Flug

Zumindest in finanzieller Hinsicht braucht man sich in Zürich und anderswo um Adria Airways vorerst keine Sorgen mehr machen. Bild: LIAM J McMANUS - Manchester Airport Photostream on Visualhunt CC BY-NC-ND

Frisches Geld für Adria Airways

Die Fluggesellschaft stand in den vergangenen Tagen wegen Geldproblemen in den Schlagzeilen. Inzwischen hat eine Kapitalerhöhung für Ruhe gesorgt. Dennoch muss die Airline ihre operativen Probleme schnell in den Griff kriegen.

Adria Airways hat gestern in einer Pressemitteilung erklärt, dass sie ihr Aktienkapital um 10 Millionen Euro erhöhen werde. Das Geld wird von der deutschen Investmentgesellschaft 4K eingeschossen, welche seit 2016 in Besitz der slowenischen Airline ist.

Wichtig ist diese Mitteilung insofern, als dass die Airline von der slowenischen Zivilluftfahrtbehörde aufgefordert worden war, bis Ende Jahr zusätzliche Geldmittel zu beschaffen, ansonsten der Entzug des AOC drohe. Dieser Umstand und – damit verbunden – Gerüchte über eine möglicherweise bevorstehende Pleite hatten der Airline zugesetzt. In diesem Zusammenhang waren auch Probleme bei der Pünktlichkeit sowie mit zahlreichen Annullierungen in den vergangenen Monaten in den Medien breitgetreten worden.

Angesichts vieler Groundings in den vergangenen Monaten natürlich Gift für eine Airline. Denn die Angst vor einem Grounding, ob begründet oder nicht, lähmt den Markt. Wie hatte doch Jürg Schwarz, General Manager El Al, jüngst im Zusammenhang mit einem Grounding bei travelnews.ch verlauten lassen: «Ein Veranstalter oder ein Reisebüro kann bei der Vermittlung von Flugreisen sein Know-how anwenden und von Buchungen bei gewissen Fluggesellschaften abraten oder keine Verträge eingehen.» Insofern erstaunt es wenig, wenn nun Adria Airways gegenüber den Kollegen von austrianaviation.net, welche einen kritischen Artikel publiziert hatten, gleich mit Rechtsanwälten droht. Gleichzeitig macht Adria Airways deutlich, dass die finanzielle Situation nicht beeinträchtigt sei und in keinem Zusammenhang mit den Verspätungen und Annullierungen stehe, welche in der Regel exogene Gründe gehabt hätten.

Noch nicht über den Berg

Mit der Erhöhung des Aktienkapitals dürften die dringendsten finanziellen Probleme vom Tisch sein. Dennoch kann man sich in Ljubljana nicht ausruhen: Adria Airways dürfte auch 2018 wieder Verluste einfahren. Hauptgrund dafür dürfte der Anstieg der Treibstoffpreise einerseits – schon im letzten Jahr machten Treibstoffpreis-Erhöhungen den Löwenanteil des Verlustes in Höhe von 5,4 Millionen Euro aus – und andererseits auch Entschädigungszahlungen an Adria-Fluggäste in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, infolge der Verspätungen und Annullierungen. Im August etwa waren 56 Prozent der Flüge verspätet.

Ebenso wird sich die Airline darauf besinnen müssen, die operativen Probleme in den Griff zu bekommen. Allein exogene Faktoren waren es dem Vernehmen nach nicht, welche zu den Verspätungen und Annullierungen führten. Mancherorts wird auch vermutet, dass ein Pilotenmangel – ein Problem, womit viele Airlines kämpfen – Ursache für das eine oder andere Flugproblem gewesen sein könnte.

4K hält aber klar an der Airline fest: «Unsere Pläne mit der slowenischen Fluggesellschaft sind langfristig, wir wollen, dass das Unternehmen in Zukunft wächst und sich weiterentwickelt. Wir sehen ein grosses Potenzial in der Gesellschaft; unsere vordringliche Aufgabe ist es, unseren Betrieb zu stabilisieren und das Vertrauen unserer Passagiere wiederherzustellen», erklärt Holger Kowarsch, CEO Adria Airways und Besitzer von 4K, gegenüber dem slowenischen Blatt «Delo». Potenzial? Gewiss. Aber als kleine Linienfluggesellschaft mit Haupthub Ljubljana in einem Heimmarkt mit nur 2 Millionen Einwohnern wird der Konkurrenzkampf weiterhin hart bleiben.

Die Schweiz ist sehr wichtig im Adria-Flugplan

Im kommenden Winterflugplan, der am Sonntag (28. Oktober) beginnt, wird Adria Airways ab Ljubljana nach Zürich, Amsterdam, Brüssel, Bukarest, Wien, Düsseldorf, Frankfurt, Kiew, Kopenhagen, Moskau, München, Paris, Podgorica, Prag, Pristina, Sarajevo, Skopje, Sofia, Tirana und Warschau fliegen. Darüber hinaus wird sie auch ab Paderborn nach Zürich (sowie nach London und Wien) fliegen.

Adria fliegt auch vom Flughafen Paderborn-Lippstadt nach Zürich, Wien und London. Nicht zuletzt wird auch die Schweizer Inlandstrecke Zürich-Lugano ab Ende Oktober von Adria Airways bedient. Damit hat die slowenische Airline in unserem Land und insbesondere am Flughafen Zürich eine vergleichsweise hohe Bedeutung – weshalb wiederum der Finanzierungsnachweis hierzulande nun für Ruhe sorgen dürfte.

(JCR)