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Die zuständige US-Flugaufsicht FAA ist ihrer Pflicht offenbar nicht nachgekommen und hat den Ingenieuren von Boeing teilweise die Verantwortung für die Tests des Kontrollsystems MCAS übertragen. Bild: Boeing

Ungenügende Kontrollen bei Boeing

Nach dem Absturz zweier Flugzeuge des Typs Beoing 737 steht der Vorwurf im Raum, die US-Flugaufsicht sei ihrer Kontrollpflicht nicht nachgekommen.

Das US-Verkehrsministerium untersucht das Zulassungsverfahren für die Boeing 737 Max durch die US-Luftfahrtbehörde FAA. Das Ministerium prüft, ob das sogenannte Trimmsystem MCAS für den Absturz der Boeing 737 MAX 8 am 10. März in Äthiopien verantwortlich sein könnte.

Gemäss der «Seattle Times» lässt die FAA zunehmend Boeing-Ingenieure an der Zertifizierung der eigenen Flugzeuge mitarbeiten – ein schwerer Vorwurf. So habe der US-Konzern auch die Analysen für das MCAS selbst erstellt. Doch die Wirkungskraft des Kontrollsystems sei bei der Sicherheitsanalyse von Boeing unterschätzt worden. Die bei Testflügen ermittelte Ausgleichswirkung sei vier Mal stärker gewesen als in den Unterlagen angegeben.

«Das macht einen Unterschied bei der Einschätzung der damit verbunden Risiken», wird ein FAA-Ingenieur ohne Namensangabe zitiert. Es sei auch unterschätzt worden, wie das System reagiert, wenn der Pilot mehrfach gegensteuert. Schon vom Absturz der Lion Air sei bekannt gewesen, dass die Piloten immer wieder versuchten, das automatische Absenken des Flugzeugs zu verhindern. Das System hätte durch die Daten eines einzigen Sensors ausgelöst werden können. Boeing und die FAA seien sogar mit den Erkenntnissen einige Tage vor dem Absturz in Äthiopien konfrontiert worden.

Dass das Trimmsystem MCAS für den Absturz der Boeing 737 Max der Ethiopian Airlines verantwortlich sein könnte, dieser Verdacht kam schnell auf. Denn ebenso der ähnlich verlaufene Absturz einer Maschine des gleichen Typs der Fluggesellschaft Lion Air im Oktober 2018 in Indonesien könnte durch einen MCAS-Fehler ausgelöst worden sein. Bisherige Untersuchungsergebnisse und Analysen der Flugschreiberdaten deuten darauf hin.

Am Montag reagierte nun Boeing-Konzernchef Dennis Muilenberg. Er richtet sich in einer Videobotschaft an Mitarbeiter und Kunden und bemüht sich dabei um Schadensbegrenzung. Aufgrund der Daten, die nach den beiden Abstürzen verfügbar seien, ergreife Boeing Masnahmen, um die Sicherheit der 737 Max absolut zu gewährleisten, sagt Muilenberg. Boeing kooperiere mit der amerikanischen Flugaufsicht, dem Verkehrsministerium und der Behörde für Verkehrssicherheit in allen Aspekten der Abstürze beider Maschinen. «Wir verstehen und bedauern auch die Schwierigkeiten, die unsere Kunden und Fluggäste dadurch haben, dass die Maschinen am Boden bleiben».

(nau/TN)