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Einen Besuch wert: die Dachbar des Hotels MadHouse in Lausanne Le Flon. Alle Bilder: Internaut

Hier geht es hoch zu den schönsten Dachbars

Andreas Güntert

Näher kommt man dem Himmel nie: Warum Rooftop-Bars so viel Freude machen. Und wo man die besten Dachbars in der Schweiz und weltweit findet.

Was sagt ein Mensch aus Zürich, wenn er (oder sie) zum ersten Mal das Meer sieht? Um das zu beantworten, muss man wissen: Der typische Zürcher ist serienmässig mit einer gewissen Coolness imprägniert. Er schweift mit angeborener Weltkennermiene über den Planeten und lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Was ganz konkret bedeutet: Im Vergleich zu seiner Stadt zieht die Restwelt oft den Kürzeren. Vieles auf diesem Erdenrund, das weiss der Zürcher ganz instinktiv, wird latent eher überschätzt. Vieles, bis auf Züri. Easy, odr?

In einem Bereich aber, und das sollte wohl jeder weltläufige Zürcher mit einem gewissen Mass an Realitätssinn eingestehen können, hinkte die grösste Stadt der Schweiz der Restwelt lange hinterher. Und, was den Zürcher entschieden stärker schmerzt: der Restschweiz ebenfalls. Die Rede ist von Dachbars. Also von jenen Open-Air-Tummelzonen zuoberst auf möglichst hohen Häusern, die einem ganz nah zum Himmel bringen. Und mit einer One-Million-Dollar-Aussicht glänzen. Ikonische Orte etwa wie die Sirocco Sky Bar im 63. Stock des Bangkoker Lebua-Hotel, bekannt aus dem Jungs-Film «Hangover 2».

Das Paradies für Fans von Dachbars

Natürlich bieten auch Städte wie Shanghai, Hong Kong oder New York Betörendes für Leute, die in luftiger Höhe gerne Cocktails und anderen Drinks zusprechen. Doch als jüngst die weltweit «most instagrammable Rooftop-Bars» erkoren wurden, war Bangkok erneut stark vertreten. Man erkennt: In einigen Städten wird die Dachetage zur Open-Air-Bespassung ausgehlustiger Menschen präpariert. Und tatsächlich: Mitten im Stadtzentrum auf einem bequemen Top-Ausguck ausspannen, Highlights der City betrachten und daneben etwas trinken – das ist natürlich die Höhe.

In der Limmatstadt Zürich ist das anders. Hier sind die höchsten Häuser meist Bürolisten vorbehalten. Und wenn zuoberst mal eine Gastro-Nutzung vorgesehen ist – wie etwa im Prime Tower – dann ist das zwar sehr cool inszeniert. Aber nix da mit Open-Air. Ein Dach trennt den Kopf vom Himmel.

Natürlich hat die Schweiz beispielsweise gegenüber Bangkok ein paar entscheidende Nachteile punkto Rooftop-Kultur und coolen Dachterrassen-Bars. Namentlich wohl das Wetter. Plus ein gewisser Mangel an absolut atemberaubenden Wolkenkratzern. Kommt dazu: Dachbars und Terrassen auf Dächern erfordern personellen Mehraufwand. Was sich im Hochlohnland Schweiz negativ auswirkt. Und, nicht zu vergessen, die helvetische Regulierungsdichte.

Trotzdem schlägt sich das Land nicht mal so schlecht. Die Dachkultur blüht oft im Verborgenen. So wird etwa in verschiedenen Schweizer Städten ein jährlicher «Rooftop-Day» jährlicher unter öffentlicher Herzeigung privater Rooftop-Preziosen gefeiert.

Wenn mein Blick über die Dächer und Dachbars der Schweiz streift, fällt mir ein Ort als leuchtendes Vorbild auf. Eine Stadt, die für vieles bekannt ist. Aber sicher nicht für Hochhäuser. Dafür aber weiss, wie Gastfreundschaft geht. Und auch weiss, wie man Gastfreundschaft gekonnt inszeniert. Schauen wir also einmal nach – tadaaa! – Luzern.

