Flug

Zurückstellen oder nicht zurückstellen: Das ist hier die Frage. Bild: Gerrie van der Walt.

Gute Frage Ist es egoistisch, wenn man die Rückenlehne im Flugzeug zurückstellt?

Sie sorgt immer wieder für Streitereien: Die Rückenlehne bei den Flugzeugsitzen. Darf man sie zurückstellen, oder soll man aus Rücksicht auf den Passagier hinter sich darauf verzichten?

Jeder Flugpassagier weiss: Eigentlich kann man die Lehne jedes Sitzes nach hinten klappen. «Eigentlich» darum, weil sich das in der Praxis viele Fluggäste gar nicht mehr trauen. Natürlich gibt es nach wie vor Passagiere, die ihre Rückenlehne nach dem Erlöschen des Anschnallzeichens ganz selbstverständlich maximal nach hinten klappen und den Rest des Fluges in dieser Position verweilen. Dabei dürfte sich der dahinter Sitzende ziemlich sicher denken: «Na toll, so ein Egoist!»

Wobei sich da dem einen oder anderen die Frage stellen dürfte: Wenn es die Funktion gibt, ist sie ja ziemlich sicher auch dafür gedacht, dass man sie nutzt, oder? Ja, sagen Flugbegleiter. Es gibt aber Ausnahmen: Nicht beim Start, bei der Landung und während der Essenszeit. Das ist nachvollziehbar: Wenn der Passagier hinter einem sein Tischchen ausklappen muss, gebührt es ja eigentlich nur schon die Rücksichtnahme, die Sitzlehne wieder hochzustellen.

Die Länge des Fluges macht auch etwas aus: Auf der Kurzstrecke kann man ja vielleicht auf das Zurückklappen der Sitzlehne verzichten. Aber auf einem Langstreckenflug wäre es ja irgendwie schon bequemer, nicht? Wie also nun das Problem angehen?

Mögliche Lösungen für das Dilemma:

  • Die Person hinter einem Fragen, ob es für sie okay ist, wenn man die Rückenlehne nach hinten stellt. Dabei muss man allerdings damit rechnen, dass der andere tatsächlich nein sagt.
  • Die Airlines hören damit auf, Sitze mit Rückstellfunktion produzieren zu lassen oder verbieten einfach das Zurückstellen der Lehnen – zumindest auf der Kurzstrecke. So hätten alle Passagiere dieselben Voraussetzungen.
  • Oder umgekehrt: Nach Erlöschen des Anschnallzeichens werden alle Passagiere vom Maître de Cabine darauf aufmerksam gemacht, dass sie nun die Sitzlehne nach hinten stellen dürfen/sollen/müssen. Wenn jeder seine Lehne nach hinten stellt, hat ja eigentlich wieder jeder gleich viel Platz. Ausgenommen Passagiere, die in der hintersten Reihe sitzen. Aber die haben wahrscheinlich entweder nicht rechtzeitig eingecheckt oder sich die gebührenpflichtige Sitzplatzreservation bewusst gespart, weil es ihnen egal ist.
  • Eine weitere Variante, (die tatsächlich schon vorgekommen ist): Man bereitet sich als leidgeprüfter Flugpassagier entsprechend vor und verteilt im Flugzeug direkt nach dem Einsteigen jedem einzelnen Passagier einen Zettel, auf dem zu lesen ist, dass das Zurückstellen der Fluglehne absolut asozial und deshalb tunlichst zu unterlassen ist. Dabei ist es natürlich von Vorteil, wenn man eine gewisse Statur aufweist und die Mitfliegenden beim Verteilen der Zettel möglichst böse anfunkelt. Beliebt macht man sich damit sicherlich nicht, aber eine gewisse Effizienz dürfte diese Art der Eigeninitiative durchaus haben.
  • Man kauft sich einen «Knee Defender»: Dieses Gadget ist aus Plastik und passt problemlos in die eigene Hosentasche. Im Flieger kann es an den Halterungen des herunterklappbaren Esstisches angebracht werden und verhindert damit, dass die Lehne des Vordersitzes heruntergeklappt werden kann. Viele Airlines verbieten dieses Gadget allerdings. Und man muss damit rechnen, dass sich ein Zurücklehnenfreudiger Vordermann unter Umständen beschweren wird.

Warum die Rückenlehne des Vordermanns überhaupt für Ärger sorgt

Laut Psychologen ärgert die Mitfliegenden am Zurückstellen der Sitzlehne des Vordermanns vor allem die Tatsache, dass sie der Willkür des Passagiers vor ihnen ausgesetzt sind. So kann man nie wissen, wann der Vordermann sich dazu entschliesst, seine Rückenlehne nach hinten zu stellen und sich dementsprechend nicht darauf vorbereiten.

Am besten hilft hier wohl - wie so oft im Leben - miteinander reden. Wie handhaben Sie das «Problem Sitzlehne»? Machen Sie mit bei unserer Umfrage.

(LVE)