Flug

Nach welchem Prinzip sollen Flugpassagiere einsteigen? Bild: alobos

Die Kunst des richtigen Boardings

Aussen-nach-Innen-Konzept, Steffen-Verfahren oder die spiegelverkehrte Pyramiden-Methode? Die Art und Weise, wie Airlines ihre Passagiere ins Flugzeug einsteigen lassen, hat eine erhebliche Auswirkung auf die Einsteigezeit.

Bis man in Flugzeug sitzt, braucht es seine Zeit – und diese ist für viele Passagiere nervig. Meist bilden sich bereits am Gate lange Schlangen. Effizientes Boarding ist schon fast eine Wissenschaft für sich: So gibt es verschiedene Methoden, die das rasche Einsteigen beschleunigen sollen und Experimente dazu.

Viele Airlines setzen auf das Gruppen-Boarding. Die Passagiere werden in Gruppen eingeteilt und die Maschine in Boardingzonen unterteilt. Dabei wird das Flugzeug von hinten nach vorne befüllt. Das Gute daran: Die hinteren Passagiere kommen den vorderen nicht in den Weg. Dennoch kommt es bei dieser Art des Boardings zu Staus, da Passagiere mit Gangplätzen immer wieder aufstehen müssen, um solche mit Fenster- oder mittleren Plätzen durchzulassen. Ausserdem gibt es oft auch am Gepäckfach Gerangel, da jeder sein Handgepäck verstauen möchte.

Laut Experten ist diese Methode die am wenigsten effektive. Bei einem Experiment, das im Jahr 2014 von einem US-TV-Channel durchgeführt wurde und bei dem 173 Testpersonen auf vier verschiedene Arten in eine nachgebaute Testkabine stiegen, dauerte diese Art des Einsteigens 24:48 Minuten.

Die Methode, die am Schnellsten ist, überrascht: Teilt man den Passagieren keine Sitzplätze im Voraus zu, setzt also auf freie Platzwahl, dauerte das Einsteigen im Experiment nur 14:12 Minuten. Ryanair liess früher die Passagiere auf diese Art boarden, wechselte aber auf «Wunsch der Flugpassagiere» zur Zufallsmethode. Denn ohne fest zugeteilte Sitplätze, müssen sich gemeinsam Reisende immer wieder trennen.

Die Zufallsmethode lässt die Passagiere nicht nach Sektoren einsteigen, sondern einfach so, wie sie gerade bereitstehen. Hierbei kommt es zwar auch zu Staus, die Passagiere stehen sich aber deutlich weniger im Weg. Diese Methode dauerte im Experiment 17:15 Minuten.

Zuerst die Fensterplätze

Besonders bewährt hat sich die Wilma-Methode (Aussen-Innen-Methode): Hier werden zuerst alle Fensterplätze besetzt – ungeachtet der Sitzplatzreihen. Danach folgen die mittleren Plätze und zuletzt die Ganglätze. Dank der Outside-in-Methode werden Staus im Gang vermeidet. Diese Methode dauerte im Test 14:55 Minuten.

Noch ausgeklügelter ist das vom Physiker Jason Hyrum Steffen entwickelte Steffen-Prinzip. Es funktioniert ähnlich wie die Aussen-Innen-Methode, allerdings werden hier die Fensterplätze erst auf der einen Flugzeugseite von hinten nach vorne befüllt, danach auf der anderen Seite. Danach folgen die Mittelsitz-Passagiere nach demselben Prinzip und zuletzt werden die Gangplätze belegt.

Dieses Verfahren wurde im TV-Experiment nicht getestet. Steffen führte aber eigene Tests mit 72 Plätzen und Personen durch. Bei der Standard-Methode dauerte das Einsteigen 6:18 Minuten, bei der willkürlichen Methode 4:43 Minuten und bei der Outside-in-Methode 4:22 Minuten. Mit seinem Prinzip schafften es die Testpersonen innert 3:40 Minuten ins Flugzeug.

Für Zufriedenheit bei den Passagieren führt offenbar die spiegelverkehrte Pyramiden-Methode: Hier steigen zunächst alle Passagiere mit den hinteren Fensterplätzen ein, danach werden die Reihen nach innen und nach vorne befüllt. Diese Methode dauerte im TV-Experiment 15:10 Minuten.

(LVE)