Flug

Da war er noch in der Luft, der A319 von Cobalt Air. Seit dem 17. Oktober ist aber Schluss. Bild: M. Oertle/Visual Hun (CC BY-NC-SA)

Grounding von Cobalt Air schafft grosse Probleme für Hotelplan Suisse

Jean-Claude Raemy

Die zypriotische Airline hat ihren Betrieb letzte Nacht eingestellt. Für viele Schweizer Kunden müssen nun schleunigst Alternativen gefunden werden.

Die zypriotische Lowcost-Fluggesellschaft Cobalt Air hat auf ihrer Webseite angekündigt, dass sämtliche Flüge mit sofortiger Wirkung und auf unbestimmte Zeit stillgelegt werden. Passagiere mit nicht abgeflogenen Tickets werden gebeten, sich nicht an die Flughäfen zu begeben, weil dort keine Flüge stattfinden werden und auch kein Cobalt-Personal anzutreffen sein wird. Für Ticketpreis-Refunds solle man sich «an die Reisebüros oder Kreditkartenunternehmen» wenden. Inzwischen hat die zypriotische Regierung allerdings angekündigt, dass sie für Rückführungen von Touristen aus Zypern in ihr Heimatland aufkommen will.

Zur Erinnerung: Cobalt wurde aus der Taufe gehoben, nachdem der National Carrier Cyprus Airways im Januar 2015 die Segel streichen musste. Das Wachstum war schnell und zuletzt bediente Cobalt Air 23 Destinationen. In der Schweiz wurde Cobalt Air bislang von APG Switzerland vertreten; Geschäftsführer Zvone Petek erklärt auf Anfrage von travelnews.ch, auch er sei vom Grounding überrascht worden und habe keinerlei Vorinformationen erhalten, was sehr ärgerlich sei. Heute dürfte APG von Anfragen besorgter Kunden eingedeckt werden, welche direkt gebucht haben.

Am härtesten betroffen ist aber Hotelplan Suisse: Der Schweizer TO hat einen Direktvertrag mit Cobalt Air. Drei Mal pro Woche (Mo/Fr/So) flogen Hotelplan-Suisse-Kunden diesen Sommer mit Cobalt Air ab Zürich nach Larnaca, einmal (So) ab Genf, wobei es sich nicht nur um Vollcharter handelte. Da der nächste Flug erst am Freitag gegangen wäre, hat Hotelplan Suisse aktuell keine kurzfristig stecken gebliebene Kunden. Auf Anfrage von travelnews.ch erklärt aber Hotelplan-Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir, dass es nun gelte, für insgesamt 1294 Kunden, welche zwischen dem 19. Oktober und dem 18. November noch auf Cobalt-Flügen nach Zypern gebucht waren, Alternativlösungen zu finden: «Dabei kann es sich um andere Airlines oder auch um andere Destinationen handeln.» Erste Priorität hätten die kommenden vier Rotationen am Freitag, Sonntag und Montag; betroffen sind insgesamt 13 Rotationen ab Zürich und Genf. Laut Pauschalreisegesetz ist Hotelplan Suisse verpflichtet, für Reisende mit Pauschalreisen eine kostenlose Alternative zu bieten. Wer hingegen einen Nur-Flug gebucht hat, könnte sich mit Zusatzkosten konfrontiert sehen. Auf Hotelplan kommt auf jeden Fall eine Herkulesaufgabe zu.

Wie weiter auf Zypern?

Cobalt Air hat rund 200 Angestellte - diese sollen Priorität geniessen im Konkursverfahren. Offenbar soll Cobalt Air lediglich über 15 Millionen Dollar in Cash verfügen. Die sechs Flugzeuge - zwei Airbus 319 (144 Sitze) und vier Airbus 320 (156 Sitze) sind im Besitz einer amerikanischen Leasinggesellschaft. Anfangs dieses Monats waren zwei Flugzeuge schon temporär gegroundet, weil Zahlungen an die Leasinggesellschaft ausblieben - ein erster Hinweis auf Cash-Flow-Probleme. 2017 war ein (erwarteter) Verlust vermeldet worden; im Mai wurde CEO Andrew Madar entlassen.

Die Ankündigung kam dennoch ohne Vorwarnung und noch ist nicht bekannt, wie viele Passagiere vom jüngsten Airline-Grounding betroffen sind. Die erst im Sommer 2016 lancierte Airline begründet das Grounding mit dem Scheitern, eine langfristige Finanzierung sicherzustellen - offenbar waren Diskussionen mit einem «europäischen Investor» gescheitert. Die Begründung und das Vorgehen erinnert stark an das Grounding der schweizerischen Skywork Airlines vor wenigen Wochen.

Cobalt Air informierte laut zypriotischen Medien das landeseigene Verkehrsministerium und die Flugbehörden am gestrigen Mittwochabend, also unmittelbar vor dem Grounding. Heute Donnerstag wird die formelle Insolvenzerklärung erwartet. Das zypriotische Luftverkehrsamt hat bereits angekündigt, dass Cobalt Air bis zum Zeitpunkt des Groundings den Verpflichtungen (Saläre, Maintenance etc.) nachgekommen sei.

Hauptaktionär von Cobalt Air ist die Firma AJ Cyprus mit 49% der Anteile. AJ Cyprus wiederum ist im Besitz der chinesischen Avic Joy Air. Gerüchten zufolge lag ein Grund für das Grounding auch darin, dass erwartete Geldflüsse aus China ausblieben. Dies, weil die chinesische Regierung der wilden Beteiligungspolitik einheimischer Unternehmen zunehmend Riegel vorschiebt - man hat aus dem Debakel von HNA gelernt. Wie es nun aber in der zypriotischen Luftfahrt weitergeht, ist noch völlig unklar. Aktuell gibt es nur noch die Mini-Fluggesellschaften Charlie Airlines und TUS Airlines mit einem zypriotischen AOC. Die Insel wird jedoch von zahlreichen ausländischen Airlines angeflogen.