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Das neue Bisenkonzept mit Starts auf Piste 16 und die Auffächerung der Starts ab Piste 28 soll die Verspätungsanfälligkeit des Flughafens Zürich künftig lindern. Bild: TN

Flughafen Zürich verpasst Pünktlichkeits-Ziel erneut

Der Personalmangel bei der europäischen Flugsicherung und schwierige Wetterbedingungen vermasseln dem Flughafen Zürich auch in diesem Sommer eine gute Performance.

Nach dem Verspätungssommer 2018 haben zahlreiche Airlines, allen voran die Lufthansa-Gruppe, auf diesen Sommer hin Reserve-Flugzeuge und -Crews zur Seite gestellt, um mögliche Verspätungen und Folgeverspätungen abzufedern. Gemäss der deutschen Flugsicherung sind die Verspätungen in Deutschland im laufenden Jahr leicht rückläufig.

Auch am Flughafen Zürich? Leider nicht. Philipp Bircher, Sprecher des Flughafens Zürich, sagt auf Anfrage von travelnews.ch: «Wir sind bestrebt, dass 80 Prozent der in Zürich abfliegenden Maschinen pünktlich, das heisst mit einer Verzögerung von unter 15 Minuten abfliegen. Diesen Zielwert haben wir auch diesen Sommer nicht erreicht. Primärer Treiber dafür ist, dass im europäischen Luftraum nach wie vor Engpässe bestehen, hauptsächlich ausgelöst durch Personalmangel bei den europäischen Flugsicherungen. Diese Situation führte wie bereits letztes Jahr zu vielen «ATC»-Delays.» Die Restriktionen im übergeordneten Luftraum würden dazu führen, dass am Morgen oft bereits die erste Welle verspätet rausging und sich die Verspätungen bis am Abend nicht mehr aufholen liessen.

Zudem hatte der Flughafen Zürich in diesem Sommer erneut mit schwierigen Wetterbedingungen zu kämpfen, etwa Gewittern direkt über dem Flughafen oder starken Winden. «Da Zürich bezüglich Pünktlichkeit ein wetteranfälliger Flughafen ist, führt das gerade in den Monaten mit hohem Verkehrsaufkommen zu zusätzlichen Verspätungen. Sobald tagsüber nicht wie geplant das Nordkonzept geflogen werden kann, entstehen Verspätungen, die während des Tages nicht mehr wettgemacht werden können», sagt Bircher. Der Grund sei, dass die anderen Konzepte, allen voran das Bisenkonzept, weniger leistungsfähig seien.

«Wir haben deshalb beim Bundesamt für Zivilluftfahrt, BAZL, verschiedene Betriebsreglementsänderungen beantragt, die künftig Entspannung bringen sollen. Da ist einerseits die Entflechtung der sich kreuzenden An- und Abflugrouten im Ostkonzept  – ist in Deutschland noch blockiert –, anderseits das neue Bisenkonzept mit Starts auf Piste 16 geradeaus und die Auffächerung der Starts ab Piste 28.» All diese Massnahmen sollen zu einer spürbaren Verbesserung der Pünktlichkeit führen. Alle Verfahren laufen aber noch, sodass es noch ein paar Jahre dauern dürfte, bis sie umgesetzt werden können.

Spitzentag war der 28. Juli 2019

Der Tag mit den meisten Passagieren war in diesem Jahr der Sonntag, 28. Juli 2019 mit knapp 115'000 Passagieren. Dieser Wert stellt für den Flughafen Zürich einen Allzeitrekord dar. Am ersten Sommerferienwochenende erlebte der Flughafen Zürich zudem einen Klimastreik, dieser verlief indes friedlich ohne nennenswerten Einschränkungen des Betriebs.

Die hohen Passagierzahlen während der Sommermonate dürfte aber auch ein eine Herausforderung für die Flughafenpartnerfirmen sein. Denn alleine in diesem Jahr erwartet der Flughafen Zürich total 90 Tage mit über 100'000 Passagieren an einem Tag. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Anzahl dieser Hochfrequenztage (Tage mit über 100'000 Passagieren an einem Tag) von 22 im Jahr 2017 auf erwartete 90 Tage in diesem Jahr mehr als vervierfacht. 2018 waren es 63 solcher Tage. Dazu sagt Flughafen-Sprecher Bircher: «Trotzdem konnten die Prozesse in den Terminals reibungslos, ohne grössere Zwischenfälle und übermässig lange Wartezeiten für die Passagiere abgewickelt werden. Dies ist sicher der guten Zusammenarbeit zwischen den Partnerfirmen und der vorausschauenden Personalplanung in den verschiedenen Bereichen – sei es Check-in, Bordkartenkontrolle, Sicherheitskontrolle oder Passkontrolle – geschuldet».

(GWA)