Flug

Die Wow Air fliegt nicht mehr. Doch in Island soll nun trotzdem nochmals eine ähnliche Fluggesellschaft aus der Taufe gehoben werden. Bild: Wow Air

In Island ist eine Nachfolgerin von Wow Air in Entstehung

Ehemalige Manager der konkursiten Wow Air planen an einer neuen Airline, wobei der frühere CEO Skuli Mogensen nicht mit einsteigt. Geld scheint vorhanden zu sein.

Vor etwas über vier Monaten ging die isländische Low-Cost-Gesellschaft Wow Air pleite. Die Lücke wurde seitdem nicht geschlossen - wobei manche auch behaupten, dass es besser sei als vorher. Hauptkonkurrentin Icelandair jedenfalls hat keine neuen Ziele eingeführt oder ihre Frequenzen erhöht, ja muss aufgrund des globalen Groundings der Boeing 737MAX gar ihren Sommerflugplan reduzieren (Icelandair hat inzwischen angekündigt, dass es mindestens bis Ende Oktober keine Flüge mit B737MAX geben werde).

Nachdem auch ausländische Airlines wie Easyjet (welche ihre Island-Kapazitäten abbaut) oder Delta nicht in die Bresche gesprungen sind, gibt es nun eben deutlich weniger Flugverkehr am Flughafen Reykjavik-Keflavik; auch die Zahlen der Einreisen nach Island gehen tendenziell zurück. Die früheren Slots von Wow Air sind noch verfügbar.

Doch nun gibt es wieder Bewegung: Laut der isländischen Flughafenbetreiberin Isavia will eine neue Gesellschaft die Lücke füllen. Hinter dieser Gesellschaft mit dem Arbeitstitel WAB («we are back») stehen zwei ehemalige Wow-Manager - nicht aber der frühere Wow-CEO Skuli Mogensen - sowie ein irischer Investmentfonds. Laut dem Fachblatt «Turisti» sollen zunächst mit sechs Flugzeugen zu 16 Zielen in Nordamerika und Europa geflogen werden. Noch ist unklar, um welche Ziele es sich handelt. Gibt es wieder Point-to-Point, wie es die gescheiterte Wow Air versuchte? Oder doch ein anderes Modell mit Flügen an Hubs wie Amsterdam, Frankfurt, London oder New York? Dort wäre das Problem, vernünftige Slots zu erhalten.

Ryanair-Erben mischen mit

Interessant ist ein näherer Blick auf den genannten irischen Investmentfonds. Die Avianta Capital ist im Besitz einer Nachfahrin des Ryanair-Gründers und soll für umgerechnet rund 39 Millionen Franken (fünf Milliarden ISL-Kronen) eine 75-prozentige Beteiligung an der neuen Fluggesellschaft erhalten. Die restlichen 25 Prozent wären bei einer isländischen Investmentfirma namens Neo, hinter welcher vier Isländer (darunter die beiden ex-Wow-Manager) stehen. Neo habe bei zwei isländischen Banken (Arion Bank und Landsbanki) ein Darlehen mit einer Laufzeit von vier Jahren beantragt. Ob diese Banken angesichts der durch die Pleiten von Wow Air sowie Primera Air oder auch den Turbulenzen bei Icelandair Lust haben, sich nochmals auf ein Airline-Abenteuer einzulassen, ist allerdings noch unklar.

Die «WAB» wird überdies von Irelandia Aviation beraten, welche einem der Ryanair-Gründer gehört - womit die Nähe zu Ryanair beim neuen Projekt richtig deutlich wird. Es dürfte wohl auf ein weiteres No-Frills-Flugmodell herauslaufen. Darüber hinaus wird alles von Grund auf neu gemacht. Der Insolvenzverwalter von Wow Air liess nämlich bereits wissen, dass die Vermögenswerte der konkursiten Fluggesellschaft bereits verkauft sind, aber nicht an die oben genannten Personen bzw. Fonds.

(JCR)