Ferienland Schweiz
Sechs Alpblumenwege für Geniesser
Heinz StaffelbachAlpenblumen – sie behaupten sich kämpferisch in Schutthalden, lugen frech aus Felsspalten raus und zieren mit ihren farbigen Tupfern die Wiesen und Wegränder. Ohne sie wäre das Wandern in den Bergen nicht mal halb so schön.
Haben Sie Lust, die kleinen Kraftpakete und Farbenkünstler selber zu entdecken? Hier sechs Vorschläge.
Engelberg Brunni
Diese Wanderung führt durch die weiten Wiesen auf der Sonnenseite hoch über Engelberg. Ausgangspunkt ist die Bergstation der Luftseilbahn Ristis-Brunni. Von hier führt ein rot-weiss markierter Wanderweg östlich durch die Hänge unterhalb der steil aufragenden Rigidal-Lauchernstock-Kette. Eine Rundwanderung von etwa zwei Stunden führt bis nach Planggenstafel und von hier zurück zur Mittelstation Ristis.
Hier ist man auf kalkreichem Gestein der Helvetischen Decken unterwegs. Im Frühling gedeihen in den sonnenverwöhnten Wiesen die Mehl-Primel, die Aurikel, der Frühlings-Enzian, die Frühlings-Anemone und das Alpen-Fettblatt, besonders häufig ist an einigen Orten die Europäische Trollblume. Eindrücklich ist hier auch die Bergkulisse im Süden mit dem vergletscherten Titlis. Einkehren kann man auf Brunni, im Älplerbeizli Rigidal (bei gutem Wetter) und auf Ristis – und sich nochmals über all die gemachten Fotos freuen.
Weitere Infos: www.brunni.ch
Pizolgebiet
Der Pizol ist der bekannteste Berg im St. Galler Oberland. Der Gletscher hier ist zwar leider durch die Klimaerwärmung nicht mehr da, das Gebiet ist aber nach wie vor Heimat einer grossen Zahl von Alpenblumen. Das ist der geologischen Vielfalt zu verdanken, mit sauren Sandsteinen, Verrukano und Konglomeraten. Zu den Kostbarkeiten an feuchteren Stellen gehören die Kleine Liliensimse und die seltene Rautenblättrige Schmuckblume.
Auf Rasen gedeihen das Gletscher-Fingerkraut und das Zwerg-Fingerkraut. Im Gesteinsschutt findet man die Mont Cenis-Glockenblume, das Stängellose Leimkraut, der Gletscher-Hahnenfuss, der Alpen-Mannsschild und verschiedene Steinbrech- und Hornkrautarten. Von der Luftseilbahn-Station Pizolhütte (mit Restaurant) führt der Wanderweg über die Wildseeluggen in die Nähe des Wildsees und wieder zurück zum Ausgangspunkt; für Hin- und Rückweg ist mit etwa 2 ½ Stunden Wanderzeit zu rechnen.
Weitere Infos: www.pizol.com
Lenk Betelberg
Der Betelberg ist ein langer, sanfter Bergrücken oberhalb von Lenk. Das Schöne für Geniesserinnen und weniger Fitte: Mit der Luftseilbahn schwebt man direkt auf den Berg auf fast 2000 Meter Höhe. Und ist damit gleich am Start des Alpenblumen-Rundweges. Anfänglich geht es kurz steil hoch, dann kann man sich auf dem Bergrücken ganz auf die bunten Wunder konzentrieren.
Der Rundweg ist nur etwa 2 Kilometer lang, wer Lust auf mehr hat, wandert einfach noch um den Stübleni-Berg herum. Es wachsen hier vor allem Pflanzen, die sich an kalkreiche Unterlagen angepasst haben. Man findet hier grosse Alpenrosenbestände, mit Clusius’ Enzian übersäte Wiesen und daneben das Langspornige Veilchen, das Männliche Knabenkraut und andere Orchideenarten. Viele Blumen werden beschildert, und von Juni bis August gibt es geführte Wanderungen mit der Blumenkennerin Margrit Dubi. Also: Hochschweben und Staunen!
