit im ganzen Netzwerk ab sofort Netto-Null-Emissions-Flüge anbieten zu können. Erreicht wird dies, indem die CO2-Emissionen sämtlicher Flüge ab dem heutigen 19. November 2019 ausgeglichen werden. Dafür werden Programme von Gold Standard und VCS unterstützt, welche Aufforstung sowie Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sowie soziale Initiativen unterstützen. Heute morgen war Flug EJU 5841 von Berlin nach Wien um 06.20 Uhr der erste, bei welchem die durch Treibstoffverbrennung verursachten CO2-Emissionen ausgeglichen wurden.

Easyjet unterstreicht, dass das «Carbon Offsetting» nur eine Zwischenlösung sei und man weiterhin die Entwicklung neuer Technologien zu einer effizienten Reduktion des primären CO2-Ausstosses unterstützen werde. Um dies zu unterstreichen, hat Easyjet mit Airbus eine Absichtserklärung («Memorandum of Understanding») unterzeichnet, um ein gemeinsames Forschungsprojekt für hybride und elektrische Flugzeuge auf die Beine zustellen. Weitere Projekte im Bereich der «Sustainable Aviation Fuels» sind in Ausarbeitung.

Seit 2000 hat Easyjet nach eigenen Angaben die CO2-Emissionen pro Passagierkilometer bereits um 33,67 Prozent reduziert. Dies etwa durch den Einsatz leichterer Sitze, Trolley und Teppiche oder dem Taxiing mit nur einem Triebwerk.

(JCR)