Ferienland Schweiz

Eva Leitner (links) und Noëmi Ruckstuhl leiten das neue Sunstar Hotel in Pontresina. Bild: DWB

Für Sunstar Pontresina schlägt im Frühling die Stunde der Wahrheit

Dominik Buholzer

Diese Woche Küchendienst, nächste Woche Zimmer reinigen? Sunstar wagt in seinem neuen Hotel in Pontresina ein neues Arbeitsmodell: Es gibt keine festen Stellenbeschreibungen mehr, die Angestellten regeln die Zuständigkeiten selbst. Das Modell könnte Schule machen.

Eva Leitner und Noëmie Ruckstuhl würden lieber gestern als morgen loslegen. Die beiden Leiterinnen des Sunstar Pontresina müssen sich stattdessen noch ein wenig gedulden. Der Bau des neuen Hotels zieht sich in die Länge. Diesen Frühling soll es aber losgehen. Auf der Webseite sind die Zimmer aktuell ab Juni buchbar.

Das Sunstar, das zur gleichnamigen Hotelgruppe gehört, verfügt über 46 Zimmer, 21 davon sind als Lofts mit Kitchenette ausgelegt. Jedes dieser sogenannten Lofts kann bei Bedarf mit einem Doppelzimmer verbunden werden, sodass bis zu sechs Personen gemeinsam Ferien machen können. Zusätzlich verfügt das Sunstar über vier Eigentumswohnungen; die Nachfrage danach war gross, sie sind alle bereits verkauft.

Das Hotel ist nicht klassifiziert, denn das Hotel strebt keine Klassifizierung an. das steht für Eva Leitner und Noëmie Ruckstuhl nicht im Vordergrund. Ihr Bestreben ist es, ein jüngeres Publikum anzusprechen, Familien inklusive. Aus diesem Grund gibt es keine klassische Rezeption: Das Check-in erledigen die Gäste mit wenigen Klicks selbst. Auch sämtliche Zahlungen erfolgen digital.

Reaktion auf den Fachkräftemangel

Neue Wege geht das Leitungsteam auch bezüglich des Arbeitsmodells. Die bis zu 14 Jobs wurden ohne Stellenbeschreibung ausgeschrieben. Selbstorganisiertes Arbeiten nennt sich das: Wer was macht, das sollen die Mitarbeitenden selber entscheiden – jede Woche von neuem. «Stets heisst es, dass man Hierarchien abbauen sollte. Wir reden nicht nur davon, wir machen es auch», sagt Eva Leitner. Die beiden Leiterinnen verstehen dies auch als eine Reaktion auf den Fachkräftemangel. «Es sind definitiv neue Wege gefragt», meinen Eva Leitner und Noëmie Ruckstuhl.

Auf dem Arbeitsmarkt ist dies schon mal gut angekommen. Sie hätten zwei Teams aufstellen können. Es hätten sich auch einige Leute gemeldet, die bislang nicht in der Hotellerie tätig gewesen seien. Ob das neue Arbeitsmodell funktioniert, wissen die beiden Leiterinnen selber nicht. «Aber es ist spannend und aufregend, es auszuprobieren», sagen sie.

Überzeugt vom Erfolg

Dies ist auch ganz im Interesse des Hauptsitzes, der Sunstar-Holding mit Sitz in Liestal. «Das Sunstar Pontresina ist für unsere Unternehmung nicht nur ein Leuchtturmprojekt in Sachen Gästeerlebnis. Wir wollen hier auch den Versuch starten, die Arbeitsorganisation so zu gestalten, dass wieder viel mehr Menschen Lust bekommen, in unserer Branche zu arbeiten. Und das umzusetzen, ist in einem neuen Projekt einfacher», sagt Katja Lemmler, Leitung HR/Zentrale Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung. Klar gibt es laut ihr Themen, die eng begleitet werden müssten, wie beispielsweise die Rollenverteilung oder die sehr flachen Hierarchien.

Doch scheitern könne der Versuch nicht. Katja Lemmler: «Wir müssen vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein wenig justieren.» Denn bei Sunstar ist man überzeugt: Man müsse die alten Pfade verlassen. «Es braucht eine ausgewogene Mischung aus bisherigen Arbeitsmodellen und New Work.» Es ist denn auch das definierte Ziel: Was in Pontresina funktioniert, soll auf die anderen Sunstar-Betriebe übertragen werden. Die Sunstar-Holding betreibt derzeit sieben Hotels in den Schweizer Bergen, im Tessin und im Piemont.

Weitere Infos: pontresina.sunstar.ch