Flug

Fliegen ist heute schon stressig genug - da müsste doch wenigstens eine Lounge für Entspannung sorgen können. Bild: Adobe Stock

Kommentar Gehören Sandalen und Kleinkinder wirklich in die Lounge?

Finden Sie auch, eine Flughafen-Lounge sollte exklusiv, ja gar glamourös sein? Und finden Sie auch, dass dies oftmals nicht der Fall ist? Wir wurden nun mehrmals enttäuscht...

Eigentlich sollten Lounges an Flughäfen doch etwas «Exklusives» sein. Ein Platz, wo Premium-Passagiere dem Lärm und der Hektik der Terminals entfliehen können. Wo Geschäftsreisende in Ruhe das nächste Meeting vorbereiten können. Wo die mehr bezahlenden Passagiere geruhsam Zeitung lesen können und einen Drink erhalten, für den sie nicht lange anstehen müssen. Schon das Wort «Lounge» suggeriert doch Entspannung und Komfort. Wer keinen Zutritt hat, will drin sein.

Wer regelmässig reist und dabei auch solche Lounges besuchen kann, muss jedoch je länger je mehr feststellen: «Glamour» gibt es in vielen dieser Lounges nicht mehr. Das grösste Problem: Es hat zu oft zu viele Leute dort. In vielen Lounges gibt es kaum noch Sitzplätze, man muss Schlange stehen für den Zugang, und drinnen ist es ungefähr gleich laut wie im Terminal draussen. Das Lounge-Personal kommt mit dem Abräumen kaum nach, so dass die Lounge nicht sonderlich attraktiv und sauber aussieht. Und es hat überall Kinder, die auf Sitzen herumtollen oder ihre üblichen Krisen durchlaufen. Ich habe selber Kinder und komme mit Gejammer und Hyperaktivität klar – und doch gibt es Orte, wo man davor gefeit sein sollte. Eine Airport-Lounge sollte ein solcher Ort sein.

Laut geführte Telefongespräche? Kein No-go mehr, wie es scheint. Familien mit haufenweise Kindern, die jede halbherzige Anweisung, etwas leiser zu sein, schnöde ignorieren? Sieht man regelmässig. Und dann das Essen… manchmal hat man die Auswahl zwischen, nun, Nüssli und ein paar lieblos belegten Broten oder lauwarmem Auflauf. Aber oft hat man auch gar keine Auswahl, weil die Masse sich auf das Gratisessen stürzt und das Personal kaum mehr mit Auffüllen nachkommt. Sprich: Man ist etwa gleich weit wie wenn man im Terminal geblieben wäre. Vom Design gewisser Lounges, welches die Mahlzeit manchmal gleich wieder nach oben befördern könnte, wollen wir hier gar nicht erst sprechen.

An Ruhe und Entspannung ist nicht zu denken

Oh, doch noch etwas. Früher gehörte es zum guten Ton, sich adäquat anzuziehen, wenn man Business fliegt. Manche taten dies sogar bei Economy-Flügen. Wer sich heute in einer Business-Lounge umsieht, wird aber kaum etwas in der Art eines «Gentleman’s Club» sehen. Cargohosen, Kinder in Windeln, bare Füsse, freie Bäuche, T-Shirts mit Sprüchen drauf! Man wähnt sich im Shoppingcenter! Und merkt: Man muss gerade auf Langstrecken nicht zwingend im Anzug fliegen, aber zwischen Anzug und Strandoutfit gibt es doch zahlreiche passable Optionen.

Woher kommen eigentlich all diese Personen? Zum einen fliegen einfach mehr Menschen als je zuvor, und dies somit auch in den Premiumklassen. Zum anderen gibt es ja inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, um in Lounges zu kommen: Man kann den Zutritt kaufen, erhält Zutritt über die Mitgliedschaft in speziellen «Clubs» wie PremiumPass oder auch als Inhaber gewisser Kreditkartenstufen.

Wie sieht die Lösung aus? Grössere Lounges bauen? Oder den Zutritt wieder beschränken auf Inhaber von Premium-Tickets (nur Business und First) und «Drittparteien» ausschliessen? Wie viele Gäste (auch in Form von Familienmitgliedern) sollte man mitnehmen dürfen? Muss man den Zutritt für Kleinkinder verbieten? Ich weiss es auch nicht. Ich betreibe auch keine Lounge und keine Airline – und ich könnte der erste sein, dem Zutritt künftig nicht mehr möglich ist. Zugegeben, ich bin bisher nur selten voll zahlender Premium-Passagier gewesen. Aber eine Erwartungshaltung an die Lounge war immer da. Und solche Erwartungshaltungen müssten in Zukunft, gerade im Interesse der voll zahlenden Premium-Passagiere, auch zwingend befriedigt werden.

  • Wie sind Ihre Erlebnisse in Bezug auf Lounges? Welche sind top, welche sollte man vermeiden? Was ärgert Sie am meisten, worauf legen Sie besonderen Wert? Diskutieren Sie mit – auf Facebook, in der Kommentarspalte unter dem Artikel oder per E-Mail an redaktion@travelnews.ch.

(JCR)