Ferienland Schweiz

Gute Stimmung in der Engel & Bengel Bar auf 1800 Metern über Meer im Skigebiet Titlis. Bild: Schweiz Tourismus

Run in die Berge trotz hoher Temperaturen

Die Festtagsbilanz der Schweizer Tourismusbranche fällt positiv aus, was die Logiernächte betrifft. Bei den Seilbahnen und den vielen unter 2000 Meter gelegenen Skigebieten zeichnet sich aber ein Krisenwinter ab.

Eine Blitzumfrage von Schweiz Tourismus bezüglich der Festtags-Bilanz fällt positiv aus. Für die Weihnachts- und Neujahrsferien geht Schweiz Tourismus (ST) von einem landesweiten Logiernächte-Plus von 3% aus. In den Bergen sei die Nachfrage auf Vorjahresniveau ausgefallen, was aber ebenfalls positiv sei: denn schon die Festtage vor einem Jahr waren sehr gut gebucht. Ein weiteres Wachstum sei so kaum mehr möglich gewesen, schreibt ST.

Wo es Wachstum gab, war dies vor allem der verstärkten Rückkehr von ausländischen Gästen zu verdanken (87% der Rückmeldungen sprachen von gleichviel oder mehr ausländischen Wintergästen). Doch auch einheimische Touristinnen und Touristen buchten über die Festtage 2022/2023 weiterhin überdurchschnittlich oft in Schweizer Ferienorten.

Bei den Tagesausflügen über die Festtage sieht die Bilanz aufgrund des teilweise schlechten Wetters und der hohen Temperaturen durchzogen aus, es resultierte ein Minus von ebenfalls 3% gegenüber dem Vorwinter (ganzes Land, in den Bergen sogar -8%). Das ist ein Hinweis darauf, dass Schweizerinnen und Schweizer angesichts von Regen, fast frühlingshaften Temperaturen und Schneemangel in tiefen Lagen wenig Lust auf Tagesausflüge zum Wintersport verspürten.

Damit zeige sich der Schweizer Tourismus weiterhin sehr resilient, lautet das ST-Fazit. Obwohl viele Gäste wegen einer möglichen Strommangellage, der hohen Inflationsrate oder dem «Weihnachtstauwetter» etwas verunsichert waren und tendenziell eher kurzfristig buchten, überwog das Bedürfnis nach Ferien und Ausflügen in den Winter trotzdem. Die negativen Rahmenbedingungen hätten somit keine spürbaren Auswirkungen gehabt.

Zu wenig Schnee

So positiv diese Zwischenbilanz auch klingt: die Schweizer Skigebiete unter 2000 Metern leiden wegen den hohen Temperaturen und dem Schneemangel. Viele Regionen können ihre Pisten gar nicht öffnen. Die Farbe Grün dominiert.

Die Skilifte stehen in diesen Tagen still etwa in Splügen-Tambo GR, Hochwang GR, Beckenried NW, La Dôle GE, Marbach-Marbachegg LU, Moléson FR, La Berra FR, Jaun FR, Sattel-Hochstuckli SZ und Grimmialp BE, wie «Nau.ch» berichtet. Fast alle Gebiete, die unter 2000 Metern über Meer liegen, sind derzeit nicht mit Ski oder Snowboard befahrbar.

Auch in Schwarzsee FR waren gestern alle Pisten zu. Je nach Wetter sind lediglich der Sessellift und das Berghaus Riggisalp für Wanderer und Ausflügler geöffnet. «Die Festtage sind für uns wichtige Wochen – das können wir nicht wieder aufholen», sagt Schwarzsee-Geschäftsführer Kurt Waeber.

Betroffen ist auch das Skigebiet Klewenalp-Emmetten im Kanton Nidwalden. «Letzte Woche konnten wir einzig den Kinderbereich an einigen wenigen Tagen betreiben», sagt Rolf Gubelmann, Marketingleiter der Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG. Damit sei das Gebiet in einer schwierigen Situation – auch finanziell. «65 bis 70 Prozent unserer Einnahmen machen wir im Winter», so Gubelmann. «Da spürt man jeden Tag, an dem die Pisten nicht geöffnet sind, im Portemonnaie.»

Tauwetter zum Saisonbeginn

Obwohl sich die Logiernächte-Bilanz sehen lässt, sieht die Zwischenbilanz aus Sicht der Schweizer Seilbahnen nicht gut aus. Im Vergleich zum aussergewöhnlichen Start vom Winter 2021/22 beginnt die Saison heuer mit einem Minus von 24% bei den Ersteintritten sowie einem Minus von 9% beim Umsatz.

Gründe für den bescheidenen Start sind gemäss Seilbahnen Schweiz die warmen Temperaturen nach Weihnachten, die viele Skilifte in tieferen Lagen zum Stillstand zwangen, aber auch eine kurze Feriensaison aufgrund der Feiertage, die auf die Wochenenden fielen. Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt beträgt der Rückgang bei den Ersteintritten 11%; beim Umsatz liegt der bisherige Winter 2022/23 im Durchschnitt.  

(TN)