Ferienland Schweiz

Im Alpine Design Hotel «Bergwelt» wurde am letzten Oktoberwochenende das Festival «Mountain Flavors» zelebriert. Bilder: Remy Steiner Photography / Bergwelt Grindelwald

Grindelwald etabliert sich als kulinarischer Hotspot

Artur K. Vogel

Zu einem kleinen, feinen Festival «Mountain Flavors – Party, Kulinarik und Jazz» lud das Alpine Design Hotel «Bergwelt» am letzten Oktoberwochenende nach Grindelwald. Damit sollte die kulinarische Bedeutung des Feriendorfes unterstrichen werden.

Erst seit Dezember 2022 leitet Tanja Münker als General Manager die Geschicke des stylischen Viersterne-superior-Resorts «Bergwelt Grindelwald» am Hang über dem Dorf und der dazugehörigen, altehrwürdigen «Pinte» unten an der Dorfstrasse. In dieser Zeit hat die Frankfurterin, Hotelfachfrau mit Zusatzausbildung in Gastronomie und Hospitality Management sowie begeisterte Berggängerin, erste Pflöcke eingeschlagen.

Dazu gehört das Festival «Mountain Flavors», das am letzten Oktoberwochenende in der «Bergwelt» und am Food Truck vor der «Pinte» zahlreiche Gäste anlockte. Urs Gschwend, vom Basler «Trois Rois» herkommend, hat im Februar das Kommando über die «Bergwelt»-Küche übernommen. Der Spitzenkoch und sein Team, unterstützt vom wetterfesten Franz Faeh, Kulinarik-Direktor des legendären «Palace» in Gstaad, stellten an diesen Abenden ihre Kochkünste quasi ins Schaufenster.

«Alpines Soul Food»

Oona-Kaviar aus Kandersteg, Scampi auf Tatar, Risotto mit schwarzen und weissen Trüffeln, inspiriert von den beiden Bergbächen Schwarze Lütschine und Weisse Lütschine, Reh, zum Dessert frittierte Kugeln vom Bergkäse und Crème Brûlée mit Birnensorbet waren die Highlights des Samstagabends.

Begleitet wurden die Köstlichkeiten von Weinen der Firma Gregor Kuonen in Salgesch VS. Fünf Fässer ihres Humagne Blanche «Reine des Glaces» lagern oben in der Eisgrotte auf dem Jungfraujoch. (Am Samstagvormittag konnten geladene Gäste bei einem Ausflug aufs Joch diesen besonderen Wein direkt in der Eisgrotte degustieren.) Nach dem Dîner präsentierte Meisterdestillateur Urs Hecht aus Gunzwil bei Beromünster LU seine edlen Obstbrände.

Die «Reise durch das Alpine Soul Food», wie es in der Einladung hiess, soll nicht die letzte ihrer Art sein. Für Mai 2024 ist ein breiter abgestütztes Food Festival angedacht. Mehrere Hotels haben laut Tanja Münker bereits zugesagt. Damit soll die kulinarische Bedeutung Grindelwalds weiter gefestigt werden. «Grindelwald hat bereits 74 Gault-Millau-Punkte und einen Michelin-Stern», freut sich Münker. Weitere werden zweifellos hinzukommen.

Die «Bergwelt» wurde im Juni 2021 eröffnet. Das Vierstern-Superior-Resort bietet neunzig Zimmer, Suiten, Appartements und Residenzen, viele mit Blick auf die überwältigenden Gesteinsmassen des Eigers. Sein Äusseres präsentiert sich im modernen Chalet-Stil, das Interieur mehr urban als alpin. Eine verwinkelte, gemütliche Spa- und Saunalandschaft und Urs Gschwends Spitzengastronomie lassen wenig Wünsche offen.

Das Hotel gar nicht erst zu verlassen, wäre aber ein Fehler. Schliesslich ist man hier von mächtigen Viertausendern und der archaischen Berglandschaft umgeben. Die Region offeriert unzählige Ausflugsziele, die seit mehr als zweihundert Jahren Reisende aus aller Welt anlocken.

Rekordsommer

Das Hotel «Bergwelt» hat zur Aufbruchstimmung beigetragen, die in Grindelwald herrscht. Das schlägt sich in den Übernachtungszahlen nieder: «Juli und August waren die besten Monate in der Geschichte von Grindelwald», sagte Tourismusdirektor Bruno Hauswirth unlängst gegenüber «Hotel Inside». Im Juli und August seien die Betten zu 97 Prozent belegt gewesen. Auch Patrik Scherrer, zusammen mit Luzius Kuchen Eigentümer der «Bergwelt», zeigt sich sehr zufrieden. Laut GM Münker war das Resort, übers ganze Jahr betrachtet, zu 80 Prozent ausgelastet.

Im Dorf sind weitere Hotelbauten geplant: Unten in Grindelwald Grund beim neuen Terminal für den Eiger-Express und die Männlichenbahn bauen die Jungfraubahnen ein Dreisternehotel. Es ist vor allem für Gäste gedacht, die vor oder nach der Fahrt aufs Jungfraujoch eine Nacht bleiben wollen.

Für das Dorf viel wichtiger sind die Pläne für das «Regina». Das ehemalige Grand Hotel beim Bahnhof, welches das Dorfbild dominiert, steht seit einem Jahrzehnt leer. Jetzt soll die Trauergeschichte zu Ende gehen und das Hotel in einigen Jahren mit neuen Konzepten wiederauferstehen: Die St. Galler Fortimo Group hat das Gebäude und das dazugehörige Bauland im Sommer 2022 für 18,5 Millionen Franken ersteigert.

«Destination weiter aufwerten»

Gemäss ihrer Webseite hat die Gruppe, die den Zwillingsbrüdern Philipp und Remo Bienz gehört, für die Liegenschaft grosse Pläne: Das ehemalige Grand Hotel soll restauriert bzw. neu gebaut werden. Das Fünfsterne-Haus soll rund 100 Zimmer, Restaurants, ein Spa und andere Annehmlichkeiten bieten. Im unteren Teil des Grundstückes sollen fünf Häuser mit rund 60 Wohnungen entstehen. Zudem ist ein Hotel der Marke «Revier» mit rund 120 Zimmern im Viersterne-Segment geplant. «Revier» ist eine junge Hotelgruppe mit Sitz auf der Lenzerheide, die bereits vier Hotels betreibt und demnächst weitere am Rheinfall und in Saas Fee eröffnen wird.

Tanja Münker fürchtet sich nicht vor diesen neuen Mitbewerbern, ganz im Gegenteil: «Sie werden die Destination weiter aufwerten. Und je besser es der Destination geht, desto besser geht es auch dem einzelnen Betrieb», meint die «Bergwelt»-Chefin.