Weitere Infos: www.lenk-simmental.ch
Rigi
Die Rigi ist ja die «Königin der Berge». Nur wenige wissen aber, dass die Rigi auch eine Top-Destination für Alpenblumen ist. Denn auf dem Berg gilt fast überall ein allgemeiner Pflanzenschutz. So gedeihen auf dem Berg noch zahlreiche Orchideen-Arten wie etwa die Bienen-Ragwurz, die Braunrote Stendelwurz, das Weisse Waldvögelein oder der Männertreu.
Es gibt auch einen minutiös unterhaltenen Alpenblumen-Pfad. Der führt von Rigi Staffel durch die schattigeren Nordhänge nach Rigi Staffelhöhe und dann via Chänzeli und Rigi Kaltbad nach Rigi First und Klösterli. Auf den etwa 5 Kilometern werden die Alpenblumen jedes Jahr mit Hunderten von Täfelchen beschriftet – so weiss man jederzeit, was man vor sich hat, und kann im Internet auch gleich spannende Hintergrundinfos abfragen. Tipp: Bei den Stationen der Rigibahn einen kostenlosen Prospekt zum Blumenpfad mitnehmen. Die Rigi ist eben auch die Königin der Blumen.
Weitere Infos: www.prorigi.ch
Vnà – Ramosch
Alpenblumen geniessen – das geht auch ohne viel Fels, Geröll und dünne Luft. Im Unterengadin gibt es einige der schönsten und artenreichsten Magerwiesen der Schweiz.
Das ist der Bewirtschaftung zu verdanken, die hier auf Düngung weitgehend verzichtet und erst spät im Jahr mit den Mähmaschinen auffährt. So kann sich eine grosse Vielfalt an Blüten entwickeln.
Die sind Nahrung für unzählige Insekten, von denen sich wiederum viele, auch gefährdete Vogelarten ernähren können, wie etwa das Braunkehlchen, die Feldlerche oder der Neuntöter. Besonders wertvoll sind auch die vielfältigen Hecken in den Wiesen.
Die schönste Wanderung durch das Gebiet führt von der Postauto-Haltestelle in Vnà via Martinatsch und Medras nach Ramosch. Bis auf zwei eher kurze Anstiege geht es auf dem 8 Kilometer langen Weg nur bergab, Restaurants gibt es in Vnà und Ramosch. So hat man wunderbar Zeit, das Blumenmeer und auch die Aussicht auf die wunderschöne Bergkulisse mit den «Unterengadiner Dolomiten» zu geniessen. Kurz: eine Wanderung in einer Kalenderlandschaft.
Weitere Infos: www.engadin.com
Braunwald
Oberhalb der Sonnenterrasse Braunwald gibt es ein weiteres grosses Pflanzenschutzgebiet, das die Hänge zwischen etwa 1800 und 2000 Metern umfasst. Der beste Startpunkt für eine Wanderung ist die Bergstation der Luftseilbahn Gumen. Von hier wandert man auf dem Panoramaweg 816 zum Ortstockhaus, weiter nach Grotzenbüel (mit einem kurzen, steilen Abstieg durch den Eggwald) und schliesslich hinab nach Braunwald.
Einkehren kann man auf dem Gumen, beim Ortstockhaus, auf Grotzenbüel und natürlich in Braunwald. Auf dieser Wanderung kommt man durch ganz verschiedene Lebensräume: durch Alpwiesen und –weiden, Geröllhalden und Felsfluren und auch kurz durch etwas Wald. Im Frühling bedecken manchenorts tausende von Krokussen die Wiesen, und später im Jahr hat man die besten Chancen, etwa im Gebiet unter den Eggstöcken Edelweisse zu entdecken. Das Tollste, im Hintergrund leuchten die hohen 3000-er um den Tödistock um die Wette.
Weitere Infos: www.braunwald.ch