Flug

Gleich an fünf Daten der kommenden Sommerferienwochen könnten Passagiere am grössten europäischen Hub zu langen Wartezeiten gezwungen sein. Bild: Sohel Patel

An den Flughäfen von London droht das grosse Chaos

Am grössten europäischen Flughafen London-Heathrow drohen 4000 Mitarbeitende mit Streik mitten in der Ferien-Hochsaison. Auch in Stansted und Gatwick drohen Streiks. Es geht um enorme Lohndifferenzen zwischen Topmanagement und herkömmlichen Mitarbeitenden.

Fliegen Sie in diesem Sommer mal nach oder via London? Dann informieren Sie sich frühzeitig: Über 4000 Mitarbeitende des Flughafens London-Heathrow - mit 80 Millionen Passagieren der verkehrsreichste Flughafen Europas und der grösste Umsteigeflughafen der Welt - wollen für bessere Löhne in den Streik treten.

Konkret wurden folgende Daten als Streiktage angekündigt: 26. + 27. Juli (Do/Fr), 5.+6. August (Mo/Di), 23.+ 24. August (Fr/Sa). In den Streik tritt Personal aus den Bereichen Kundenservice, Technik (Wartungspersonal) und Sicherheit, welches von der Gewerkschaft «Unite» vertreten wird. Die Daten sind nicht zufällig gewählt: Es sind in etwa die Randdaten der britischen Schulferien und es geht darum, für grösstmöglichen Effekt ein «Sommerreise-Chaos» zu schaffen.

Der britische Transportminister Chris Grayling hat bereits an die Gewerkschaft appelliert, den Reisenden bitte nicht die wichtigen Ferien aus ureigenstem Interesse zu vermiesen. Der Flughafen Heathrow hat seinerseits bereits wissen lassen, dass eine «Notfallplanung» stehe und der sichere Flughafenbetrieb gewährleistet sei - wenn auch eben mit gewissen Unannehmlichkeiten. Denn an den betroffenen Daten ist mit bis zu einer Million Reisenden zu rechnen.

Es geht um ungleiche Lohnerhöhungen

Die Streikankündigung folgt wie üblich auf das Scheitern von Lohnverhandlungen. Den Angestellten war eine Lohnerhöhung um 2,7 Prozent über die kommenden 18 Monaten angeboten worden, was diese jedoch ablehnten. Grund für die Ablehnung war einerseits der schlechte Grundlohn für Personen, welche für den Betrieb des Flughafens essenziell seien, dazu erhebliche Lohnunterschiede für gleiche Stellen und vor allem auch das Lohnpaket von Flughafen-CEO John Holland-Kaye. Gemäss dem Jahresbericht des Flughafens stieg der Lohn des Flughafenchef von 2,1 Millionen Pfund im Jahr 2017 auf 4,2 Millionen Pfund im Jahr 2018, also eine Lohnerhöhung um 103,2 Prozent.

Der Flughafen möchte dennoch die Gewerkschaft zurück an den Verhandlungstisch bitten. Weniger, weil das CEO-Package natürlich nicht eine spontane, sondern eine vertraglich zugesagte Lohnerhöhung ist, sondern will mit dem ursprünglichen Angebot 70 Prozent der Angestellten eine Lohnerhöhung von 4,6 Prozent erhalten hätten, was höher als der Teuerungsausgleich wäre.

Auch in Stansted und Gatwick sind Streiks angekündigt

Im Übrigen sind die Angestellten von Heathrow nicht allein: Am Flughafen London-Stansted haben 43 Mitarbeitende des Check-in-Personals angekündigt, ab dem 25. Juli in einen 17-tägigen Streik treten zu wollen. Also auch da wieder just zum britischen Ferienauftakt. Das genannte Personal arbeitet primär für Easyjet und will ebenfalls bessere Löhne haben.

Britischen Medien zufolge gebe es auch am Flughafen London-Gatwick Überlegungen zu möglichen Streikaktionen im Sommer.

Die Meinungen gehen auseinander, ob Sommerferien-Flugbetrieb immer mehr zum Spielball von Erpressungs-Strategien im Arbeitsmarkt wird oder ob es hier tatsächlich die letzte Karte für faire Entlöhnung ist. Kommt es jedenfalls zu diesen Streiks, dürften vor allem britische Reisende «not amused» sein.

(JCR)