Flug

Die IATA rechnet mit mindestens 10-12 weiteren Wochen, bevor eine B737Max wieder abheben darf. Boeing versucht inzwischen verzweifelt, wieder Vertrauen herzustellen - über die Methoden dazu kann man sich streiten. Bild: Boeing

Boeing gesteht Fehler ein – und begeht gleich den nächsten

Die Boeing 737Max bleibt voraussichtlich noch mehrere Monate gegroundet. Der Boeing-CEO hat derweil endlich Fehler in der ganzen Sache eingestanden. Doch aus den Fehlern gelernt scheint Boeing angesichts des jüngsten Software-Release zur 737Max wenig gelernt zu haben.

Dennis Muilenburg, der allmächtige Präsident, Chairman und CEO der Boeing Company, ist nach viel defensive PR-Arbeit nun doch öffentlich zu Kreuze gekrochen in der ganzen Affäre rund um die gegroundeten Modelle B737Max. «We clearly fell short», liess er wissen, und räumte ein, dass die Implementierung der Pilotenassistenten-Software MCAS «nicht korrekt» durchgeführt wurde. Fehlfunktionen bei dieser Software haben wahrscheinlich zu den Abstürzen von B737Max von Lion Air und Ethiopian Airlines geführt. Die Unfälle werden noch untersucht.

Die Flugzeuge dieses Typs sind seit Wochen gegroundet. Boeing steht in der Kritik, dass Hinweise von Piloten zu Problemen mit der Software nicht Ernst genommen wurden. Darüber hinaus gab es für die Piloten nach Einführung der Software gar keine richtige Schulung.

Inzwischen hat sich Boeing bemüht, schnell eine überarbeitete Software anzubieten. Die Zulassungsbehörden lassen sich aber Zeit, diese Software genau zu prüfen. Und wie «CNN» nun meldet, hat Boeing für die Implementierung der überarbeiteten Software zwar ein computerbasiertes Training für Piloten vorgesehen, aber (einmal mehr) kein Simulator- oder gar Realtime-Training für Piloten. Was soll schon schiefgehen?

Bloss nicht pressieren

Nun, rein computergestütztes Training könnte den Airlines viel Zeit einsparen, wenn die B737Max dereinst wieder zugelassen sind. Aktuell verlieren die Airlines Geld wegen dem Grounding, wofür bei Boeing schon von verschiedenen Seiten Regress gefordert wird. «Time is money», aber Unsicherheit kann noch mehr Geld kosten. Alexandre de Juniac, Generaldirektor und CEO der IATA, forderte klar ein von den verschiedenen Zulassungsbehörden koordiniertes Genehmigungsverfahren für die B737Max. Was natürlich die Zulassung dieses Flugzeugs um weitere Monate herauszögern könnte. Aktuell rechnet niemand damit, dass die Flugzeuge vor Ende August wieder abheben können. Und den Zulassungsprozess nun auf Teufel komm raus schnell durchzuführen, dürfte tatsächlich weder gut noch imagefördernd sein.

Zur Diskussion stehen derweil auch Umfirmierungen des Krisenflugzeugs – von Präsident Trump angeregt (dieser ist selber infolge der Pleite von Trump Air Shuttle sowie der Verquickung von Boeing mit der US-Regierung aber als Experte zweifelhaft), sowie auch von zahlreichen Experten, die sich bei «Aerotelegraph» äussern. Der Begriff «B737Max» ist inzwischen «toxisch», da könnte das schon Sinn machen. Ob Boeing dies wirklich in Erwägung zieht, ist nicht belegt.

(JCR)