Ferienland Schweiz

Auch das ist eine Städtereise: Besuch in Romont im Kanton Fribourg. Bild: Schweiz Tourismus

Biasca statt Barcelona, Romont statt Rom

Silvia Schaub

Wie wäre es mit einem Tagesausflug in ein noch unbekanntes Schweizer Kleinstädtchen? Sie haben überraschend viel zu bieten. Das Ziel liegt um die Ecke.

Biasca TI

Dank dem Treno Gottardo gibt es eine gute Alternative zu den oft überfüllten Tessiner Städten Lugano und Locarno: Biasca. Das Städtchen am Knotenpunkt der Täler Leventina, Blenio und Riviera bietet nämlich ein kleines, aber hübsches Borgo. Grosszügig ist die Piazzetta, wo das Museo Casa Cavalier Pellanda steht. Ritter Giovan Battista Pellanda (1541-1615) liess sich dieses Haus bauen, wo er Persönlichkeiten wie Kardinal Federico Borromeo und den Erzherzog von Österreich empfing. Nur ein paar Schritte entfernt beeindruckt die Steinkirche San Carlo mit ihrer imposanten, kreuzförmigen Architektur. Auf unserem Rundgang steigen wir weiter zur Pfarrkirche San Pietro e Paolo hinauf und geniessen den Ausblick über Biasca.

Biasca liegt am Knotenpunkt der Täler Leventina, Blenio und Riviera. Bild: ticinocity.ch

Romont FR

Schon Dutzende Male auf dem Weg an den Genfersee daran vorbeigefahren und doch nie besucht. Dabei erreicht man das mittelalterliche Städtchen auf dem Hügelzug mit ihrer breiten Grand-Rue (leider nicht autofrei) in ein paar Gehminuten vom Bahnhof. Flanieren kann man dennoch, Boutiquen wie «Histoires de…» oder «Au bocal du coin» laden dazu ein. Aber das Freiburger Städtchen ist auch die Hauptstadt der Glaskunst. Also hinauf zur Collegiale, die einen Überblick über die Geschichte der Glasmalerei vom Mittelalter bis zur Neuzeit gibt. Ein paar Schritte davon entfernt liegt im Schloss das Vitromusée mit seiner umfangreichen Sammlung an Glasfenstern und Hinterglasmalerei. Doch Romont hat noch einen weiteren Höhepunkt zu bieten: die heilige Marguerite Bays, die 2019 vom Papst heiliggesprochen wurde. Ein Weg zu ihren Ehren führt von der L’Abbaye de la Fille-Dieu gleich unterhalb des Städtchens nach Siviriez und La Pierraz, wo Marguerite Bays aufgewachsen ist.

Das historische Städtchen Romont liegt auf einem Hügel. Bild: fribourgregion.ch

Büren a.d.Aare BE

Ein wahrer Augenschmaus ist der Spaziergang durch das Altstädtchen von Büren an der Aare mit seinen bunten Fassaden. Das ist kein Zufall. Die Farben wurden 1978 nach einem Farbrichtplan des Bürener Malers, Plastikers und Grafikers Peter Travaglini gewählt. Doch da lockt auch die Aare. Während auf der Holzbrücke die Autos dominieren, herrscht am Wasser Ruhe und Beschaulichkeit. Kaum vorzustellen, dass Büren einst ein bedeutender Warenumschlagplatz war: Salz aus dem Burgund, Käse aus Brienz, Wein aus der Waadt. Vorbei am Egli-Egge (einst ein Hotspot zum Egli fischen) zieht es uns Richtung Naturschutzgebiet Häftli. Dabei kommen wir auch am Gedenkstein des einstigen Polenlagers vorbei. Ein spezielles Kapitel Schweizer Geschichte: Hier stand während des 2. Weltkrieges das grösste Internierungslager, das sogenannte «Concentrationslager». Bevor wir die rund dreistündige «Schloufe-Tour» unter die Füsse nehmen, schauen wir uns vom Beobachtungsturm den Altwasserarm der Aare, der durch die Juragewässerkorrektion stillgelegt wurde, von oben an.

Büren an der Aare ist bekannt für bunte Fassaden. Bild: Marcel Kessler

Lichtensteig SG

Diesem Ort haben wir also die Sekunde zu verdanken! Vielmehr seinem einstigen Einwohner Jost Bürgi (1552-1632). Dem Uhrmacher und Entwickler der ersten astronomisch genutzten Sekundenuhr begegnet man in Lichtensteig auf Schritt und Tritt – zum Beispiel am Schabeggweg, wo sein Denkmal steht, oder an der Hintergasse, wo er seine Lehre absolvierte. Ebenfalls an der Hintergasse stösst man auf die Gall’schen Offizin im Erdgeschoss des «Schmalzhauses». Das ist nicht nur ein Museum, sondern stellt noch heute mit antiken Geräten und Schriftsätzen Urkunden und Karten her. Es lohnt sich unbedingt, auch ein paar Schritte ausserhalb des historischen Städtchens mit seinen gepflegten Häusern und hübschen Restaurants zu tun. An der Uttenwilerstrasse ist nämlich Willi Schmid zu Hause. Was er in seiner Städtlichäsi herstellt, hat Weltrenommee und schmeckt vorzüglich.

