Flug

Tamur Goudarzi Pour, seit dem 1. Januar 2019 Chief Commercial Officer der Swiss. Bild: TN

«Wir haben uns erst angeschaut, wie sich der Markt entwickelt»

Gregor Waser

Tamur Goudarzi Pour, der neue Chief Commercial Officer der Swiss, begründet die Einführung der neuen Premium Economy Class und sagt, welche Bedeutung NDC und Voice für die Swiss haben.

Herr Goudarzi Pour, die Swiss lanciert eine Premium Economy Class. Wie kam es zum Sinneswandel, nun doch eine solche Zwischenklasse anzubieten?

Tamur Goudarzi Pour: Es gibt viele Airlines, die eine Premium Economy haben und das seit längerem. Wir haben uns aber erst angeschaut, wie sich der Markt entwickelt. Wir haben zudem gesehen, dass die Premium Economy bei Lufthansa und Austrian Airlines sehr erfolgreich angeboten wird. Darüber hinaus erhalten wir zunehmend auch von unseren Kunden das Feedback, dass sie sich eine solche Reiseklasse wünschen – mit mehr persönlicher Beinfreiheit, mehr Komfort, extra Gepäck, besonderem Essen und dies zu einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis.

Wieviel teurer als in der Economy werden die Flugtarife in der Premium Economy?

Das haben wir noch nicht abschliessend bestimmt, aber man kann sagen, das im Durchschnitt aktuell im Markt zwischen 250 bis 350 Franken pro Wegstrecke verlangt werden und an dem werden wir uns bei der Preisgestaltung orientieren. Mit diesem Preisgefüge liegen wir deutlich unter einem Business-Class-Tarif und das Preis-/Leistungsverhältnis wird am Ende für das Produkt sprechen.

«Wir werden zunehmend Funktionen und Services über Voice anbieten»

Sie lancieren auch eine Voice-Funktion mit der Möglichkeit einer Buchung über Sprachbefehl – ist das mehr als nur ein Gag?

Für mich ist das ein Generationenthema, das zunehmend kommt – wenn man den Jugendlichen zuhört, wie sie verstärkt über Whatsapp mit Voice-Nachrichten kommunizieren. Wir wissen, wie sich das Internet of Things über Voice entwickelt, etwa bei der Musik, ob via Alexa oder Google Assistant. Ich denke, wir werden zunehmend Funktionen und Services auch über Voice anbieten. Wir beginnen erst mal mit dem Check-In als initialen Test. In Zukunft könnte Voice allerdings auch bei unregelmässigen Situationen wie Verspätungen oder Flugausfällen und beim Thema Kundefeedback relevant werden. So weit sind wir aber noch nicht. Wir fangen nun mal an und schauen, wie es vom Kunden angenommen wird. Aber ich denke, es hat Erfolgspotenzial und wird sich demnach sicherlich durchsetzen.

New Distribution Capability (NDC), der neue Airline-Distributionsstandard, brennt der Airline- und Reisebranche unter den Nägeln. Wie ist hier der Stand bei der Swiss?

NDC ist ein wichtiger strategischer Hebel für uns. Wir streben permanent danach, zusätzlichen Kundennutzen zu erzielen und veränderte Kundenerwartungen und -bedürfnisse zu bedienen. Um dies umsetzen zu können, kamen wir zum Schluss, dass wir unsere Kanäle vollständig umstellen müssen, um die Erwartungen unserer Kunden besser erfüllen zu können. Das bedeutet, dass wir beispielsweise für Familien, die zusammen reisen, unsere Partner via NDC mit einem Familien-Special ausstatten können – so wie der Kunde auch auf unseren eigenen Webseiten buchen würde. In dieser Übergangsphase müssen bestimmte Massnahmen ergriffen werden, damit wir dem Kunden zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, das richtige Produkt anbieten können.

Welche Bedeutung haben für Sie Reisebüros und Reiseveranstalter?

Wir verfolgen ganz klar eine Omni-Channel-Strategie. Reisebüros und Reiseveranstalter haben für uns nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Aus diesem Grund möchten wir unsere Partner auf dem Weg begleiten, um im Wettbewerb relevant zu bleiben. Wir wollen gemeinsam innovative Technologien entwickeln und nutzen, um das von der IATA gesetzte NDC-Ziel von 20% bis 2020 zu erreichen und NDC langfristig zu etablieren.