Ferienland Schweiz

Birding gehört in der Schweiz zu einer immer beliebteren Freizeitbeschäftigung. Alle Bilderr: Heinz Staffelbach

Birding – die besten Orte für Einsteiger

Heinz Staffelbach

Hier sind fünf der besten Beobachtungsorte und die wichtigsten Tipps für einen gelungenen Einstieg in die Vogelbeobachtung.

Birding, das Beobachten von Vögeln, hat sich in den letzten Jahren zu einem richtigen Trend entwickelt. Das kommt nicht von ungefähr. Vögel gibt es vom kleinen Zaunkönig bis zum mächtigen Bartgeier. Sie sind viel einfacher zu entdecken als etwa Fische oder Reptilien. Und ein halber Tag an einem lohnenden Ort draussen in der Natur ist nicht nur spannend, sondern auch erholsam.

Hier sind fünf der besten Beobachtungsorte und die wichtigsten Tipps für einen gelungenen Einstieg.

Hahnenmosspass BE – Wo die Greifvögel kreisen

Dieser Pass zwischen Lenk und Adelboden ist ein Klassiker für alle, die Greifvögel wie Steinadler, Bartgeier, Mäusebussard und Rotmilane sehen möchten. Kein Wunder sind die Exkursionen, die Lenk anbietet, stets sehr gefragt. Aber natürlich kann man auch selber mit der Bahn hochfahren, sich ein schönes Plätzchen im Gras suchen und, mit Geduld ausgerüstet, warten, wer denn da zu fliegen kommt. Richtig spannend ist es hier im Herbst. In der zweiten Oktoberhälfte etwa, dann wurden hier schon Fischadler, Baumfalken und Wespenbussarde gesichtet. Und am EuroBirdwatch-Tag am 7. und 8. Oktober 2023 werden auch hier oben wieder viele Vogel-Fans sein; sie zählen nicht nur die ziehenden Vögel, Experten erklären Neulingen auch alles, was man wissen möchte.

Wo: Zwischen Lenk und Adelboden

Hinkommen: Von Lenk mit der Luftseilbahn nach Metschstand. Oder von Adelboden / Geils mit der Luftseilbahn nach Hahnenmoos.

Mit einer Wanderung verbinden: Vom Metschstand hinab zum Bummerepass und dann rüber zum Hahnenmoospass. Von hier via Metschberg zurück zum Metschstand. Je 200 Meter Auf- und Abstieg, ca. 1 ½ Stunden. Wer etwa mehr wandern will, nimmt den Weg hinunter nach Metsch. Infos auf www.lenk-simmental.ch

Der Hahnenmosspass eignet sich für die Beobachtung von Greifvögeln wie dem Rotmilan.

Jochpass NW – Vom Zilpzalp zum Bartgeier

Mit seiner Vielfalt an Lebensräumen – Wälder, Wiesen, Alpweiden, Seen, Bäche und Felsfluren – ist die Region um Engelberg wunderbar geeignet, um das ganz Spektrum an Bergvögeln kennenzulernen. Wenn sogar BirdLife-Sektionen hier hingehen, dann muss es lohnend sein. Nicht weniger als 67 Vogelarten konnten die Teilnehmer auf ihre Liste nehmen; darauf fanden sich Spezialitäten wie Steinadler und Gänsegeier, gute Chancen hat man für den Rotmilan, den Schwarzmilan und den Turmfalken. Eine auch landschaftlich tolle Wanderung führt vom Trübsee auf den Jochpass und weiter zur Engstlenalp. Spannend: Beim Graustock wurden schon mehrmals junge Bartgeier ausgesetzt – darum kann man in der Gegend oft Bartgeier beobachten. Wie es den Nestlingen geht, kann man live auf einer Webcam verfolgen: www.bartgeier.ch/webcam.

Wo: Zwischen Engelberg und Melchsee-Frutt

Hinkommen: Mit Zug und Seilbahnen bis Trübsee

Mit einer Wanderung verbinden: Von Trübsee auf den Jochpass und dann hinunter zur Engstlenalp. Das ist eine Wanderung von etwa 2 ½ Stunden Länge und je etwa 450 Metern Auf- und Abstieg. Weiter mit dem Engstlenalp-Bus; Reservation erforderlich, Infos auf www.engstlenalp-bus.ch.