Von hübschen Restaurants und gepflegten Häusern ist das historische Städtchen Lichtensteig SG geprägt. Bild: lichtensteig.ch

Beromünster LU

Jüngeren Semestern mag der Ortsname nichts sagen, ältere hingegen wissen genau, dass sich in Beromünster einst der Landessender befand. Er steht immer noch weitherum sichtbar, der Blosenbergturm. Nur ist er seit 2008 abgeschaltet. Aber den Radioweg (rund 45 Minuten ab Dorf) mit diversen Hörstationen über dessen Geschichte sollte man unbedingt abwandern. Falls man denn nicht im Stiftsbezirk hängen bleibt und dort gleich eine Führung besucht. Es ist wahrlich ein architektonisches Gesamtkunstwerk – die Propstei, die Kustorei, das Stiftstheater, die Schol und die mehr als 30 Chorhöfe. Allein die Stiftskirche mit den Wappen der verstorbenen Chorherren am Eingang und die Deckengemälde und geschnitzten Figuren im Chorgestühl sind beeindruckend. Dank Namensgeber Graf Bero von Lenzburg wurde der «Fläcke» zwischen Baldegger- und Sempachersee schon im 10. Jahrhundert auf die Landkarte gesetzt. Und dieser ist mit seinen Bürgerhäusern und dem Schlossmuseum immer noch sehenswert.

Viele Leute bei der Auffahrtsprozession, ansonsten beschaulich: Beromünster LU. Bild: Schweiz Tourismus

Bremgarten AG

Tritt man unter dem Spittelturm mit der astronomischen Uhr hindurch, ist das fast wie eine Zeitreise. Ist man gerade in einer Filmkulisse gelandet? Die lieblichen Gässchen mit den teils alten Beschriftungen an den Geschäften wären perfekt geeignet. Und auch die kleinen Plätzchen, die sich hinter der nächsten Ecke eröffnen. Das historische Städtchen, das von der Reuss umarmt wird, ist ein Kleinod an hübschen Geschäften (Unsere Favoriten: T&O Meisterflorist und Städtlimärt) und geschichtsträchtigen Häusern, wie dasjenige an der Antonigasse, wo einst der spätere König der Franzosen, Prinz Louis-Philippe von Orléans, wohnte. Ein weiterer Bekannter läuft uns über den Weg: Reformator Heinrich Bullinger. An der Marktgasse 22 (heute Hollywood Pub) ist der wohl berühmteste Bremgarter Bürger aufgewachsen. Unten an der Reuss beim Katzenturm erfahren wir die Geschichte über die mysteriöse «weisse Frauengestalt», die in den Reussfluten verschwand, just als Bullinger mit Zwingli 1531 die Stadt durchs Katzentörli verliess. Ein schlechtes Omen für den baldigen Tod Zwinglis in der Schlacht bei Kappel?

Das historische Städtchen Bremgarten AG ist ein Kleinod an hübschen Geschäften. Bild: Schweiz Tourismus

Orbe VD

Von der Festung der Herren von Montfaucon, die einst das Schloss auf dem Hügel von Orbe erbauten, ist nicht mehr viel übrig – nur der Rundturm und ein viereckiger Turm sind noch zu sehen. Dafür gibt es heute einen grossen Vorplatz mit Kastanienbäumen, von wo aus man einen schönen Blick auf das mittelalterliche Städtchen und das Waadtländer Mittelland geniesst. Zuvor sind wir über die malerische Pont du Moulinet von der Neuf-Bourg hinauf zur Vieux-Bourg durch die teils engen Gässchen flaniert. Wir sind am Marktplatz vorbeigekommen und zur Abtei spaziert, wo einst die erste orthopädische Klinik der Welt untergebracht war, und lassen uns von den kleinen Boutiquen bezaubern. Etwas nördlich von Orbe schauen wir uns auch die berühmten römischen Mosaike bei Boscéaz an. Sie stammen aus der Zeit um 200 bis 230 nach Christus und zählen zu den bedeutendsten nördlich der Alpen.

Im mittelalterlichen Städtchen Orbe VD gibt es viel zu entdecken. Bild: myvaud.ch