Ferienland Schweiz

Luxus-Boom in den Schweizer Alpen
Der Alpentourismus in der Schweiz erlebt eine deutliche Verschiebung hin zu mehr Luxus. Dies zeigt eine Analyse des Branchenverbands Hotelleriesuisse für die «NZZ am Sonntag» (Abo). Zwischen 2010 und 2023 nahm die Anzahl der Vier- und Fünfsternehotels in den Alpen von 253 auf 304 zu, während die Zahl der Hotels in niedrigeren Kategorien von 2900 auf 2350 sank.
Diese Entwicklung spiegelt ein verändertes Kundenbedürfnis wider: Während die Gesamtzahl der Übernachtungen in den Bergregionen mit rund 17 Millionen Logiernächten über die Jahre stabil blieb, verzeichnete der Luxusbereich einen starken Zuwachs. Die Anzahl der Übernachtungen in Fünfsternehotels stieg von 4,8 Millionen im Jahr 2010 auf über 6,2 Millionen im Jahr 2023.
Schweiz Tourismus setzt auf wohlhabende Gäste
Der Wandel hin zu mehr Exklusivität ist auch eine strategische Entscheidung der Tourismusbranche. Schweiz Tourismus hat eine eigene Abteilung für den Luxusmarkt gegründet, um gezielt wohlhabende Reisende anzusprechen. Laut Jürg Schmid, Präsident von Graubünden Tourismus, ist die Schweiz dank der hohen Inflation in anderen Ländern plötzlich wieder vergleichsweise attraktiv für zahlungskräftige Gäste geworden. Während der Markt für klassische Luxusgüter schwächelt, boomt das Geschäft mit Luxuserlebnissen – und davon profitieren hochpreisige Hotels und exklusive Bergdestinationen.
Besonders St. Moritz und Gstaad stehen exemplarisch für diese Entwicklung. Diese Orte ziehen verstärkt wohlhabende Gäste aus dem In- und Ausland an. Richard Leuenberger, Direktor des legendären Badrutt’s Palace in St. Moritz, berichtet von Rekordumsätzen: «Unser Hotel generiert mittlerweile einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, und wir haben mehr Geld für Investitionen als je zuvor.» Die günstigste Übernachtung im Badrutt’s Palace kostet derzeit 1830 Franken pro Nacht. Doch auffällig ist, dass in diesen hochpreisigen Destinationen nicht einmal die Hälfte der Gäste Wintersport betreibt – der Aufenthalt selbst ist oft der Hauptzweck der Reise.
Gefährdet die Luxussierung den traditionellen Wintersport?
Die zunehmende Verdrängung günstigerer Unterkünfte und steigende Preise werfen allerdings Fragen auf. Experten warnen, dass Wintersport in der Schweiz bald ein reines Luxusgut werden könnte. «Wir müssen aufpassen, dass die Balance nicht kippt», mahnt Flurin Riedi, Tourismusdirektor von Gstaad. Während Fünfsternehotels hohe Umsätze generieren, fehlen zunehmend bezahlbare Drei- und Viersternehotels für ein breiteres Publikum.
Interessanterweise sind die meisten Schweizer Bergtouristen nicht an Fünfsternehotels interessiert. Laut einer Umfrage von Schweiz Tourismus übernachten 44 Prozent am liebsten in einem Drei-Sterne-Hotel, 38 Prozent wählen ein Viersternehaus, und nur 6 Prozent gönnen sich den Luxus von fünf Sternen. Anders sieht es bei internationalen Gästen, insbesondere aus den USA, aus, die deutlich häufiger in den gehobenen Kategorien buchen.