Ferienland Schweiz

Die zehn Preisträger des Niesen-Summit. Alle Bilder: Vanessa Bay

Die Suche nach dem Milestone 2.0

Dominik Buholzer

Der Milestone gilt als der renommierteste Tourismuspreis in der Schweiz. Nach 21 Jahren ist Schluss. Auf dem Niesen im Kanton Bern wurden gestern die innovativsten Projekte ausgezeichnet und Fachleute diskutierten, wie es mit der Innovationsförderung weiter gehen könnte. 

Wie soll der Tourismuspreis der Zukunft aussehen? Soll der Oscar des Schweizer Tourismus weiterhin jährlich vergeben werden oder künftig noch im Dreijahres-Turnus? Wie können der Nachwuchs und die zwölf Schweizer Tourismusregionen noch besser eingebunden werden? Es gab einiges zu diskutieren am so genannten Niesen Summit vom 15. November 2022.

Eingeladen hatte das Milestone-Team. Für einmal ging es nicht wie in den vergangenen Jahren in den Berner Kursaal, sondern steil bergauf auf den 2362 Meter hohen Niesen. Mit dem Event schrieb die Jury, die für den Anlass mit Hanna Rychener Kistler und Anja Peverelli ergänzt wurde, das vorläufig letzte Kapitel in der Geschichte des Milestones.

128 Tourismusprojekte mit hoher Innovationskraft wurden in den vergangenen 21 Jahren ausgezeichnet. Nun fand die Trägerschaft bestehend aus der htr Hotel revue, HotellerieSuisse, dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und dem STV als Tourismuspartner keinen gemeinsamen Nenner mehr bezüglich der Finanzierung. Deshalb wurde auf dem Niesen ein Schlussstrich gezogen. «Es ist nicht weiter richtig, nach 21 Jahren die Sinnfrage zu stellen», sagt Claude Meier, Geschäftsführer von HotellerieSuisse. Der Branche mangle es nicht an ähnlich gelagerten Veranstaltungen. Doch können die einen Ersatz sein? Auf dem Niesen wollte das Milestone-Team neue Möglichkeiten der Innovationsförderung erörtern.

Crème de la Crème in Sachen Tourismusinnovation

Es wurde ein eigentliches Gipfeltreffen. Gekommen sind nicht nur unzählige ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger, sondern auch viele Tourismusfachleute oder wie es mehrere Teilnehmende betonten die «Crème de la Crème in Sachen Tourismusinnovation». Globetrotter-Chef André Lüthi war genauso zugegen wie alt Bundesrat Adolf Ogi, Stanserhorn-Direktor Jürg Balsiger oder Reto Gurtner, der Präsident der Weissen Arena Gruppe, um nur ein paar wenige Namen zu nennen.

Ein Tag lang wurde viel diskutiert und reflektiert. Es war auch immer wieder Selbstkritik zu hören. Ein neuer Anzug für den Oscar des Schweizer Tourismus wurde nicht gefunden. Sprich: Viele Fragen blieben unbeantwortet. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Die Organisatoren machten sich diesbezüglich auch keine Illusionen. «Beim Summit ging es vor allem darum, die Stimmung zu spüren und Ideen zusammenzutragen», sagt Hanna Rychener Kistler.

Für René Kamer, der 2013 mit RailAway selber den Milestone überreicht bekam, ist weitermachen schon fast ein Muss: «Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels braucht es innovative Personen und Projekte, die mit gutem Beispiel vorangehen und begeistern.» Das ist auch die Meinung von André Lüthi: «Es geht nicht nur um Innovation, sondern auch Inspiration.» Wie Kamer und Lüthi drückten sich in einer Konsultativabstimmung bis auf eine Ausnahme alle Teilnehmenden aus.

Die Einhelligkeit muss nicht überraschen. Der Milestone bedeutete nicht nur viel Ehre, sondern kann Unternehmen auch zusätzlichen Schub geben, wie das Beispiel von Naomi MacKenzie von Kitro zeigt. Das Unternehmen bietet Hotels, Restaurants und Kantinen Lösungen zur Vermeidung von Foodwaste an. Im Jahre 2018 wurde Kitro dafür mit dem Milestone ausgezeichnet. «Wir erlebten viel Aufmerksamkeit und gewannen neue Kunden», sagt sie.

Ein letztes Mal wurde Innovation ausgezeichnet

Auf dem Niesen wurde nicht nur nach dem Milestone2.0 gesucht, sondern auch Rückschau auf eine 21-jährige Erfolgsgeschichte gehalten und die zehn wirkungsvollsten Projekte ausgezeichnet. Es sind dies:

  • Märchenhotel Bellevue Braunwald (Preisträger 2006)
  • Schweizer Jugendherbergen mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie (2007)
  • Schweiz Mobil (2008)
  • Grimselwelt (2010)
  • Weltneuheit CabriO, Stanserhorn (2012)
  • Zermatt Unplugged (2014)
  • Grand Tour of Switerzland (2015)
  • Chaplin’s World by Grévin (2016)
  • 100% Valposchiavo - nachhaltig beeindruckend (2016)
  • Arosa Bärenland (2019)

Von diesen zehn Projekten ehrte die Jury am Dienstag am Summit die vier Innovativsten mit einem Check von 2500 Franken. Der Geldpreis wurde von der Jury in der Hoffnung verliehen, dass damit weitere Innovation gefördert wird. Die Gewinner sind:

  • Märchenhotel Bellevue Braunwald
  • Grand Tour of Switzerland  
  • 100 % Valposchiavo - nachhaltig beeindruckend
  • Nachhaltigkeit Jugendherbergen mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie
René Dobler (links) und Philipp Estermann nahmen den Sonderpreis Nachhaltigkeit für die Schweizer Jugendherbergen entgegen.

Der Milestone ist Geschichte. Wie der Milestone 2.0 aussehen wird, ist noch unklar. Die Jury wird bis Ende Jahr die Inputs des Summits auswerten und Gespräche mit möglichen neuen Trägern führen. Die Unterstützung von alt Bundesrat Adolf Ogi haben sie auf sicher: «Sie schaffen mit dem Preis Aufmerksamkeit. Damit nimmt man nicht nur die Tourismusbranche zur Kenntnis, sondern auch, wie wichtig der Tourismus generell für unser Land ist.»

Und noch eine gute Nachrichtig gab es auf dem Niesen. Der Bund ist bereit, auch künftig einen finanziellen Beitrag zu leisten, wie Richard Kämpf, Leiter Tourismuspolitik beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO betonte. «Wir sind interessiert. Aber die Initiative muss von der Branche kommen», sagte er.