Rooftop-Bars Luzern

Der Dachbar-Werkplatz Luzern imponiert mir unter anderem, weil die Stadt doch einiges kleiner als Zürich ist. Und trotzdem schon seit langer Zeit Spitzen-Produkte der luftigen Gastronomie hervorbringt. Schöne Beispiele dafür sind die Suite Rooftop auf dem Dach des Hotels Monopol und die Penthouse Rooftop Bar im Hotel Astoria. Auch das Luzerner Hotel Montana bietet mit dem Beach Club eine Rooftop-Bar mit toller Aussicht.

Rooftop-Bars Bern

Auch Bern macht sich mit der Sky Terrace auf dem Dach des Schweizerhofs ganz gut; zudem macht auch der Rooftop-Grill auf dem Dach des Swissôtel Kursaal gute Laune. Und seit 2020 hat man von der Attika Bar auf dem Dach des Hotels Bern einen schönen Blick auf Berns Sehenswürdigkeiten. Ebenfalls erwähnenswert in Bern: Noa Restaurant Bar Grill mit Rooftop.

Rooftop-Bars in Lausanne

Einer meiner Lieblinge ist die Bar auf dem Dach des Hotels Ibis MadHouse im Lausanner Quartier Le Flon. Ja, in Lausanne gibt es 5-Sterne-Hotels von Weltruf. Aber der Internaut relaxt lieber auf dem roten Dach von Le Flon. Passt mir irgendwie besser auf dieser Terrasse. Und die Drinks sind preiswerter.

Du magst es etwas nobler on the Top? Voilà, in der Sky Lounge des Royal Savoy Lausanne locken Panoramablicke über den Genfersee, garniert mit exquisiten Häppchen. Wobei Lausanne auch am Boden sehr viel Spass macht. Nicht umsonst wurde die Waadtländer Metropole hier schon mit einer ersten Starken Strecke (Rue Marterey) erwähnt. Und einer zweiten, im Quartier Sous-Gare, gleich unterhalb des Bahnhofs gelegen.

Internauts Darling: die Bar auf dem Dach des Hotels Ibis MadHouse im Lausanner Quartier Le Flon.

Dachterrassen Winterthur & Ostschweiz

In Winterthur gilt die Dachterrasse des Hotels Banana City als Rooftop-Vorzeigeadresse. Hoch über den Dächern von Winti lockt auch die Pop-up-Dachterrasse Wiedehopf, auf dem Dach der ehemaligen Brauerei Haldengut.

In St. Gallen verleiht die Bäckerei Füger mit ihrer Dachterrasse dem Wort «Gipfeltreffen» eine ganz neue Dimension. Auch im sanktgallischen Rorschach weiss man um den Wert der gepflegten Dachkultur. Skylounge Bar 16 lautet die einschlägige Adresse.

Rooftop-Bars in Basel

«Rooftop» muss nicht in jedem einzelnen Fall bedeuten, dass wir ganz spezifisch von einem Dach auf einem Haus sprechen. Es kann hier auch einmal von einem Dach die Rede sein, das auf einem Schiff liegt.

Wie im Falle des Deck 57 in Basel. Eine ungewöhnliche Location im Rheinhafen. Damit allein ist Basel bezüglich Rooftops aber noch nicht final abgefrühstückt. Ich habe mich beim Autor der Starken Strecke Feldbergstrasse Basel nach weiteren erhebenden Erfahrungen am Rheinknie erkundigt. Hier Michael Heims Skizze des Dachbar-Werkplatzes Basel:

Noohn: Klassische Dach-Bar, Lounge zum Pan-Asia-Restaurant. Viertel: Dachterrasse am Rande der Stadt, Partystimmung im Sommer (Travelnews war neulich da). Weiter die Kulturbeiz: Eher, wie es der Name schon sagt, Beiz als Bar, aber grandiose Aussicht auf dem Silo des ehemaligen Warteck. Und Baltazarbar: Halb Dach, halb Balkon. Offenbar beliebt bei Jus-Studenten. Wahrscheinlich bei jenen, die durch ausgeprägten Wissensdurst auffallen.

