Flug

Fliegen wir künftig in Raketen/Passagierjet-Hybriden um die Welt? Die aktuelle Antriebsforschung zielt darauf hinaus. Bild: Reaction Engines

Zum Lunchtermin schnell nach New York

Die Anreise zum Flughafen in London dürfte künftig länger dauern als der Flug nach New York. Eine neue britische Antriebstechnologie verspricht Transatlantikverbindungen unterhalb einer Stunde. Trotz erfolgreicher Tests dürfte es aber noch Jahre bis zur Umsetzung dauern.

Das britische Technologieunternehmen Reaction Engines hat mit «Sabre» einen Antriebsmotor geschaffen, welcher sowohl für Jet-Flugzeuge als auch für die Raumfahrt einsetzbar sein soll und «viel schnellere Geschwindigkeiten als herkömmliche Jet-Antriebe» erlauben wird. Die Rede ist von Maximalgeschwindigkeiten von bis zu Mach 5: «Mach» ist zwar keine Geschwindigkeits-, sondern eine Verhältnis-Angabe, aber die Rede ist damit doch von Geschwindigkeiten von rund 5400 km/h auf 10‘000 Metern Höhe. Das wäre mehr als doppelt so schnell wie das frühere Überschall-Passagierflugzeug Concorde und auch deutlich schneller als der bis dato schnellste bemannte Flug, wo ein Militärjet SR-71 «Blackbird» bis Mach 3,3 kam.

Das verleitet natürlich zum Träumen. Die Strecke London-New York wäre damit in weniger als einer Stunde zu schaffen, selbst ein Flug nach Australien würde nur noch 4-5 Stunden dauern. Utopie? Noch. Aber möglicherweise nicht mehr lange: Reaction Engines hat diese Woche vermeldet, dass in Colorado (USA) erfolgreiche Hochtemperatur-Tests absolviert wurden. Bei Überschallgeschwindigkeit erhitzt die Luftreibung ein Flugzeug extrem stark, weshalb spezielle Baumaterialien und neue Bauweisen nötig werden. Reaction Engines konnte nun festlegen, dass das Sabre-Antriebssystem dank einer «Precooler»-Technologie Erhitzungen auf über 1000 Grad standhält, also einer Temperatur, wo normalerweise Stahl beweglich wird.

Reaction Engines arbeitet gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA sowie dem Flugzeugbauer British Aerospace am Projekt. Das Ziel ist klar: Ein Flugzeug soll her, welches komfortablen Personentransport mit der Kraft und Geschwindigkeit von Raketen sicher kombiniert. Wie Mark Thomas, CEO Reaction Engines sagt: «If you can pull it off, it's a game changer».

Davon dürfte man trotz den positiven Tests noch Jahrzehnte entfernt sei; immerhin erlauben die Tests aber jetzt schon konkrete Verwendungen in den Bereichen Motorsport sowie Ölförderung. Dazu unterstreicht es einmal mehr deutlich, in welche Richtung die Forschung geht: Weltraum- und Langstreckentransporte sollen zunehmend verschmelzen und ein touristisches Weltraumgeschäft ermöglichen.

(JCR)