Flug

Immer mehr Menschen kompensieren die CO2-Emissionen, die durch die Flugreisen verursacht werden. Bild: Rémy Steiner Photography

«CO2-Kompensation sollte beim Buchungsprozess integriert sein»

Nina Wild

Im Sommerferienmonat Juli kompensierten vier Mal mehr Schweizerinnen und Schweizer den CO2-Ausstoss ihrer Flüge. Die Zahl könnte noch deutlich erhöht werden, wenn die Möglichkeit zur CO2-Kompensation direkt beim Buchen möglich ist, glaubt Myclimate-Sprecher Kai Landwehr.

Das Flugzeug ist für viele Menschen noch immer das beliebteste Verkehrsmittel um in die Ferien zu verreisen. Dies zeigen zumindest die Zahlen der Swiss und der Edelweiss – 3,2 Prozent Passagierwachstum verzeichneten die beiden Fluggesellschaften im ersten Halbjahr, wie die Lufthansa Group bestätigt. Auch der Flughafen Zürich wächst, denn der Hub verzeichnete in den ersten sechs Monaten in diesem Jahr ein Wachstum der abgefertigten Passagiere von 2,4 Prozent.

Von Flugscham also keine Spur. Um das schlechte Gewissen und folglich die schädlichen CO2-Ausstösse zu kompensieren, nutzen immer mehr Passagiere das Angebot der Klimaschutz-Organisation Myclimate. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet das Unternehmen im Monat Juni ein Wachstum von 400 Prozent.

Myclimate Sprecher Kai Landwehr ist überzeugt, dass die Anzahl der Kompensationen noch weiter gesteigert werden kann, wenn die Möglichkeit zur Kompensation direkt beim Buchungsprozess eines Fluges – oder generell einer Reise - integriert wird. Vorreiter für dieses System ist die Edelweiss. Seit Ende Juni können Reisende direkt bei der Buchung unter den Zusatzleistungen die Flugkompensation über Myclimate hinzubuchen. Das werde von den Konsumenten sehr gut genutzt und eine erste Bilanz zeigt, dass der Anteil an CO2-Kompensationen enorm gestiegen ist, wie Landwehr gegenüber Travelnews.ch sagt.

Lufthansa und Swiss steigen noch dieses Jahr ein

Auch die Swiss und die Lufthansa planen die Anpassung ihrer Buchungssysteme noch in diesem Jahr. Im Vergleich zu Edelweiss gleicht bei den beiden Airlines nur ein sehr kleiner Teil der Kunden ihre Flüge aus. Das ist darauf zurückzuführen, dass es nicht mehr dem Zeitgeist und Konsumverhalten entspricht, die Daten separat auf der Myclimate-Website einzugeben. Je einfacher die Kompensation ist, desto höher sind die Beteiligungsraten der Flugpassagiere und somit entstehen noch mehr Chancen für den Klimaschutz.

Und wie sieht die Thematik die Airline-Branche generell? Es seien künftig weitere Partnerschaften mit neuen Fluggesellschaften geplant. «Ausserdem merkt man ein deutlich gestiegenes Interesse an Massnahmen für den Klimaschutz in der Flugindustrie und generell von der Unternehmensseite», erklärt Landwehr. Vor einem Jahr erhielt Myclimate wöchentlich ein bis zwei Anfragen täglich, wie Firmen beispielsweise klimafreundlicher werden und ihren Ressourcenverbrauch optimieren können. Seit sechs Monaten stiegen die Anfragen auf vier bis fünf pro Tag.

Auch andere Branchen sollten sich mit CO2-Ausstoss auseinandersetzen

Über die Entwicklung ist man erfreut, denn es zeigt, dass das Umweltbewusstsein und Verantwortung zu übernehmen in der Bevölkerung geweckt ist. Landwehr ist deshalb überzeugt, dass das Thema die Gesellschaft noch lange begleiten wird. Momentan ist der Fokus aber vor allem auf dem Thema Fliegen. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass der Schaden individuell zugeordnet werden kann.

«Wir müssen uns aber genau so sehr mit den CO2-Emissionen in der Landwirtschaft, Ernährung, Individualverkehr und Wohnen auseinandersetzten. In der Schweiz sind diese Bereiche sehr grosse Themen, für die wir Lösungen finden müssen», führt der Myclimate-Sprecher aus. Im Tourismus in der Schweiz werden bereits Projekte wie «Cause we Care» umgesetzt, mit denen die CO2-Ausstösse für Produkte auf der touristischen Wertschöpfungskette ausgeglichen werden können. Dabei wird nicht nur der ökologische Fussabdruck kompensiert, sondern auch gleichzeitig in lokale Förderungsmassnahmen zum Klimaschutz investiert. Solche Massnahmen werden nicht nur von Anbietern sondern auch von den Gästen genutzt und Landwehr sieht grosses Potenzial für weitere solche Projekte in der Zukunft.