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Können ein erfolgreiches Swiss-Jahr präsentieren, von links: Tamur Goudarzi Pour (CCO), Thomas Klühr (CEO) und Michael Niggemann (CFO). Bild: TN

Die Swiss lanciert eine Premium Economy Class

Im Geschäftsjahr 2018 steigerte die Swiss ihren operativen Gewinn um 16 Prozent auf 636 Millionen Franken. Befürchteten Problemen am europäischen Himmel will der Carrier mit dem Programm «Precise» begegnen. Zudem kündigt die Swiss erstmals eine Premium-Economy-Klasse auf der Langstrecke an sowie die Buchung über Sprachbefehl.

Im Rahmen der heutigen Jahresmedienkonferenz hat die Swiss bekanntgegeben, per Frühling 2021 die Langstreckenflotte auf den Boeings 777-300ER mit einer Premium-Economy-Klasse auszustatten. Die Sitzabstände sollen in dieser Zwischenklasse um 20 Prozent vergrössert werden, pro Reihe werden die Langstrecken-Jets mit acht Sitzen aufwarten. Total werden 24 Sitze implementiert. Insgesamt wirft die Swiss 40 Millionen Franken auf, um die 777-300ER umzurüsten. Mittelfristig ist geplant, die neue Zwischenklasse in der ganzen Langstrecken-Flotte einzubauen.

Zum Sinneswandel, nun doch eine Premium Economy Class einzuführen, sagte Thomas Klühr: «Wir haben lange damit gerungen. Wir wollten erst sicherstellen, dass es ein Produkt ist, dass die Economy-Passagiere anspricht und nicht Business-Kunden dazu animiert, in die Premium abzuwandern.» Der Erfolg bei Lufthansa und Austrian Airlines habe den Entscheid begünstigt.

Das Geld für die Premium-Class-Lancierung ist vorhanden. Denn das Swiss-Jahresergebnis fällt positiv aus. Gleich um 7% auf 5,3 Milliarden Franken steigerte die Swiss ihren Umsatz im vergangenen Jahr. Ausschlaggebend dafür waren zusätzliche Kapazitäten dank grösseren Flugzeugen. Gleichzeitig konnte auch die Auslastung gesteigert werden. Die Swiss beförderte 2018 knapp 18 Millionen Fluggäste und stellte damit einen neuen Passagier- und Umsatzrekord auf. Als weitere positive Effekte nennt der Homecarrier Investitionen ins Premiumangebot wie zum Beispiel Lounges, die starke Konjunktur, erfolgreiche Treibstoffsicherungsgeschäften sowie diverse Einmaleffekten.

Unter dem Strich verblieben der Swiss 636 Millionen in der Kasse, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit verzeichnet die Swiss das beste Geschäftsergebnis seit ihrer Firmengründung im Jahr 2002. Dazu beigetragen haben auch das Frachtgeschäft und der Standort Genf.

«Dank Kostendisziplin und -effizienz»

Swiss-CEO Thomas Klühr sagte am Donnerstagmorgen an der Jahresmedienkonferenz am Hauptsitz in Kloten: «Zum vierten Mal in Folge haben wir eine EBIT-Marge von über 8 Prozent erzielt, ich bin stolz auf das gesamte Swiss-Team.» Und Michael Niggemann, Chief Financial Officer von Swiss begründete das Ergebnis so: «Unsere Milliardeninvestitionen zeigen Wirkung. Dass wir nachhaltig investitionsfähig sind und dank unserer Ertragsstärke am Wachstum partizipieren können, verdanken wir auch unserer grossen Kostendisziplin und -effizienz».

Den Drive beibehalten will die Swiss nun auch im laufenden Jahr – dank dem Abschluss der Einflottung aller 30 C Series im Sommer 2019 und der damit modernisierten und treibstoffeffizienteren Flugzeugflotte. Gleichzeitig erwartet die Airline aufgrund von Vorbereitungsarbeiten für die Einflottung ihrer zwei zusätzlichen Boeing 777-300ER und die Airbus A320neo sowie rückläufigen Gewinnen aus Treibstoffsicherungsgeschäften erhöhte Kosten.

Fragezeichen beim Flugbetrieb

Sorgen bereiten der Swiss aber mögliche Verspätungen und Flugannullationen, wie sie schon im Sommer 2018 geschehen sind. Hierzu hat die Swiss nun das Programm «Precise» lanciert. Es beinhaltet umfassende Massnahmen und Investitionsvorhaben, um die Zuverlässigkeit des Flugbetriebs zu erhöhen und die negativen Folgen für die Fluggäste zu minimieren. Darunter fallen beispielsweise zusätzliche personelle Ressourcen, mehr Reserveflugzeuge sowie die Verlängerung der Bodenzeiten an den Aussenstationen.

«Tatsache ist, dass der Luftraum und die Flughäfen in Europa am Limit sind und mit dem weiterhin steigenden Mobilitätsbedürfnis der Menschen nicht mithalten können. Diese strukturellen Probleme lassen sich durch unsere Initiativen alleine nicht lösen, dafür braucht es auch das Handeln der Politik», forderte Thomas Klühr.

Auch zum Klimaschutz in der internationalen Luftfahrt und der in der Schweiz immer lauter geforderten Flugticket-Abgabe äusserte sich Thomas Klühr: «Um Fortschritte im Klimaschutz zu erzielen und die Standortattraktivität der Schweiz zu erhalten, ist in der internationalen Luftfahrt einzig ein global koordinierter Ansatz zielführend. Nationale und europäische Steuern gefährden aufgrund von Wettbewerbsnachteilen vor allem die Wertschöpfung und Arbeitsplätze im eigenen Land.» Aus diesem Grund unterstütze die Swiss das globale Klimaschutzinstrument CORSIA der UN-Organisation ICAO, mit welchem die Luftfahrtbranche ab 2020 CO2-neutrales Wachstum anstrebt und zwischen 2021 und 2035 über 2,6 Milliarden Tonnen CO2 kompensiert.

Buchung über «Voice»

Zur Swiss als Premium-Airline äusserte sich der neue Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour: «Wir können künftig die Kundenbedürfnisse noch besser erfassen. Unser New-Premium-Ansatz fokussiert noch stärker auf individuelle Wünsche – wir werden noch besser zuhören.»

Dabei verwies der Deutsch-Iraner, der den CCO-Job von Markus Binkert übernommen hat, auf eine noch stärkere Personalisierung der Angebote und darauf, die Funktionalitäten künftig noch mehr zu vereinfachen. «In der immer digitaleren Welt wollen wir zudem den Kundenkontakt weiter schärfen, gerade dort, wo wir persönlichen Kontakt haben.» Weiter unterstrich er die Konsistenz des Produkts. «Wir müssen die Produkte weiterentwickeln, die Prozesse durchdacht anbieten und vereinfachen – auch wenns mal nicht gut läuft, etwa bei einer Verspätungssituation.»

Zur aktuellen Buchungslage sagte Goudarzi Pour: «USA, aber auch China und Japan laufen sehr gut. Südamerika, Afrika und Middle East sind derzeit eher zurückhaltend. In Europa läuft es auch gut, hier ist die enorme Preisaggressivität aber spürbar.»

Und dann umriss er noch neben der Einführung der Premium Economy Class per 2021 eine weitere Neuigkeit bei der Swiss. In den nächsten Wochen wird die Swiss einen Voice Assistenten mit Google einführen. So wird sich künftig per Sprachbefehl einchecken lassen. Aber auch das Kundenfeedback soll künftig über «Voice» erfolgen können. Angedacht ist sogar die Option Schweizerdeutsch.

(GWA)