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Nervig - und hoffentlich bald Geschichte: Die Flüssigkeitsbestimmungen an Flughäfen. Bild: Adobe Stock

Ist das Ende der mühseligen Flüssigkeitsbestimmungen an Flughäfen in Sichtweite?

Alle grossen britischen Flughäfen müssen bis 2022 3D-Scans installieren - welche es erlauben könnten, künftig wieder Flüssigkeiten im Handgepäck mitzuführen. Auch andere Länder prüfen 3D-Scans. Wie sieht es in der Schweiz aus?

Flüssige Sprengstoffe sind ein Sicherheitsproblem für Airlines (und andere). Deshalb ist seit 2006 an Flughäfen weltweit die Mitnahme von Flüssigkeiten im Handgepäck genau geregelt. Im Handgepäck darf man nur Flüssigkeiten in Behältnissen von bis zu 100 Millilitern mitführen. Diese müssen bereits Zuhause in wiederverschliessbare Plastikbeutel gesammelt werden, maximal zehn Stück. Eine Ausnahme gibt es nur für benötigte flüssige Medikamente sowie Baby- und Spezialnahrung (nach erfolgter Kontrolle).

Doch diese umständliche Regelung wackelt, dank moderner Technologie. Neuste 3D-Scanner, vergleichbar mit CT Scannern in Spitälern, bieten deutlich bessere Aufnahmen der Handgepäckinhalte; Sicherheitsbeamte können diese Aufnahmen auch rotieren und zoomen, um ein möglichst genaues Bild zu erhalten. Der Scanner kann die Masse und Dichte von Objekten kalkulieren und anhand dessen und mithilfe von Algorithmen entscheiden, ob ein Inhalt potenziell gefährlich ist. Mit anderen Worten: Die Flüssigkeiten werden sofort als gefährlich bzw. harmlos erkannt - und könnten demzufolge wieder mitgeführt werden.

In den USA hat die Transportation Security Administration (TSA) die hypermodernen 3D-Scanner getestet und für gut genug befunden. Für einen Listenpreis von 96,8 Millionen Dollar wurden nun 300 neue Scanner bestellt, welche bereits ab 2020 an grossen US-Flughäfen im Einsatz stehen sollen. Darüber hinaus hat auch Grossbritannien entschieden, dass sämtliche grossen Flughäfen des Königreichs bis spätestens 2022 zwingend solche 3D-Scans anschaffen und einsetzen müssen. Der grösste Flughafen, London-Heathrow, wird alleine rund 50 Millionen Pfund (also rund 60 Millionen Franken) für den Kauf von neuen Scannern einsetzen. Der norwegische Flughafenbetreiber Avinor ist ebenfalls bereits daran, solche Scans zu testen für eine künftige Anschaffung.

Der Vorteil ist klar: Reisende dürfen einerseits wieder (harmlose) Flüssigkeiten im Handgepäck mitführen, ohne dass dieses in kleinen Mengen separat ausgewiesen werden muss. Im Prinzip muss gar nichts mehr aus dem Handgepäck genommen werden. Dies wiederum müsste die Sicherheitskontrollen umstandloser und damit schneller machen als heute. Und ja, obwohl die Regelung seit 13 Jahren in Kraft ist, wird an Flughäfen immer noch sehr viel flüssiges oder cremiges Material - von Getränken bis zu Kosmetika - bei der Sicherheitskontrolle konfisziert und weggeworfen.

Wie sieht es in Zürich aus?

Eine Nachfrage bei Flughafensprecherin Sonja Zöchling führt zutage, dass die Einführung von 3D-Scannern derzeit noch nicht auf dem Tapet ist: «Fakt ist, dass in diesem Jahr noch kein Test mit den neuen Geräten geplant ist. Die Durchführung eines solchen Tests braucht eine lange Vorlaufzeit.» Zöchling weist aber darauf hin, dass eine solche Einführung zunächst gar nicht Sache des Flughafens ist, sondern vom «Regulator». In der Regel erlässt die EU besondere Bestimmungen, welche das BAZL prüft und auch auf die Schweiz anwendet. Das BAZL würde dem Flughafen Zürich aber nicht vorschreiben, solche Geräte einzusetzen. Er würde lediglich geänderte Sicherheitsmassnahmen für alle Schweizer Flughäfen verfügen. Danach würde der Flughafen Zürich zeitnah aktiv werden mit der Anschaffung solcher Scanner. Die Kosten dafür trägt der Flughafen selber; letztere werden über die Sicherheitsgebühr (aktuell 13 Franken pro Passagier) refinanziert.

«Wir verfolgen die neuen Technologien aufmerksam», schliesst  Zöchling. So wie es aussieht, könnte es trotzdem noch etwas länger dauern, bis auch hierzulande die lästige Flüssigkeitsbestimmung aufgehoben wird. Aber immerhin scheint deren Ende absehbar zu werden.

(JCR)