Ferienland Schweiz

Tested Achtung, die Glamper kommen!
Gregor WaserAls Primarschüler verbrachte ich einige Male Zeltferien am Klöntalersee. Es regnete oft. Rund um die beiden kleinen Zweierzelte galt es, 20 Zentimeter tiefe Gräben zu schaufeln, um das Wasser vom Eindringen ins Zeltinnere abzuhalten. Das Erlebnis in den Glarner Bergen war damals nicht nur bis auf die Socken nass – wenn die Sonne schien, waren es auch schöne und wilde Tage.
Einige Jahrzehnte später ist das Campingwetter unverändert. Auf dem Campingplatz Solothurn, direkt an der Aare, habe ich zwei Jungs im Schlepptau und eine Zeltlodge gebucht – die neueste Innovation im Glamping-Angebot von TCS Camping. Die eindrückliche Konstruktion stammt vom Anbieter «tipitop tents».
Der Prototyp ist ausgestattet mit Küche, Dusche, WC, Warmwasser, zwei Doppelbetten, einem Schlafsofa und Terrasse – und bietet damit alle Annehmlichkeiten einer Ferienwohnung für bis zu fünf Personen. In der Nebensaison kostet die Nacht 145 Franken, in der Hauptsaison 245 Franken. Ziemlich teuer – aber auch sehr komfortabel und naturnah.
Wir waren Mitte Juli vier Tage da. Vier Tage, an denen das Wetter verrückt spielte: Auf eine Stunde pralle Sonne folgten zwei Stunden Regen, oft auch in der Nacht.
Aber egal. Der Regen auf dem Zeltdach hat auch etwas Beruhigendes – und Nostalgisches. Den Jungs war’s ebenfalls egal: Die wohl grösste Schweizer Badi mit Sprungtürmen liegt gleich nebenan und ist im Aufenthalt inbegriffen. Die Aare fliesst hier zwei Kilometer vom Städtchen Solothurn entfernt ruhig dahin, ideal für einen Planschplausch auf der Luftmatratze. Trotz Wetterkapriolen hat der Aufenthalt grossen Spass gemacht, inklusive Spaziergängen in die Altstadt.
Dauercamping unter Druck
Wir schreiben das Jahr 2025. In den Schweizer Städten schreitet die Gentrifizierung voran – mit Aufwertung einzelner Quartiere, steigenden Mieten und der Verdrängung einkommensschwächerer Bewohner.
Auf Schweizer Campingplätzen zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Oft auf Wunsch der Gemeinden, die sich an häuslich eingerichteten Dauermietern stören oder am Campingplatz als günstigem Wohnersatz, werden die Auflagen verschärft oder das Dauercamping gleich verboten.
TCS Camping setzt – in Absprache mit den Gemeinden – seit einigen Jahren verstärkt auf Glamping-Unterkünfte. Sie sind beliebt, gut gebucht und bringen gute Einnahmen. Doch es kommt zum Clash zweier Welten.
Kopfschütteln geerntet
Wir sitzen auf der Terrasse unserer stylischen Zeltlodge auf Parzelle 148 und geniessen die Umgebung. Mehrmals bleiben Camper auf dem Strässchen stehen, werfen kritische Blicke – einer schüttelt sichtbar den Kopf.
Später treffe ich ihn im Campinglädeli und frage, ob er keine Freude an den neuen Mietunterkünften habe. «Nicht wirklich», meint er knapp. «Sie nehmen schon sehr viel Platz ein.» Das Gespräch endet.
Der Konflikt ist klar: Für jene, die ihre Parzelle seit Jahrzehnten als zweites Zuhause betrachten und jedes Sommerhalbjahr fast jedes Wochenende hier verbringen, wirkt der Wandel hin zu mehr Mietunterkünften zumindest suspekt – und oft bedrohlich für das gewohnte Habitat.
Für die Betreiber ist der Umbau nicht konfliktfrei. Sie müssen die unterschiedlichen Gästegruppen unter einen Hut bringen. Fest steht: Es werden künftig nicht weniger Mietunterkünfte aufgestellt. Allein auf dem neu übernommenen TCS Camping La Tène am Neuenburgersee sind 17 dieser stylischen Zeltlodges geplant – kritische Blicke inklusive.