Flug

16 Prozent der 214 Flughäfen, die Ryanair in Europa anfliegt, erhalten direkte Unterstützung vom Staat. Bild: Adobe Stock

Ryanair profitiert indirekt von Steuergeld

Eine neue Studie besagt, dass ein Viertel aller EU-Flughäfen, welche von Ryanair zu günstigen Konditionen angesteuert werden, dauerhaft rote Zahlen schreiben und/oder Staatsgelder erhalten. Die Verluste tragen also in vielen Fällen die Steuerzahler.

Die Lobbygruppe «Transport & Environment» hat wieder zugeschlagen. In einer interessanten Studie namens «Analysis of State Aid to Selected Ryanair Airports» wird festgehalten, dass Steuerzahler europaweit bei rund einem Viertel aller Flughäfen, welche von Ryanair angeflogen werden, die Löcher stopfen müssen.

Ryanairs Geschäftsmodell basiert unter anderem darauf, günstige Point-to-Point-Strecken zwischen Flughäfen anzubieten, welche im Grossraum beliebter Metropolen liegen, aber eben nicht die Hauptflughäfen sind. Charleroi wird kurzerhand als Brüssel-Charleroi vermarktet, oder Sandefjord-Torp kurzerhand als Oslo-Torp. Das mag ärgerlich sein, ist aber nicht verboten und Millionen Kunden nehmen dies für einen günstigen Flug auch in Kauf.

Ebenso ist es nach EU-Recht nicht illegal, dass Regionalflughäfen von den Staaten Subventionen erhalten. Allerdings will sich Brüssel diese Praxis nochmals überlegen, was die besagte Studie angeregt hat. Deren Resultate sind ernüchternd: Von den 214 Flughäfen in der EU, welche Ryanair anfliegt, erhalten 35 (16%) staatliche Beihilfe und 17 (8%) verzeichnen weniger als 500'000 Passagiere pro Jahr - wobei hier der Punkt ist, dass eine halbe Million Passagiere die, konservativ berechnet, niedrigste Schwelle ist, mit welcher ein Flughafen überhaupt gewinnbringend geschäften kann. Zu den Flughäfen mit staatlicher Überlebenshilfe zählt laut dieser Studie unter anderem Friedrichshafen am Bodensee. Und die Studie bietet noch nicht mal wirklich das ganze Bild: Gerade die oben genannten Flughäfen Charleroi oder Torp sind nicht vom Staat unterstützt, sondern von lokalen Behörden, kämpfen aber auch mit Problemen hinsichtlich der Profitabilität - und sind auf Gedeih und Verderb auf den Verkehr von Ryanair angewiesen, welche sich diesen Umstand natürlich finanziell zunutze macht.

Fazit für die Lobbygruppe: Brüssel solle sehr wohl die Subventionierung von Regionalflughäfen verbieten. Aus deren Sicht, weil damit auch die übermässige Fliegerei und damit Umweltverschmutzung in Form von CO2-Ausstoss subventioniert wird. Aus anderer Sicht könnte man auch sagen, dass man «garantierte Verlustbringer» generell nicht am Leben erhalten darf. Man darf gespannt sein darauf, wie sich Brüssel in dieser Frage verhalten wird.

(JCR)