Flug

South African Airways leidet unter zu viel staatlicher Einmischung in den Betrieb der Airline. Bild: JCR

Wohin steuert South African Airways?

Da glaubte man den südafrikanischen National Carrier auf dem Weg nach oben, und nun das: CEO Vuyani Jarana verlässt das Unternehmen, weil er mit dessen komplizierten Strukturen nicht klar kommt, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Carriers einschränken.

Nach einer langen Phase der wirtschaftlichen und finanziellen Probleme befindet sich South African Airways (SAA) wieder auf dem Weg nach oben. Dies war der Eindruck bzw. die Erkenntnis, welche Teilnehmer an der südafrikanischen Einkaufsmesse Indaba jüngst erhielten. Dass der südafrikanische National Carrier in geordneten Bahnen fliegt, hatte viel mit der Ernennung eines neuen CEO im November 2017 zu tun.

«Seit Vuyani Jarana CEO ist, werden für unsere Airline auch kommerzielle Entscheidungen getroffen, nicht nur staatliche und politische. Das Betriebswirtschaftliche mit einem guten Produkt für die Kunden steht im Mittelpunkt. Damit können wir den Turnaround schaffen», sagte Gallus Haidle (Marketing Manager Kontinentaleuropa, SAA) in Durban und erklärte sich mit der Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren zufrieden.

Vuyani Jarana

Und jetzt das: Am Wochenende bestätigte der Verwaltungsrat der SAA, dass Group CEO Vuyani Jarana seinen Rücktritt eingereicht habe, und akzeptierte diesen. SAA-Chairman JB Magwaza bedankte sich wie üblich für die Leistungen und wünschte Jarana alles Gute für die Zukunft, und dass man per sofort mit der Regelung der Nachfolge beginne. Jarana bleibt noch bis Ende August im Amt, um eine geregelte Übergabe der Aufgaben zu gewährleisten. Alles in Ordnung?

Denkste. Hinter den Kulissen muss es gewaltig gekracht haben. Gemäss «The South African» hat sich Jarana darüber beschwert, dass die von ihm implementierte Strategie «systematisch unterwandert» werde, weshalb er nicht mehr garantieren könne, dass die bis 2021 definierten Turnaround-Ziele erreicht werden. Nicht, dass diese einfach zu erreichen gewesen wären. Jarana störte sich aber am komplizierten System der staatlichen Kontrolle: Diverse - auch dringende - Geschäfte waren oftmals gegenüber der Regierung vorlagepflichtig, was die Wettbewerbsfähigkeit einschränke. Dazu wurden Gelder, die eigentlich zu Investitionen nötig gewesen wären, an Kreditoren verteilt, während gleichzeitig drei Mal allein während Jaranas kurzer Amtszeit die Löhne an SAA-Angestellte nicht rechtzeitig bezahlt werden konnten.

Ist die Konsolidierung der Airline in Gefahr?

Für South African Airways kommt dieser «Rücktritt mit Nebentönen» einem herben Imageverlust gleich. Jarana, der vom Telekommunikationskonzern Vodacom kam, wurde gemeinhin als Signal für eine Neuausrichtung angesehen, so dass die notwendige Sanierung endlich realisiert werden könne. In den Jahren davor hat die Fluggesellschaft über mehrere Jahre nur rote Zahlen erwirtschaftet und wurde nur mit Krediten, Schuldenübernahmen oder Stundungen am Leben erhalten.

Einer der ersten Schritte, die Jarana unternommen hatte, war eine Ausdünnung des Inlandsverkehrs, so dass diverse Flüge von der Lowcost-Airline Mango (die ebenfalls zum SAA-Konzern gehört) übernommen wurden. Mango ist komplett von Technik über Reservierung bis zum Flugplan in das System von South African Airways integriert.

Um wie geplant bis 2021 wieder in die Gewinnzone zu kommen, hatte Jarana darüber hinaus im Februar eine Aufteilung des Flugbetriebs organisiert: Der inländische, der afrikanische und der Interkontinentalverkehr bilden seitdem drei voneinander getrennte Geschäftsbereiche - ohne dass damit eine Aufspaltung der Airline geplant ist.

Partnerairline innerhalb der South African Airways (SAA) Allianz ist die Regionalairline SA Express mit einem Flugnetz innerhalb Südafrikas und den Nachbarländern. Das Netzwerk der vor 25 Jahren gegründeten SA Express, welcher im vergangenen Jahr für rund drei Monate die Betriebserlaubnis entzogen worden war, umfasst zwölf Ziele in Südafrika und einige Städte in den Nachbarländern. Hier gibt es wenige Überschneidungen mit der Regionalairline Airlink, einem weiteren Partner innerhalb der SAA, die mit der South African Airways im Rahmen einer Codeshare-Vereinbarung kooperiert. Airlink deckt den gesamten Raum des südlichen Afrikas ab.

Vorsichtiger Optimismus im deutschsprachigen Raum

Für Haidle - mit welchem wir vor der News vom Abgang Jaranas gesprochen hatten - liegt die Fluggesellschaft im deutschsprachigen Raum jedenfalls auf einem guten Weg. Der Fokus liege nun wieder auf die Touristik. «Die Branche ist für uns sehr wichtig», so Haidle, «wir kooperieren mit diversen Veranstaltern, 2020 wird es stabile Veranstalterpreise geben. Wir können sie halten, obwohl es einen enormen Preisdruck gibt.»

Nach einer Auslastung von rund 79 Prozent im vergangenen Jahr müsse SAA eine geringere Zahl an Vorausbuchungen konstatieren. «Es ist klar feststellbar, dass die Zahl der Einzelreisen zunimmt, dafür lässt das Gruppengeschäft nach. Das ist für uns schwerer für die Planung.» Die Wahlen sind Anfang Mai problemlos abgelaufen, doch nun sei auch die Entwicklung nach den Wahlen abzuwarten, gibt Haidle zu bedenken. Damit hatte er aber nicht den abrupten Abgang von Jarana gemeint.

(JCR)