Ferienland Schweiz

Die Schweizer ÖV-Branche setzt beim Ticketverkauf immer mehr auf Tracking. Bild: RhB

Ticket-Revolution im Schweizer ÖV geplant

Alliance Swisspass, die Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs, möchte ab 2035 praktisch nur noch digitale Tickets verkaufen. Um das zu ermöglichen, will sie ein eigenes Ortungssystem entwickeln.

Die ÖV-Branchenorganisation Alliance Swisspass arbeitet auf einen fundamentalen Umbau des Ticketsystems hin. Mithilfe der Funktion «myride» sollen die Reisen der Passagiere dereinst per Handy automatisch verfolgt und abgerechnet werden.

Wie die «Luzerner Zeitung» Abo schreibt, geht im kommenden Frühling ein Prototyp an den Start. In sogenannten Feldtests will die Branche herausfinden, wie die Kundschaft auf die Digitalisierungsoffensive reagiert.

«Erste Elemente des E-Tarifs werden frühestens zwei Jahre nach einer erfolgreichen Testphase am Markt angeboten», heisst es in einer Mitteilung. Es sind kleine Schritte hin zur Tarifrevolution.

Handy soll von allein erkennen, wer wo ein- und aussteigt

Hinter den Kulissen plant Alliance Swisspass bereits weiter in die Zukunft. Auf der Beschaffungsplattform Simap hat sie kürzlich eine Ausschreibung platziert. Das Ziel: ausloten, was bei der digitalen Reiseabwicklung technologisch alles möglich ist. Dazu möchte sich die Alliance Swisspass mit dem Angebot an «smartphone-basierten Ortungssystemen» vertieft befassen.

Dennoch sind viele Fragen offen. Wie müsste die Infrastruktur für das flächendeckende E-Ticketing ausgebaut werden? Welche Rolle spielen sogenannte Beacons, also Bluetooth-Sender in den Zügen? Wie kann die automatische Reiseerfassung Anonymität garantieren? Die Anbieter können nun ihre Lösungen präsentieren.

Wohin die Reise genau geht, darüber halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt. Im Gespräch mit Branchenkennern wird allerdings klar: Die Qualität der Standortdaten wird sich in den nächsten Jahren stark verbessern. Noch bis Ende Jahr wird die SBB in allen Wagen Bluetooth-Sender installiert haben.

Diese datenschutztechnisch unproblematischen Sender sind nicht nur für das Gratis-Internet im Zug und für seheingeschränkte Personen wichtig. Zusammen mit Standortdaten und Fahrplanvergleichen wird es gar möglich sein, zu erkennen, ob jemand im Zug sitzt oder bereits ausgestiegen ist.

Das ist dann die Grundlage für ein sogenanntes «Be-in, Be-out»-Modell. Dabei müssten Passagiere ihre Reise nicht einmal mehr in der App starten – das Handy erkennt automatisch, wo Reisende ein- und aussteigen. Für jene, die weiterhin die Kontrolle in der Hand behalten wollen, könnte diese Funktion optional angeboten werden.

(TN)