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Icelandair ist aktuell auf Shoppingtour bei Airlines von Atlantik-Inseln weiter südlich von Island. Bild: Fintrvlr

Icelandair: Neue strategische Basis im Atlantik?

Die isländische Airline könnte die Mehrheit bei Cabo Verde Airlines übernehmen und will sich auch bei Azores Airlines einkaufen. Das hat einen guten Grund.

Die Regierung der Kapverden hat mitgeteilt, dass die Icelandair Group zum «strategischen Partner» im Privatisierungsprozess der nationalen Cabo Verde Airlines erkoren wurde. Konkret geht es darum, dass Icelandair 51 Prozent an der Fluggesellschaft übernehmen soll, während weitere 49 Prozent an andere, nicht spezifizierte Investoren verkauft werden. Über einen Kaufpreis wurde nichts kommuniziert.

Interessant an dieser Meldung sind zwei Aspekte. Zum einen assistiert Icelandair bereits seit August 2017 im Management von Cabo Verde Airlines, welche mit zwei Flugzeugen Ziele in Afrika und Europa ansteuert. Konkret wurde damals über die eigene Tochter Loftleidir Icelandic die Führung des internationalen Geschäfts der kapverdischen Airline übernommen, wofür Icelandair eine Entschädigung erhält. Icelandair kennt die Airline also bereits recht gut.

Kein Opportunismus, sondern strategische Absicht

Zum anderen steckt dahinter aber eine strategische Absicht. Laut dem isländischen Portal «Flugblogg» sei es stets die Absicht gewesen, die Airline zu übernehmen – und ausserdem sei dies auch nicht die einzige Airline, an welcher Icelandair interessiert sei. Icelandair wolle sich auch an der Azores Airlines (der früheren SATA Internacional) beteiligen, welche über sieben Flugzeuge verfügt, aber hoch verschuldet ist. Ein formelles Gebot für die Übernahme von 49 Prozent des Aktienkapitals wurde eingereicht, wobei diesbezüglich noch keine Entscheidung gefallen ist.

Warum will sich Icelandair zwei kleine Airlines einverleiben, welche hart ums wirtschaftliche Überleben kämpfen? Das hat mit deren geografischer Lage zu tun. Nicht zufällig haben beide Airlines ihre Basen mitten im Atlantik, auf den Kapverden westlich von Senegal sowie auf den Azoren weit westlich vor Portugal. Aktuell betreibt Icelandair bereits ein System, welches Langstreckenflüge mit Stopps in Island – strategisch im Nordatlantik gelegen – vorsieht. Transatlantikflüge mit Stopps weiter südlich, auf den Azoren oder Kapverden, ausgehend von Destinationen in Südeuropa und Lateinamerika? Warum nicht? Das könnte auch die Saisonalität der Flüge, mit welchen Icelandair weiterhin kämpft, etwas abfedern. Affaire à suivre…

(JCR)