Ferienland Schweiz

Firnland und die unendliche Freiheit
Denis JeitzinerDen meisten Wintersport-Fans ist Firnskating höchstwahrscheinlich kein Begriff. Selbst ein Grossteil der Langläuferinnen und Langläufer ist die Bezeichnung wohl eher fremd. «Beim Firnskating kannst du dir deinen eigenen Weg bahnen – es gibt keine Spur, keine Barrieren, sondern nur dich und der ewige Schnee», beschreibt Chatrigna Signorell, Product Managerin bei Engadin Tourismus und selbst begeisterte Firnskaterin das einmalige Gefühl. «Ich gleite liebend gerne kilometerlang über unberührte Flächen – teilweise direkt neben den präparierten Loipen.»
Welches sind die klimatischen Voraussetzungen?
Firn nennt sich der durch Gefrieren und Wiederauftauen körnig gewordene Schnee, der bei Unternull-Graden eine kompakte tragfähige Schneedecke ergibt; eine gefrorene Schicht, die von frühmorgens bis mittags den teils frühlingshaften Temperaturen standhält – auf dieser Firnmasse kann man sich mit seinen Langlaufskiern bewegen – soweit das Auge reicht, und meistens auch solange die Schneeschicht einen trägt. «Die besten Bedingungen herrschen jeweils von Tagesanbruch bis spätestens 11.30 Uhr – danach bricht der Firnschnee ein. Wir empfehlen also, sich frühmorgens eine Spur zu suchen», erklärt Chatrigna Signorell.
Wann ist Saison?
Nasser und kompakter Schnee, der selbst im Sommer nicht schmilzt. Auf der Ebene der Diavolezza Talstation {2093 Meter über Meer), zum Beispiel, liegt der Firnschnee in der aktuellen Jahreszeit noch zuhauf. Zeit also für den Start in die kurze Firnskating-Saison – sie dauert von Mitte bis Ende März, allenfalls bis Anfang April. Kalte und klare Nächte mit Minustemperaturen sind die Voraussetzungen, damit man sich in der Kühle des Morgens auf die gefrorene Schneeschicht begeben kann.

Das Gebiet am Bernina-Pass erstreckt sich auf einer Länge von zirka acht Kilometern. Eine endlos gefrorene Schneedecke, über die man gleiten kann. Das Gute ausserdem: Es gibt keine exponierten oder gefährlichen Stellen – nur die weisse, meist flache Ebene.
Für wen eignet sich Firnskating?
Dass Firnskating bisher keine Trendsportart ist, liegt einerseits an der kurzen Saisondauer (siehe oben) als auch teilweise an der fehlenden Spontanität der Kenner-Gemeinde und Langlauf-Fans. «Die meisten Firnskater stammen aus unserem Tal», bestätigt Chatrigna Signorell. Und worin unterscheidet sich Firnskating zum normalen Skating? «Man muss schon eher ein geübter Langläufer beziehungsweise eine geübte Langläuferin sein – weil der Grip unter den Skiern fehlt. Teilweise rutscht man halt ein bisschen weg; da braucht es eine gewisse Standfestigkeit», so die geübte Kennerin.
Braucht man einen Langlauflehrer oder eine Führerin?
Zwar wird Firnskating auf der hauseigenen Website beworben, aber ein grosses touristisches Potenzial sieht Chatrigna Signorell eher nicht: «Wir planen nicht, ein spezifisches Angebot zu kreieren. Interessierte können sich natürlich jederzeit eine Langlauflernkraft hinzunehmen, aber notwendig ist es nicht. Erfahrene Langläuferinnen und Langläufer sind aber sicher im Vorteil.»
Und wo sonst? Überall wo Firnschnee liegt
Das Firnskaten wird in der Schweiz nicht speziell beworben. Es kann überall dort ausgeübt werden, wo die klimatischen Bedingungen stimmen. Spezielle touristische Angebote gibt es nicht. Tatsache ist einzig: Firnschnee liegt nur in höher gelegenen Gebieten. Da aber die meisten Loipen auf unter 2000 Meter über Meer liegen, beschränkt sich das Angebot vor allem auf das Gebiet Berninapass-Diavolezza im Engadin.