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Eine Boeing 737-800 von Enter Air landet in Warschau: Die polnische Airline mit 49%-Anteil an Chair Airlines legt derzeit massiv zu. Bild: commons.wikimedia.org/wiki/User:Kudak // CC BY-SA 4.0

Starkes Halbjahresresultat von Enter Air

Die polnische Noch-Minderheitsaktionärin der Schweizer Chair Airlines präsentiert sich kerngesund - was für eine Ferienfluggesellschaft im aktuell turbulenten europäischen Luftfahrtgeschäft nicht selbstverständlich ist.

Im Mai dieses Jahres wurde bekannt, dass die polnische Enter Air sich zu 49,9 Prozent an der Germania Flug AG, aus welcher kurz darauf Chair Airlines hervorging, beteiligt. Kurz darauf wurde überdies bekannt, dass im Aktienkaufvertrag - welcher übrigens einen Kaufpreis von 2 Millionen US-Dollar beinhaltete - sich Enter Air ein Kaufrecht für weitere Aktienanteile und somit die Übernahme der Mehrheit gesichert hat.

Sehr bekannt ist die 2009 gegründete Enter Air hierzulande trotzdem noch nicht. Grund zur Sorge besteht jedoch keineswegs: Enter Air geht es richtig gut. Das beweisen die soeben vorgelegten Halbjahreszahlen eindrücklich. Der Umsatz betrug zwischen Januar und Juni 2019 folglich 633 Millionen Zloty (rund 163 Millionen Franken), was gegenüber demselben Vorjahreszeitraum einem Wachstum von 29 Prozent entspricht. Das Betriebsergebnis wuchs gar um 84,2 Prozent auf neu 81,9 Millionen Zloty (etwa 21 Millionen Franken). Der Reingewinn steig um 191 Prozent auf 44,9 Millionen Zloty (11,5 Millionen Franken). Der EBITDA lag hierbei bei 180 Millionen Zloty (46,2 Millionen Franken), auch da ein markantes Wachstum von 441 Prozent. Eine Dividende von 0,7 Zloty (18 Rappen) pro Aktie konnte demnach im Juli ausbezahlt werden.

CEO Grzegorz Polaniecki kommentierte das Resultat wie folgt: «Die Resultate von Enter Air sind im Vergleich zur Entwicklung in der gesamteuropäischen Luftfahrt sehr gut. Unser Umsatz wuchs vor allem dank erhöhter Nachfrage für unsere Dienstleistungen und infolge der Schwäche von lokalen Konkurrenten. Wir konnten darüber hinaus die Effizienz mit einem modernen Betriebsmodell verbessern, welches es uns erlaubt, unsere Ressourcen auch angesichts des starken Wachstums optimal einzusetzen. Trotz dem aktuellen Umbruch ist der Tourismusmarkt weiterhin robust und die Nachfrage für touristische Beförderungsleistungen wächst unvermindert. In den letzten 2,5 Jahren haben viele unserer Mitbewerber überinvestiert und infolge derer Pleiten wurden nun 500 Flugzeuge aus dem europäischen Lufthimmel entfernt. Dank seinem konservativen Geschäftsmodell hat Enter Air nun langsam aber sicher eine Spitzenposition bei den europäischen Charter-Airlines eingenommen.»

In der sich nun zu Ende neigenden Sommersaison flog Enter Air mit insgesamt 25 Flugzeugen, also fünf mehr als noch im Vorjahr. Die Flotte bestand aus 21 Boeing 737-800, 2 Boeing 737-800 im Wet-Lease von der slowakischen Go2Sky sowie 2 Airbus A320 im Wet-Lease von der bulgarischen Electra. Zur Flotte gehören im Prinzip noch 2 bereits ausgelieferte Boeing 737 MAX8, welche derzeit aus den bekannten Gründen gegroundet sind. Enter Air hat angekündigt, dass nach Wiederaufnahme des Flugbetriebs bei Boeing Kompensationszahlungen für die Ausfälle eingefordert werden.

Das Grounding dieses Flugzeugtyps hatte schon die Germania Flug AG getroffen. Diese kann sich nun getrost auf das kommende Geschäft gemeinsam mit ihrem Grossaktionär Enter Air konzentrieren. Die Enter Air Group verfügt über sechs Hubs - in Warschau, Kattowitz, Posen, Breslau, Paris und Zürich, sowie saisonale Hubs in London, Madrid, Prag und Tel Aviv.

(JCR)