Flug

In nicht all zu weiter Zukunft vielleicht ein normaler Anblick für Touristen: So sah die Erde während dem ersten, noch ohne Touristen durchgeführten Spaceflight von Virgin Galactic aus. Bild: Screenshot VirginGalactic.com

Virgin Galactic geht an die Börse

Das Unternehmen für Weltraumtourismus will sich endlich finanziell von Richard Branson lösen und auch endlich erste Kunden ins All fliegen - denn 600 Tickets sind bereits verkauft.

Das Weltraumtourismus-Unternehmen Virgin Galactic, welches zum Virgin-Imperium des britischen Milliardärs Sir Richard Branson gehört, will an die Börse - und zwar noch in diesem Jahr. Dies kündigte Branson diese Woche im US-Fernsehprogramm CNBC an.

Der Hintergrund ist klar. Zum einen will die 2004 gegründete Firma frisches Kapital, um endlich die ersten Touristen in den Weltraum befördern zu können. Das soll nun innerhalb eines Jahres geschehen. Darüber hinaus will die Firma nicht mehr ausschliesslich von Branson selber finanziert sein. Und zu guter Letzt kann sie als erstes Weltraumunternehmen an der Börse Geld abschöpfen und so vielleicht am besten von diesem Hype um den Tourismus der Zukunft profitieren.

Das Weltraumtourismusprojekt von Virgin Galactic liegt schon lange in den Startlöchern; das eigene Raumflugzeug namens SpaceShipTwo hat bereits zwei Flüge in den Weltraum absolviert, allerdings noch ohne Touristen. Darüber hinaus hatte ein tödlicher Unfall mit der VSS Enterprise das Projekt 2014 zurückgeworfen.

Bevor die Aktien öffentlich angeboten werden, soll Virgin Galactic mit dem Unternehmen Social Capital Hedosophia (SCH) des früheren Facebook-Managers Chamath Palihapitiya verschmolzen werden - irgendwann im zweiten Halbjahr 2019. SCH soll dann 49 Prozent an der mit rund 1,5 Milliarden Dollar bewerteten Firma halten. Branson geht davon aus, dass das Unternehmen bereits zwei Jahre nach der Börsenpremiere Gewinn machen wird.

Kein Geld aus Saudi-Arabien

Laut Richard Branson kostete ihn die Firma rund 35 Millionen Dollar pro Monat, nach einem Investment von einer Milliarde Dollar. Deshalb war die Firma schon länger auf der Suche nach neuen Investoren. Eine Milliarde schien in Saudi-Arabien bereit zu liegen, doch Branson verzichtete nach der Affäre um den Mord an Jamal Khashoggi die Verhandlungen mit Saudi-Arabien auf Eis.

Wenn die Gäste dereinst mal mit Virgin Galactic reisen können, wird es so aussehen: Sechs Passagiere fliegen gleichzeitig und den Suborbitalbereich und sehen damit durch grosse Fenster die Krümmung der Erde und einen pechschwarzen Himmel, währenddem sie schwerelos durch die Kabine schweben. Zunächst geht es mit einem Trägerflugzeug auf 10'000 Meter, von wo aus dann das Hybridflugzeug (Jet uund Rakete) von Virgin Galactic mit dreifacher Schallgeschwindigkeit bis auf rund 80 Kilometer Höhe fliegt. Bei der Rückkehr fällt das Flugzeug zunächst, bevor es in Gleitflug übergeht und letztlich ganz normal landet.

Laut Virgin Galactic wurden bereits 600 Tickets zum Initialpreis von 250'000 Dollar pro Ticket verkauft. Darüber hinaus seien 2500 Personen auf einer Warteliste, denn der Vorverkauf wurde infolge der Verzögerungen eingestellt. Aktuell werden die bereits gebuchten Gäste mit Goodies bei Laune gehalten, etwa mit kostenlosen Ausflügen nach Chile, um dort eine Sonnenfinsternis zu sehen. Sie finden das teuer? Die Tickets beim Konkurrenten SpaceX von Elon Musk dürften noch deutlich teurer sein - dafür geht es dann auch wirklich in den Weltraum hinaus und nicht «nur» in den Suborbitalbereich.

(JCR)