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13'000 gestrandete Passagiere - der Konkurs von Aigle Azur wirft wieder einmal ein schlechtes Licht auf die Luftfahrt. Bild: Aigle Azur

Aigle Azur hinterlässt ein Loch in Basel

Auf den Gläubigerschutz folgte das Grounding. Das sind für den EuroAirport schlechte Neuigkeiten – der Passagierverlust ist aber verkraftbar.

Kürzlich meldete die französische Fluggesellschaft Aigle Azur Insolvenz an und stellte sich unter das französische Gläubigerschutzrecht, wodurch sie eigentlich weiterhin den Betrieb aufrecht erhalten wollte. Doch nur wenige Tage nach der Ankündigung war Schluss: In der Nacht auf den 7. September wurde der Flugbetrieb komplett eingestellt. Auf der eigenen Website steht lapidar, dass man - sofern man gestrandet ist - ein neues Ticket kaufen muss, und dass Air France, Transavia, Vueling, Air Algérie, ASL und Alitalia sogenannte «Rescue Fares» anbieten. Insgesamt 13'000 Passagiere seien deswegen gestrandet gewesen.

Am EuroAirport Basel-Freiburg-Mulhouse war die Airline seit 2003 aktiv. Zuletzt flog die Airline ab Basel vier Ziele in fünf Rotationen an - allesamt in Algerien: Algier (1x/Woche), Oran (1x), Constantine (2x) und Sétif (1x). Wie EuroAirport-Sprecherin Vivienne Gaskell auf Anfrage von Travelnews erklärt, generierte Aigle Azur in Basel im Jahr 2018 rund 53'000 Passagiere, doch habe man in diesem Jahr bereits einen Rückgang um 10 Prozent feststellen müssen. «Durch den kompletten Wegfall von Aigle Azur seit dem 7. September werden uns bis Ende Jahr rund 8000 Passagiere entfallen - was angesichts der erwarteten 9 Millionen Passagiere im Gesamtjahr doch verkraftbar ist», sagt Gaskell. Ebenfalls positiv: Der letzte Flug erfolgte regulär am Freitag, 6. September um 15.30 Uhr; in Basel blieben keine gestrandeten Passagiere zurück.

Trotzdem reisst die Pleite ein Loch ins Flugangebot am EuroAiport. «Wir verlieren einen langjährigen Kunden, doch öffnen sich nun Chancen für andere Airlines, diese Strecken zu bedienen bzw. am EuroAirport aktiv zu werden», so Gaskell. Zumindest Constantine ist weiterhin abgedeckt: Dorthin gibt es ab Basel auch Flüge mit Air Algérie. Gaskell geht davon aus, dass die Destinationen von Aigle Azur von anderen Airlines, vielleicht Air Algérie, wieder aufgenommen werden.

Weiterhin kein Schutz für Passagiere

Zum einen ist nun der Bieterstreit um Aigle Azur in vollem Gange - nebst diversen Interessenten wie Air France und Easyjet, die wohl einfach mal Einblick in die Bücher der zweitgrössten französischen Airline haben wollen, gibt es vor allem aus Frankreich 2-3 ernsthafte Interessenten. Insbesondere die 9800 Slots der Airline am Flughafen Paris-Orly sind von Interesse.

Zum anderen hat die ECTAA (European Travel Agents' and Tour Operators' Associations) das jüngste Grounding zum Anlass genommen, um wieder einmal auf die fehlende Versicherungspflicht bei Airlines hinzuweisen. Im Gegensatz zu Reiseveranstaltern und Reisebüros, welche bei Pauschalreisen eine Sicherstellung der Kundengelder gewährleisten müssen, existiert eine solche Absicherung bei Airlines nach wie vor nicht. Bei jeder Insolvenz müssen zahlreiche Passagiere, welche Nur-Flüge gebucht haben, neue Tickets kaufen, und sehen auch das Geld für ihr bereits bezahltes Ticket nie wieder - obwohl die im Ticket eigentlich vertraglich vereinbarte Beförderungsleistung gar nie erbracht wurde.

(JCR)