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Eine Adria-Airways-Maschine am Flughafen Zürich: Sieht man dies künftig nicht mehr? Das könnte durchaus sein. Bild: JCR

Adria Airways hat noch eine Woche Galgenfrist

Die angeschlagene Airline fliegt vorläufig nur sehr stark reduziert weiter und muss bis kommenden Mittwoch einen Restrukturierungsplan vorlegen, sonst droht ihr das definitive Grounding. In der Schweiz ist Swiss derweil mit den SBB in Kontakt für den Ersatz der bisher von Adria betriebenen Route Zürich-Lugano.

Ende in Sicht für Adria Airways? Die slowenische Luftfahrtbehörde hat dem schlingernden Carrier bis Mitternacht am kommenden Mittwoch (2. Oktober) gegeben, um einen brauchbaren Restrukturierungsplan mitsamt nachweisbaren Leasingverträgen vorzuweisen. Kommt Adria Airways dieser Vorgabe nicht oder nicht zufriedenstellend nach, werde ihr das AOC entzogen und ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Eine Verlängerung dieser Deadline stehe nicht zur Diskussion.

Aktuell besteht die Flotte von Adria Airways noch aus zehn Flugzeugen (6 Bombardier und 4 Saab 2000). Drei Airbus A319 wurden am 25. September und davor bereits fünf Canadair Regional Jets an die Leasinggesellschaften zurückgegeben. Laut slowenischen Medien ist Adria Airways im Prinzip bereits insolvent. Die Airline blieb am 24./25. September gegroundet und inzwischen hat die Airline angekündigt, dass auch am heutigen 26. September und morgigen 27. September die meisten Flüge nicht durchgeführt werden. An beiden genannten Tagen werden lediglich Flüge zwischen Ljubljana und Frankfurt durchgeführt - dies, weil Frankfurt so eminent wichtig für Adria Airways ist, weil es der Haupt-Hub von Star-Alliance-Partner Lufthansa ist.

In der Schweiz stellt sich die Frage, wie Swiss den Ausfall der Linie Zürich-Lugano (von Adria Airways im Auftrag ausgeführt) bewältigt. Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek erklärt auf Anfrage von Travelnews: «Als Airline der Schweiz ist es uns ein Anliegen, die verschiedene Landesteile, darunter auch das Tessin, an unser Drehkreuz in Zürich anzubinden. Flugverbindungen sind eine Option, eine gleichwertige Verbindung mit dem Zug eine andere. Wie bereits vor Wochen – im Zuge der aktuellen Klimadebatte und im Hinblick auf die bevorstehende Eröffnung des Ceneri-Tunnels im nächsten Jahr – kommuniziert, stehen wir dazu im engen und regelmässigen Austausch mit den SBB.»

Der Staat hilft nicht

Seit der Übernahme durch die Münchner Investmentfirma 4K Invest hat Adria Airways dem Vernehmen nach über 60 Millionen Euro Schulden angehäuft. In Slowenien wird die deutsche Firma denn auch als Hauptschuldige am Schlamassel angesehen. Das wäre allerdings etwas kurz gegriffen: Adria Airways hat in seiner 58-jährigen Geschichte zahlreiche Krisen durchlebt und nur selten Gewinne geschrieben. Obwohl 558 Angestellte möglicherweise ihren Job verlieren, hat der slowenische Staat bereits signalisiert, dass man der Airline nicht mit Steuergeldern unter die Arme greifen werde. Dafür seien die Zahlen des Carriers zu schlecht. Das wiederum klingt nicht sehr ermutigend.

Die Nutzniesser der Pleite bringen sich derweil in Stellung: Air Serbia hat mit Beginn des Winterflugplans 2019/2020 Ende Oktober ihre Flüge zwischen Belgrad und Ljubljana von 11 auf 14 pro Woche erhöht. Montenegro Airlines erhöht die Frequenzen von Podgorica nach Ljubljana auf 5 pro Woche. Der Flughafen von Ljubljana hat seinerseits bereits erklärt, man sei für ein allfälliges Ende von Homecarrier Adria Airways vorbereitet.

(JCR)