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Die polnische Enter Air könnte schon bald 80 Prozent an der Schweizer Airline Chair halten. Bild: Enter Air

Die neue Schweizer Airline dürfte bald polnisch sein

Enter Air, aktuell Minderheitsaktionärin bei Chair Airlines, besitzt ein verankertes Kaufrecht für weitere Aktien, womit sie dann die Mehrheit hätte. Diese Option will sie einlösen.

Gross ist sie, die Freude über die «neue Schweizer Airline» Chair: Aus der teutonischen «Germania» wurde die «CH-Air», und die Eigentümerin oder zumindest Mehrheitsaktionärin ist die in Zürich ansässige Albex Aviation von Leyla Ibrahimi. Die Airline setzt im Namen und Design konsequent auf diese Swissness.

Dass sich dies ändert, ist nicht anzunehmen. Und doch dürfte es sich rechtlich bald nicht mehr um eine Schweizer Airline handeln. Denn die polnische Enter Air könnte bald die Mehrheit haben. Zur Erinnerung: Anfangs Mai wurde bekannt, dass sich Enter Air, eine Charterfluggesellschaft mit Sitz in Warschau, an der damaligen Germania Flug AG (heute eben Chair Airlines AG) beteiligt. Gemäss den Bestimmungen des Investitionsvertrags übernahm Enter Air 49 Prozent der Anteile am erhöhten Grundkapital der Gesellschaft gegen eine Bareinlage in Höhe von 2 Millionen US-Dollar. Doch nun kommt's: Im Bericht zum Abschluss des Investitionsvertrags zwischen Enter Air und Germania Flug AG - auf der polnischen Enter-Air-Website in der holprigen Google-Übersetzung nachzulesen - steht, dass das Investment-Agreement auch eine Kaufoption beinhaltet. Diese berechtigt Enter Air, zu einem festgelegten Preis weitere Aktien zu zeichnen, wodurch Enter Air letzten Endes bis zu 80 Prozent der Aktien von Chair Airlines halten könnte. Damit wäre die Albex Aviation nur noch Minderheitsaktionär.

Laut «Aerotelegraph» haben die beiden beim Chair-Launch anwesenden Manager von Enter Air bestätigt, dass die Kaufoption definitiv gezogen werde. Der Zeitpunkt ist allerdings noch nicht bestimmt. Möglicherweise will Enter Air zunächst auch mal schauen, ob die hochgesteckten Ziele - etwa die Profitabilität per Ende 2020 - erreicht werden. Geld hat die 2010 gegründete Enter Air jedenfalls genug; im letzten Jahr resultierte ein solider Gewinn von umgerechnet 17,49 Millionen Franken.

Grund zur Beunruhigung muss die absehbare Übernahme der Mehrheit durch Enter Air nicht sein. Swiss beweist schon lange, dass eine auf Swissness setzende Airline auch mit ausländischer Eigentümerschaft sehr erfolgreich operieren kann.

(JCR)