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Finnair hat neue Codeshare-Partner und blumige Marketingpartner (hier auf der Livery ein Marimekko-Design) - bei der Umweltbilanz sieht es weniger blumig aus. Bild: Finnair

Finnair zwischen Jubel und Trubel

Die Airline hat soeben erfolgreich ihren Footprint im Kernmarkt China ausgebaut. Beim Nachweis des ökologischen Footprint hat die Airline allerdings geschummelt und erntet nun heftige Kritik.

Finnair war in den letzten Tagen regelmässig in der Medienwelt präsent. Zwei Mal absichtlich, einmal wohl eher unabsichtlich.

Absichtlich, als es um neue Codeshares mit chinesischen Partnern ging. So wurde vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass Finnair mit der chinesischen Juneyao Air ab dem 28. Juni 2019 eine Codeshare-Partnerschaft eingeht (Codeshare-Flüge sind schon jetzt buchbar). Im Rahmen dieser Codeshare-Vereinbarung wird der HO-Code von Juneyao Air auf dem Helsinki-Shanghai-Flug von Finnair platziert, und der AY-Code von Finnair auf dem Flug von Shanghai nach Helsinki von Juneyao Air. Juneyao-Passagiere können so problemlos zu inländischen Finnland-Zielen wie Rovaniemi, Ivalo, Oulu, Kemi oder Kuopio weiterreisen, Finnair-Passagiere können ihrerseits die Präsenz von Juneyao Air in China nutzen und mit dem Codeshare zu Städten wie Harbin, Shenyang, Dalian, Xi'an, Chongqing, Qingdao, Xiamen, Zhangjiajie, Kunming, Fuzhou und Nanjing reisen.

Nur kurz später wurde auch eine Partnerschaft mit China Southern angekündigt. Am 1. Juni starten Finnair und China Southern eine neue Codeshare-Partnerschaft zwischen Helsinki und Guangzhou sowie zu ausgewählten Zielen im Süden Chinas. Die neuen Codeshare-Flüge erweitern das Angebot von Finnair in China um fünf neue Ziele: Finnair-Reisende können mit China Southern via Guangzhou nach Changsha (CSX), Chongqing (CKG), Hangzhou (HGH), Nanjing (NKG), Sanya (SYX), Wenzhou (WNZ), Xiamen (XMN) und Xi´an (XIY) weiterfliegen.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Allianz-Hintergründe. Finnair, ein Oneworld-Mitglied, ist jetzt Partner von Juneyao, einem Affiliate-Mitglied der Star Alliance. Bei China Southern stellt sich die Frage nicht mehr: Die Airline trat Ende 2018 aus der Skyteam-Allianz aus, eben um freier Partnerschaften eingehen zu können, wie jetzt mit Finnair.

Ungemach im Umweltmarketing

Auf diese an sich erfreulichen Meldungen folgte eine weniger erfreuliche: Das finnische Portal «Yle» kreidete der Airline irreführendes Marketing beim Thema Umweltschutz an – und die Airline musste Fehler eingestehen. Konkret ging es darum, dass Finnair bei einer Kampagne namens «Push for change» den Passagieren mittels einem Kalkulator hilft, deren CO2-Fussabdruck zu ermitteln und diese aufmuntert, so genannte «CO2-Offsets» zu kaufen. In diesem Zusammenhang wirbt Finnair auch damit, dass sie ihre eigenen Emissionen bis 2020 signifikant reduzieren wolle.

Nur kann und wird sie Letzteres nicht einhalten, wie die Airline nun zugeben musste. Finnair hat aufgrund ihrer Expansion schon in den letzten fünf Jahren ihren CO2-Footprint vergrössert und wird dies auch im kommenden Jahr noch tun. Mit 1,1 Megatonnen Ausstoss allein auf Europastrecken ist Finnair bereits der viertgrösste Produzent von Treibhausgasen in Finnland.

Es ist die altbekannte Problematik. Es gibt natürlich Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen, doch werden diese durch die Expansion weggefressen. Finnair hat nun gar angekündigt, dass es gar keine Ziele für eine effektive Reduktion bis 2050 gebe. Allerdings gebe es ein klares Ziel, den CO2-Ausstoss pro Passagier zu reduzieren, also eine Effizienzsteigerung hinzubekommen, welche den Ausstoss gemessen am Wachstum abfedert. Aber eben, unter dem Strich immer noch mehr Ausstoss als zuvor, wodurch Versprechungen über Reduktionen (und der Gewissensdruck auf die eigenen Passagiere) eigentlich hinfällig sind.

(JCR)