Ferienland Schweiz

Vom Gästeschwund im Tessin ist unter anderem die Zahnradbahn auf den Monte Generoso betroffen. Bild: Lugano Region

Tessiner Tourismus leidet unter Sperrung des Gotthard-Tunnels

Wegen des Unfalls eines Güterzugs ist der Gotthard-Basistunnel seit vergangenem Donnerstag gesperrt. Dadurch verlängert sich die Reisezeit ins Tessin, und es stehen in den Zügen weniger Plätze zur Verfügung. Deshalb verzichten viele Tagesausflügler auf eine Reise in den Süden.

«Normalerweise haben wir im August 400 bis 450 Gäste pro Tag», sagt Lorenz Brügger, Direktor der Zahnradbahn auf den Monte Generoso, im «Tages-Anzeiger». «Seit der Gotthard-Basistunnel geschlossen ist, sind es noch 300 bis 350.»

Brügger befürchtet nun Schlimmes. Denn am Mittwoch (16. August) gab die SBB bekannt, dass der Gotthard-Basistunnel für den Personenverkehr während mehrerer Monate geschlossen bleibt. «Das ist für uns sehr negativ, denn August, September und Oktober sind für uns die stärksten Monate im Jahr», so Brügger.

Das Problem sei nicht unbedingt die längere Reisezeit über die Gotthard-Bergstrecke, sondern dass die SBB-Züge nun komplett überfüllt seien – und ein Teil der Passagiere stehen müsse. «Ich habe von verschiedenen Deutschschweizer Gästen gehört, dass sie nicht ins Tessin gekommen wären, wenn sie das gewusst hätten.»

Sorgenfalten auch bei anderen Touristikern

Brügger ist nicht der Einzige, der alarmiert ist. «Wir sind natürlich besorgt, der Tourismus ist auf einen schnellen und unkomplizierten Bahnverkehr angewiesen», sagt Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo. Für Tagesausflügler sei eine bequeme Verbindung notwendig. Wenn sie ausbleiben, trifft das laut Patelli Restaurants, Grotti, Schifffahrt, Seilbahnen und Museen.

Im Swiss Miniatur in Melide erwartet Direktor Joel Vuigner für die kommenden Monate weniger Tagesausflügler. Auf dem San Salvatore, einem beliebten Ausflugs- und Wanderberg, werde die Tunnelschliessung den Tagestourismus sicherlich belasten, sagt der Marketingverantwortliche Sebastiano Lurati. Der oberste Tessiner Tourismusvertreter Simone Patelli hofft, dass die SBB die Kapazitäten auf der Bergstrecke rasch erhöhen können. Im September starte die Herbstsaison.

Auch auf Hotels wirkt sich der Unfall im Gotthard-Basistunnel aus: Sieben von zehn Gästen des Hotels San Carlo in Lugano reisen mit dem Zug an. In den vergangenen Tagen haben viele von ihnen wegen der deutlich längeren Reisezeit ihren Aufenthalt abgesagt, wie Rezeptionist Patrick Granata sagt.

Wegen der eingeschränkten Kapazität rät die SBB derzeit von spontanen Reisen ins Tessin ab (Travelnews berichtete). Auf der Zugfahrt nach Italien gibt es zusätzliche Behinderungen. Nur die Züge aus der Schweiz nach Genua und Venedig verkehren direkt. Für die anderen Reiseziele müssen die Passagiere in Chiasso umsteigen. Die Reisezeit dauert auf den internationalen Strecken 60 bis 120 Minuten länger.

(TN)