67 Vogelarten können in der Region Engelberg und auch dem Jochpass gesichtet werden.

Samedan GR – Raritäten im Oberengadin

Der Inn zwischen Pontresina und Bever hat sich in den letzten Jahren zu einer wahren Perle einer alpinen Auenlandschaft gemausert. Durch aufwändige Arbeiten wurde das Flussbett auf einer viele Kilometer langen Strecke aufgeweitet, Seitengewässer wurden geschaffen, und Bacheinmündungen renaturiert. Dank diesen Bemühungen kann man hier heute immer wieder Seltenheiten beobachten wie etwa den Flussregenpfeifer und den Flussuferläufer. In den Wiesen bei Bever brütet die Feldlerche, die mit ihrem minutenlangen Flugkonzert jedes Herz verzückt, und im Frühling rasten und stärken sich hier Steinschmätzer und Braunkehlchen. Ganz wichtig wie immer: die Wege nicht verlassen, um die Vögel nicht zu stören.

Wo: Im Oberengadin zwischen Pontresina, Samedan und Bever

Hinkommen: Mit dem Zug nach Punt Muragl

Mit einer Wanderung verbinden: Von der Banstation Punt Muragl bei Pontresina dem Flüsschen Flaz vegl entlang nach Samedan und via Gravatscha zur Bahnstation Bever. Die Wanderzeit beträgt etwa 2 Stunden, es gibt praktisch kein Gefälle. Mehr Infos auf www.innauen.ch, hier gibt es auch die Daten von geführten Exkursionen.

Auf dem Inn im Oberengadin sind auch mal Flussregenpfeifer und Flussuferläufer auszumachen.

Klingnauer Stausee AG – Der Treffpunkt für alle Jahreszeiten

Wer einen Einstieg ins Birding sucht und garantiert auch noch erfahrene Leute vor Ort treffen möchte, ist das ganze Jahr über am Klingnauer Stausee goldrichtig. Hier wurde durch ein Stauwehr in der Aare ein See mit einem grossen Schilfgürtel geschaffen. Arten wie der Grosse Brachvogel, die Bekassine und der Grünschenkel können immer wieder beobachtet werden. Zusätzlich gibt es am Ostufer und im Nordwesten tolle Auenwälder mit Altläufen und kleinen Seen – hier kann man etwa den Pirol beobachten. Bis heute wurden am Klingnauer Stausee über 300 Vogelarten gesichtet, etwa 100 davon haben hier auch schon gebrütet. Im Winter halten sich hier viele Gäste aus dem hohen Norden auf, und tausende von Enten tummeln sich auf dem Wasser.

Wo: Zwischen Klingnau / Döttingen und Koblenz

Hinkommen: Mit dem Zug nach Döttingen

Mit einer Wanderung verbinden: Der 7 Kilometer lange Klingnauer Uferweg führt rund um den See. Gut zu wissen: grosse Strecken sind asphaltiert, Wanderschuhe braucht’s also nicht. Bei Kleindöttingen gibt es ein BirdLife-Naturzentrum. Mehr Infos auf www.naturzentrum-klingnauerstausee.ch, www.klingnauerstausee.ch

Ein Steinschmätzer macht halt vor der Linse.

Reuss bei Rottenschwil AG – Vielfältige Auenlandschaft

An der Reuss zwischen Maschwanden und Hermetschwil liegt eine ganze Reihe von Auen-Perlen: naturnahe Flussabschnitte, Altarme, Seitengewässer und Riedwiesen. Besonders abwechslungsreich und ergiebig für’s Birding ist der Abschnitt zwischen Rottenschwil und Hermetschwil. Im Gebiet Stilli Rüss sind Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger und Rohrammern zuhause. Am Flachsee können mit etwas Glück Grünschenkel, Bekassinen, Flussregenpfeifer und Kiebitze beobachtet werden. An der Ostseite hat es ein Beobachtungshäuschen (Hide), von dem aus man bequem und ohne zu stören Ausschau halten kann.

Wo: An der Reuss oberhalb von Bremgarten

Hinkommen: Mit dem ÖV bis Rottenschwil, Hecht

Mit einer Wanderung verbinden: Von Rottenschwil zuerst in einer kurzen Rundwanderung um das Gebiet Stilli Rüss, dann über die Reussbrücke und dem Flachsee entlang bis Hermetschwil, da sind dann etwa 6 km. Beim Flachsee gibt es auch einen Wanderweg auf der westlichen Seite. Alternativ auch bis Bremgarten. Infos auf www.ag.ch mit Stichwort «Auenschutzpark».

Ein Beobachtungshäuschen in Rottenschwil: am Flachsee können mit Grünschenkel, Bekassinen, Flussregenpfeifer und Kiebitze beobachtet werden.