Emirates verschärft das Unbundling der Business-Tarife

In der Luftfahrt ist das Unbundling der Economy-Tarife längst Realität. Mit oder ohne (Hand-)Gepäck, mit oder ohne Mahlzeit, mit oder ohne Umbuchungsmöglichkeit: Fluggäste haben inzwischen massenhaft Preis- bzw. Leistungsoptionen, was die Übersicht bei diesen wie auch bei den Wiederverkäufern nicht eben vereinfacht.

Der Hintergrund war bislang klar: Das Basic-Produkt wurde verteuert, indem es ein «wirklich total basic»-Produkt zum tiefsten Preis gibt, wo dann aber fast jede zusätzliche Leistung separat bezahlt werden muss. Das ist auch längst nicht mehr nur bei Lowcostern so, sondern längst auch bei etablierten «Flag Carriers» angekommen. Was bisher jedoch nicht angetastet wurde, war die Business Class.

In den so genannten Premiumklassen (und da sprechen wir nicht von Premium-Economy) ist normalerweise alles im Preis inkludiert, wobei sich die Leistungen natürlich je nach Airline unterscheiden. Doch Emirates-CEO Tim Clark hatte bereits vor einiger Zeit gegenüber dem US-Branchenportal «Skift» erklärt, dass ein Unbundling der Business-Tarife durchaus denkbar sei - etwa, indem man einen Preis lediglich für das Business-Produkt in der Luft verkauft, dabei aber herkömmlich dazu gehörende Goodies wie Lounge-Zugang oder Limousinen-Service vom Tarif ausschliesst.

Und genau dies scheint Emirates nun eingeführt zu haben. Es sind bereits so genannte «Special Fares» im Umlauf, welche bereits vorhandene speziellen Business-Tarife ergänzen. Konkret also «Special» (tiefste Kategorie), «Saver», «Flex» und «Flex Plus», wie das Portal Onemileatatime berichtet. Bei «Special» sind Lounge-Zugang, der Emirates-Chauffeur, das mögliche Meilen-Upgrade in First Class nicht inkludiert; vor allem der fehlende Lounge-Zugang ist ein Novum. Darüber hinaus erhalten Passagiere mit dem Special-Business-Tarif (in Buchungsklasse H und bislang nur auf einzelnen Strecken verfügbar) auch deutlich weniger Meilen.

Emirates hat nicht das Unbundling der Business-Tarife per se erfunden und praktiziert dies ja bereits, ist aber in dieser No-Frills-Form ist die Golf-Airline jetzt sicherlich wieder ein Vorreiter. Ist ein solches Unbundling einfach nur wieder ein Umsatzoptimierungstrick, oder entspricht er einem echten Bedürfnis? Wohl wirklich beides: Manche schätzen an der Business Class wirklich nur den Platz in der Luft, vor allem die gute Schlafmöglichkeit, während andere vor allem das schnelle Check-in mögen, oder den Lounge-Zutritt. Je nach Präferenz wird dann bezahlt. Das hat natürlich auch bei der Kostenkontrolle im Geschäftsreisebereich Auswirkungen. Wer alles will, bezahlt eben mehr.

Umgekehrt kann Emirates möglicherweise leer bleibende Business-Sitze in den A380 so zu etwas günstigeren Preisen füllen - ohne jedoch die Preise verschleudern zu müssen: Man kann sich auf den Kundenwunsch beziehen. Oder im Idealfall gutes Upselling betreiben. Und ab 2020 differenziert Emirates mit der Einführung einer Premium Economy dann noch weiter. Aktuell scheint Emirates jedoch keine grosse Werbung für den «Special»-Tarif zu machen - möglicherweise aus Angst vor einem Downgrading herkömmlicher Business-Passagiere.

Warum hat man in der Schweiz noch nichts von den Special-Tarifen in Business gehört? Ganz einfach: In der Schweiz sind diese nicht verfügbar. Ob und wann sie kommen, ist laut Emirates Schweiz noch völlig offen. Bislang sind diese Tarife nur auf ausgewählten Strecken ab Dubai buchbar. Wer in den Genuss dieses Tarifs kommen will, müsste also zwei separate Tickets - eins von der Schweiz nach Dubai und eins von Dubai zum Endziel - buchen, was angesichts der möglichen Ersparnis von lediglich ein paar Hundert Franken kaum Sinn machen dürfte. Darüber hinaus ist der Special-Tarif kein permanenter Tarif, sondern eine Art «Bedarfstarif» für Emirates.

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