Rooftop-Bars in Zürich

Und in Zürich? Nun, die Stadt hat gegenüber früher aufgeholt. Die Dachterrasse ooo-Rooftop im Modissa-Haus an der Bahnhofstrasse  bringt seit 2015 einiges an Rooftop-Glamour nach Zwinglihausen. Im PKZ-Women-Haus an der gleichen Millionen-Meile kam ebenfalls 2015 die Hiltl Dachterrasse hinzu. Geniessen auf höchstem Niveau.

Nur ein paar Schritte weiter: Die Rooftop-Bar des Lady Hamilton’s Pub. Dass sich etwas tut auf dem Rooftop-Werkplatz Zürich, beweist seit Sommer 2019 auch das Hotel Storchen. Dort wurde die Dachbar «The Nest» eröffnet. Mit grossartiger Aussicht aufs Grossmünster, auf Limmat, See und all das, was Zürich ausmacht. Ebenfalls ein Gewinn für die City, wie sich von hier aus die Sehenswürdigkeiten Zürichs entspannt betrachten lassen.

Seit Sommer 2019 zu besuchen: Rooftop-Bar The Nest auf dem Dach des Hotel Storchen, Zürich.

Am Utoquai, In unmittelbarer Seenähe, hoch oben auf der sechsten Etage, offeriert das bepflanzte Rooftoop des Hotels La Réserve Eden au Lac spektakuläre Blicke.

Sehr cool in Zürich, auch bezüglich Frischluft-Bereich: Das George im Haus Ober. Und nicht zu vergessen: Die Terrassen der Warenhäuser Coop City, Globus und Jelmoli. Vor allem die Renovation des Flagship-Warenhauses von Globus hat bezüglich Rooftop-Erlebnis viel Neues gebracht. Weitgereiste wissen es ja schon längst: In Warenhaus veritas. Und schon gar nicht zu vergessen in Zürich: Die Griederbar. Ganz nahe am Paradeplatz.

Zürich kann aber Rooftop nicht nur in der Stadt drin. Sondern auch ausserhalb. Zum Beispiel, man würde es kaum glauben, in einem Einkaufszentrum. Im eher schwach mondänen Volketswil empfiehlt sich das Bistro Inside im Shopping-Tempel Inside Volketswil. Oder auch am Flughafen Kloten draussen. Ich bin zwar nicht der ganz grosse Fan der neuen Überbauung «The Circle». Doch beim Restaurant und der Rooftop-Terrasse des Sablier halte ich beide Daumen hoch. Schön am Zürichsee liegt die Sichtbar by Seebuebe Grill in Uetikon, zwischen Meilen und Männedorf.

Ja aber, was denn sagt nun der Zürcher?

Vielleicht möchtest Du jetzt noch wissen, was ein Zürcher oder eine Zürcherin sagt, wenn er oder sie zum ersten Mal das Meer sieht? Zuerst sagt er noch nichts, der Mensch aus Zurich, Switzerland. Er sieht sich das Salzgeplätscher kurz ungerührt an, hält die wohlgeformte Trendnase in den Wind und sagt dann:

«Ich hätte es mir wie grösser vorgestellt».

Womöglich wird er das auch sagen, wenn er die jüngsten Sprösslinge der Zürcher Dachbar-Kultur erklimmt. Aber das wäre nun wirklich zu cool. Man muss diesen jungen Pflanzen eine Chance geben. Man soll sie ordentlich tränken. Und dabei auch den eigenen Durst nicht vergessen.

Und dies noch zur Info: Das Rooftop-Thema ist eine überaus saisonale Sache. Dachbars und deren Öffnungszeiten sind stark abhängig von Wetter, Jahreszeit und Personalsituation. Nach Möglichkeit vor dem geplanten oder kurzfristig angedachten Besucher einer Dachbar immer zuerst online oder per Telefon abchecken: Ist die Rooftop-Bar zum gewünschten Zeitpunkt überhaupt offen? Kann man reservieren? Irgendwelcher Schutz gegen Schlechtwetter vorhanden?