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Dass Icelandair die Sommerkapazitäten herunterfährt, hat mehr mit dem B737Max-Grounding als mit Nachfrageproblemen zu tun. Was nicht heisst, dass die ursprünglich geplanten Sommerkapazitäten im kommenden Sommer wieder gleich geplant werden. Bild: skeeze

Gesunde Island-Nachfrage trotz Kapazitätswirren

Icelandair sollte nach dem Grounding von Wow Air profitieren, ist nun aber wegen dem Grounding der Boeing 737Max selber eingeschränkt. Easyjet stellt derweil die Strecke Basel-Reykjavik ab kommendem Winter still. Wie geht es der Flugnachfrage nach Island?

Von den Island-Spezialisten hört man derzeit, dass sich die Nachfrage für das nordische Land deutlich abkühlt, sich allerdings auf immer noch gutem Niveau befindet. Dadurch müssten eigentlich weniger Flüge nach Island gebucht werden. Dass in vielen Märkten mit dem Grounding von Wow Air Flugkapazität aus dem Markt genommen wurde (allerdings nicht in der Schweiz) könnte den verbleibenden Anbietern in die Hände spielen. Wieso reduziert nun auch Icelandair ihre Kapazitäten aus der Schweiz reduziert? Das hat seine Ursache nicht bei der Nachfrage.

«Wir müssen unseren Sommerflugplan aufgrund des B737Max-Groundings leider weiter anpassen und einschränken», erklärt Lukas Hofmeister (Sales Manager DACH/Westeuropa, Icelandair) auf Anfrage von Travelnews. Dies betreffe einzelne Verbindungen ab Genf und auch ab Zürich, was allerdings gut abgefedert werde, da teilweise die «double daily»-Verbindungen auf ein Flugzeug gebucht werden. Doch sei die Nachfrage immer noch gut, weshalb es im Sommer auf diesen Maschinen langsam Kapazitäts-Engpässe gebe, die man mit «akzeptablen Lösungen» zu überwinden versuche. «Viele Gäste zeigen aufgrund der aktuellen Situation grosses Verständnis», versichert Hofmeister.

Eine Entspannung der Lage ist jedenfalls nicht so schnell in Sicht. «Wir rechnen aktuell mit einem Grounding bis zum 15. September 2019 und haben bis zu diesem Datum auch unsere Flugpläne angepasst», versichert Hofmeister. Sollte sich die neue Abnahme der B737Max weiter hinziehen, werde unter anderem die Verlängerung der kürzlich geschlossenen Leasingverträge mit Euroatlantic (2 Boeing 767, 1 Boeing 757) sowie weitere kurzfristige Leasings ins Auge gefasst. Zusätzlich steht Icelandair ein weiteres Flugzeug von Air Iceland Connect zur Verfügung. «Die vier aktuellen Flugzeuge helfen uns bereits sehr, die Einschränkungen im Flugplan abzufedern», sagt Hofmeister und gewinnt der Situation auch Positives ab: «So hat die geleaste Boeing 767 in der Saga Premium Class als erstes Muster in unserer Flotte Lieflat-Sitze. Natürlich nur vorübergehend, aber wir nutzen diesen Zeitraum um zu schauen, wie dieses Produkt bei unseren Kunden ankommt. »

Island-Geschäft gut, Nordamerika-Geschäft weniger

Auf die gesamte Nachfrage für Island angesprochen, gibt Hofmeister Entwarnung: «Das Sommergeschäft bei uns läuft gut, gerade Island wird aus all unseren sieben Gateways in Deutschland und der Schweiz stark gebucht.» In Deutschland sei der Wegfall von Wow Air natürlich positiv spürbar. Eine Flaute in der Schweiz sieht Hofmeister aber nicht: «Ab Zürich liegen wir jetzt schon in dem Sommermonaten Juni-August etwa 10 Prozent über den Vorjahresbuchungen, bei aktuell fast gleicher Kapazität aufgrund der Flugplaneinschränkungen.»

Dagegen gestalte sich das Geschäft mit Nordamerika schwierig, «hier gibt es diesen Sommer einfach zu viele Kapazitäten im Markt», so Hofmeister – und dies trotz Wegfall von Wow Air. Icelandair will hier konsequent auf den USP der Stopover-Programme setzen.

Easyjet stellt Basel-Keflavik ein

Aufgrund des Groundings von Wow Air planen laut dem isländischen Fachblatt «Turisti» inzwischen British Airways und Wizz Air, ihre Kapazitäten nach Island zu erhöhen. Derweil schätze Easyjet die Lage anders ein und reduziere ihr Angebot nach Island, aufgrund hoher Kosten und Nachfrageeinbrüchen im britischen Quellmarkt, deutlich ein. So will sich die Airline nur noch auf stark nachgefragte Routen und Daten konzentrieren.

Wie sieht das in der Schweiz aus, wo Easyjet der wichtigste Konkurrent von Icelandair im Island-Flugverkehr ist? So wie es in den Buchungssystemen aktuell aussieht, wird Easyjet ab dem kommenden Winter keine Flüge mehr zwischen Basel sowie Genf und Keflavik mehr anbieten. Im letzten Winter wurde die Strecke Basel-Keflavik angeboten, zeitweise gab es auch ab Genf Winterflüge. Handelt es sich um eine generelle Einstellung der Winterverbindungen ab der Schweiz nach Island durch Easyjet?

Auf Anfrage von Travelnews erklärt Easyjet Schweiz: «Wir bestätigen, dass die Strecke von Basel nach Keflavik ab Oktober 2019 nicht mehr angeboten wird. Easyjet überprüft regelmässig alle Strecken, um sicherzustellen, dass das  Streckennetz am besten der Kundennachfrage entspricht und diese kann regional variieren. Die Strecke zwischen Genf und Keflavik ist eine saisonale Sommerverbindung. Wie jedes Jahr überprüft Easyjet sein Streckennetz für die nächste Sommersaison und wird zu gegebener Zeit ein Update zu den Flügen zwischen Genf und Keflavik veröffentlichen.»

(JCR)