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Airlines, die die Tagesrand- und Nachtstunden am Flughafen Zürich nutzen, müssen tiefer in die Tasche greifen. Bild: TN

Ab heute gelten happige Lärmgebühren am Flughafen Zürich

Die erhöhten Lärmgebühren am Flughafen Zürich für die Tagesrand- und Nachtstunden sind heute in Kraft getreten – und lösen eine Kontroverse aus.

Beim Start eines Langstrecken-Flugzeuges zwischen 22.30 Uhr und 23 Uhr musste eine Airline bisher einen Zuschlag von 400 Franken bezahlen. Ab heute, 11. September 2019 gelten neue Tarife: der späte Start kostet die Fluggesellschaft neu 1500 Franken. Erfolgt der Start nach 23 Uhr, wird es noch teurer.

Um den Drehkreuzbetrieb in Zürich nicht zu gefährden, werden hubrelevante Fluggesellschaften wie die Swiss für Flüge mit Start- oder Landezeit zwischen 21.00 Uhr und 23.00 Uhr sowie zwischen 06.00 Uhr und 07.00 Uhr von der Erhöhung der Tagesrand- und Nachtzuschläge entlastet. Keine Entlastung erfolgt hingegen für Flüge zwischen 23.00 und 06.00 Uhr. Flüge mit einer Ausnahmebewilligung in der Nachtflugsperrzeit von 23.30 bis 06.00 Uhr werden je nach Flugzeugtyp mit Zuschlägen zwischen 800 Franken für die Lärmklasse 5 und 18'000 Franken für die Lärmklasse 1 belastet.

Flughafen-Sprecher Philipp Bircher erläutert die neue Ausgangslage: «Der Flughafen Zürich ist zwischen 6.00 Uhr morgens und 23.30 Uhr abends für den Flugbetrieb geöffnet, wobei die letzte halbe Stunde bewilligungsfrei für den Abbau von Verspätungen genutzt werden kann. Aus Lärmschutzgründen sind die Tagesrand- und Nachtstunden aber besonders sensibel, insbesondere die Zeit nach 23.00 Uhr.» Die neuen Massnahmen sollen dazu beitragen, dass am späten Abend weniger Flugzeuge verspätet abheben. «Vor diesem Hintergrund ist das neue Lärmgebührenmodell für die Tagesrand- und Nachtstunden ein weiteres wichtiges Puzzle-Teil unter vielen verschiedenen Massnahmen», sagt Bircher. Es soll für die Fluggesellschaften einen zusätzlichen Anreiz bieten, Flugverbindungen in diesen sensiblen Zeiten möglichst zurückhaltend zu planen und gleichzeitig noch lärmgünstigere Flugzeuge einzusetzen.

«Die Gebühr ist nicht so hoch, dass sie den Fluggesellschaften Eindruck machen wird»

Der Schutzverband für die Bevölkerung um den Flughafen Zürich begrüsst zwar diese Gebührenerhöhung. Verbandspräsident Thomas Hardegger sagte heute Morgen aber zu Radio SRF, der neue Zuschlag sei noch immer zu tief. «Die Gebühr ist nicht so hoch, dass sie den Fluggesellschaften Eindruck machen wird, insbesondere dann nicht, wenn es darum geht, Verspätungen zu vermeiden.»

Auch die Fluggesellschaft Swiss ist mit den höheren Gebühren nicht zufrieden, obwohl die Swiss-Flüge bis 23 Uhr von der Erhöhung ausgenommen sind. Denn sie werden als relevant für den Hub Zürich eingestuft. Nach 23 Uhr, wenn die Swiss jeweils ihre verspäteten Flüge nachholt, wird die Schweizer Fluggesellschaft allerdings genau gleich zur Kasse gebeten wie die anderen.

Die Swiss kritisiert in einer schriftlichen Stellungnahme: «Die höheren Lärmzuschläge lösen das Verspätungsproblem in Zürich nicht. Solange nicht während dem Tag die nötigen Kapazitäten am Flughafen Zürich und im Luftraum geschaffen werden, sind Verspätungen die Folge.»

(GWA)