Flug

Harte Zeiten in der Luftfahrt: Mit PrivatAir hat eine weitere Schweizer Fluggesellschaft Insolvenz angemeldet. Bild: PrivatAir

Die Pleitenserie in der Airline-Branche geht weiter

Mit Privatair ist eine weitere Schweizer Fluggesellschaft Konkurs. Derweil hat Surf Air ihre hochtrabenden Pläne in Europa bzw. in der Schweiz aufgegeben. Who's next?

Es sind wahrlich keine rosigen Zeiten in der Luftfahrt. Und gestern hat es, allerdings nicht mehr ganz überraschend, eine weitere Schweizer Airline getroffen: Die PrivatAir SA hat per Pressemitteilung angekündigt, ein Insolvenzverfahren aufgenommen zu haben. Gleichentags wurde auch bei der Tochtergesellschaft PrivatAir GmbH in Deutschland ein Insolvenzverfahren gestartet.

In der Mitteilung von PrivatAir heisst es: «In den vergangenen Wochen haben mehrere Ereignisse bedeutende Auswirkungen auf die künftigen Erfolgsaussichten sowie auf die Überlebensfähigkeit der beiden Unternehmen gehabt, weshalb diese gezwungen wurden, Insolvenz anzumelden.» Konkret hatte bereits im Oktober ein Schweizer Gericht wegen ausbleibender Zahlungen an Lieferanten eine amtliche Insolvenz ausgesprochen, die aber rückgängig gemacht wurde. Es war aber ein erster Hinweis auf Liquiditätsprobleme. Kurz darauf verlor die deutsche Tochtergesellschaft ihre Fluglizenz, und erlangte diese bis zur gestrigen Insolvenzmeldung auch nicht mehr zurück.

Auf der Strecke bleiben 226 Angestellte in der Schweiz, in Deutschland und in Portugal, darüber hinaus auch 65 Crewmitglieder aus dem arabischen Raum, welche bei einer separaten Gesellschaft unter Vertrag standen und beim PrivatAir-Shuttledienst zwischen Riad und Jeddah engagiert waren. PrivatAir wurde 1977 gegründet, ursprünglich als Petrolair, und erhielt im Juni 1995 ein Schweizer AOC, also eine Fluglizenz. Ab Mai 2000 war sie weltweit erste Betreiberin eines Boeing Business Jet (BBJ), und machte sich schnell einen Namen als Premium-Wetlease-Anbieterin. Von Januar 2005 bis März 2012 beispielsweise führte PrivatAir an sechs Wochentagen reine Business-Flüge zwischen Zürich und New York Newark im Auftrag von SWISS durch. Die ganze History der Airline lässt sich hier nachlesen. Übrig bleibt ein Scherbenhaufen - bitter für die Schweizer Aviatik wie auch für den letzten Mehrheitseigentümer, die Silver Arrow Capital.

Auch Surf Air muss kleinere Brötchen backen

Eine weitere Misserfolgs-Story aus der Schweiz betrifft Surf Air, welche im September 2017 mit dem Konzept «All you can fly» in Zürich startete. Gegen eine einmalige Aufnahmegebühr und monatliche Fixbeiträge konnte man so oft fliegen wie gewünscht. Andere Business-Strecken ab europäischen Flughäfen waren auch im Angebot.

Was in Kalifornien, der Heimat der originalen Surf Air, funktioniert hat, liess sich nicht auf die europäischen Märkte übertragen. Die Expansion, ab Zürich oder auch nach St. Moritz, war extrem kostspielig und offenbar nie rentabel. Gegenüber dem Airliner-Portal «Flightglobal» erklärt Surf Air Europe, dass das Geld ausgegangen sei und man deshalb das Abenteuer der Europa-Expansion aufgegeben habe. Fortan will sich Surf Air wieder auf das Geschäft im Stammland USA konzentrieren.

(JCR)