Ferienland Schweiz
«Dann könnte die Nachfrage kurzfristig stark ansteigen»
Reto SuterDas Wetter, das für die kommenden Tage angesagt ist, spielt den Schweizer Tourismusgebieten nicht in die Karten. Vor allem in den Bergregionen und im Tessin ist immer wieder mit Regen zu rechnen. Vor Auffahrt und dem langen Pfingstwochenende sind solche Prognosen für die Ferienregionen Gift, da sich bei gutem Wetter in der Regel noch viele Kurzentschlossene für einen Abstecher in die Berge oder ins Tessin entscheiden.
Hinzu kommt: Nachdem die Schweizerinnen und Schweizer den einheimischen Betrieben in den vergangenen drei Jahren Rekordergebnisse beschert haben, reisen sie seit dem Ende der Corona-Beschränkungen wieder vermehrt in die Ferne. Die gleichzeitige Rückkehr der ausländischen Gäste in die Schweiz vermag dieses Defizit (noch) nicht auszugleichen.
Wetterpech vermasselt das Last-Minute-Geschäft
Obwohl die Voraussetzungen schlechter sind als in den vergangenen Jahren ist das Interesse an Ferien in der Schweiz über das Auffahrtswochenende auch diesmal wieder beachtlich. Im Tessin liegt die Auslastung der Hotels gemäss einer Erhebung von Ticino Turismo bei fast 80 Prozent. Dieser Wert ist zwar etwas tiefer als 2022, die Tourismusbranche zeigt sich aber dennoch zufrieden.
«Die hohe Nachfrage bestätigt, dass die Lust nach wie vor gross ist, die Feiertage im Tessin zu verbringen», sagt Samantha Ghisla von Ticino Turismo gegenüber Travelnews. Häufig kämen vor Auffahrt und Pfingsten – gerade von Gästen aus der Schweiz und Italien – noch viele Last-Minute-Buchungen rein, so Ghisla. Diesmal werde die Zahl der kurzfristigen Reservationen aufgrund des schlechten Wetters aber sicherlich nicht durch die Decke gehen.
Das durchzogene Frühlingswetter bereitet auch Touristikerinnen und Touristikern in anderen Regionen Bauchschmerzen. Im Kanton Graubünden beispielsweise dürften die Buchungszahlen über Auffahrt und Pfingsten in diesem Jahr zwischen 15 und 20 Prozent tiefer liegen als in den vergangenen Jahren, in denen es allerdings eine rekordhohe Nachfrage gab. Besonders gefragt sind dieses Jahr Ferien in Wellnesshotels.
Luzi Bürkli, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Graubünden Ferien, hofft, dass sich das Wetter im Hinblick auf das Pfingstwochenende bessert. «Dann könnte die Nachfrage kurzfristig stark ansteigen», prophezeit er. «Last-Minute-Buchungen sind möglich, die Kapazitäten sind vorhanden.» Das gilt auch für das Tessin. Dort liegt die Auslastung der Hotels über Pfingsten aktuell bei knapp 60 Prozent.
Stadthotels massiv im Aufwind
Etwas weniger auf Wetterglück angewiesen als die Tourismusgebiete in den Bergen und im Tessin sind die grösseren Städte. Zudem profitieren sie davon, dass seit dem Ende aller Corona-Massnahmen wieder deutlich mehr Gäste aus dem Ausland in der Schweiz Ferien machen.
In den Meili Selection Hotels – fünf von ihnen sind in der Stadt Zürich – liegt die Auslastung über das Auffahrtswochenende bei 85 Prozent. «Die Zeit der Pandemie ist definitiv vorbei, das spüren wir deutlich», sagt CEO Michael Böhler. «Unsere Hotels sind viel besser gebucht als in den vergangenen drei Jahren.» Diese Feststellung dürfte auch für andere Städte wie Bern, Basel, Luzern oder Lausanne gelten.
In den Häusern der Meili Selection Hotels in Zürich ist die Zahl der Schweizer und deutschen Gäste an Auffahrt und Pfingsten gegenüber den Vorjahren rückläufig. «Dafür können wir wieder vermehrt Reisende aus Übersee begrüssen», erklärt Michael Böhler. Last-Minute-Buchungen sind grundsätzlich noch möglich. Laut Böhler haben Alleinreisende gute Chancen, noch ein Zimmer zu ergattern. Schwieriger werden könnte es für Paare und Familien.