Flug

Beispiel New York-JFK: Ein Kabäuschen für stillende Mütter, wo diese Ruhe vor fremden Blicken haben - oder eher Fremde Ruhe vor nackten Tatsachen? Bild: markhillary on Visualhunt.com / CC BY

Der «Lactation Room» ist an US-Flughäfen jetzt Pflicht

Stillen an einem öffentlichen Ort wie etwa einem Flughafen? In den USA ein Problem, dessen sich höchste Stellen annehmen müssen. Seit Kurzem sind deshalb US-Flughäfen dazu verpflichtet, «Still-Räume» anzubieten.

Ein Baby zu stillen sollte eigentlich das Normalste der Welt sein. Nur eben: Dieselbe Gesellschaft, welche nackte Haut und Sex überall als Marketingtool verwendet, kommt mit dem Anblick stillender Mütter immer noch nicht überall klar. Das jüngste traurige Beispiel liefern einmal mehr die zumindest offiziell prüden USA: Die dortige Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Authority) hat am 5. Oktober dekretiert, dass alle grossen und mittelgrossen Flughäfen der USA ab dem kommenden Jahr einen öffentlich zugänglichen «Lactation Room», also ein Stillzimmer, den Flugpassagieren zur Verfügung stellen müssen.

Das ist das Resultat eines parlamentarischen Vorstosses der demokratischen Senatorin Tammy Duckworth aus Illinois. Sie brachte 2017 den «Friendly Airports for Mothers Act» ein, welche im House of Representatives gutgeheissen wurde und anschliessend im «FAA Reauthorization Act» dieses Jahr integriert wurde. Sie hatte aufgrund ihrer eigenen Erfahrung bemängelt, dass man an Flughäfen zum diskreten Stillen oder Abpumpen in der Regel aufs Klo geschickt werde - aber wer isst schon seine Mahlzeit auf dem WC? Eben, Babys sollten das auch nicht.

Bereits 2014 war in einer Studie von 100 US-Airports festgestellt worden, dass viele von ihnen zwar als «breastfeeding friendly» wahrgenommen werden, aber nur 8 Airports boten auch zureichende Infrastruktur für stillende Mütter an. Und in den USA ist das Stillen in der Öffentlichkeit ja nicht nur aus Sicht der Mutter, die dies möglicherweise diskret erledigen will, ein Problem: Stillt eine Mutter öffentlich, wird sie dort - hierzulande ja leider manchmal auch - oft angefeindet, quasi als Exhibitionistin gebrandmarkt, was das Problem weiter verstärkt.

Für alles gibt es Regeln

Weil also in unserem Zeitalter ein verständnis- und rücksichtsvolles Miteinander im öffentlichen Raum - und vor allem in Flughäfen - eher die Ausnahme als die Regel zu sein scheint, müssen also Gesetze her. Diese sehen dann bei der FAA so aus:

  • In jedem Terminal muss es einen «Lactation Room» geben
  • Diese müssen frei zugänglich sein, sich aber hinter der Securitxykontrolle befinden
  • Diese dürfen von aussen nicht einsehbar sein und über eine Abschliess-Möglichkeit verfügen
  • Es muss für Mütter eine Sitzgelegenheit geben, dazu einen Stromanschluss (für Brustpumpen) und einen Tisch
  • Der «Lactation Room» muss auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich sein
  • Der «Lactation Room» darf nicht in einem WC untergebracht sein
  • Flughäfen dürfen für das Einrichten von «Lactation Rooms» um finanzielle Beihilfe durch die FAA ersuchen.

Grundsätzlich ist es zu begrüssen, dass es damit nun spezielle Räume für Mütter gibt und diese nicht zwischen den Flügen noch mühselig ein ruhiges Örtchen suchen müssen, um ihr Kind zu stillen. Schade ist nur, dass solche an sich normalen Sachen überhaupt von Bundesbehörden reguliert und vorgeschrieben werden müssen. In diesem Zusammenhang gleich auch noch erwähnenswert: Der neue FAA Act verpflichtet die US-Flughäfen jetzt auch, in jedem Terminal sowohl in mindestens einem Männer- sowie einem Damen-WC eine Wickelstation anzubieten. Welcome to 2018.

(JCR)