Ferienland Schweiz

Hat viel vor: Renya Heinrich, die Geschäftsführerin von Zug Tourismus. Bild: HO

Zug will zum touristischen Geheimtipp werden

Dominik Buholzer

Als Wirtschaftsstandort spielt Zug international in der Topliga. Doch touristisch ist der Kanton ein weisser Fleck. Dies soll sich gemäss Renya Heinrich, der Geschäftsführerin von Zug Tourismus, ändern. Der Anfang ist schon mal vielversprechend.

Seit über 30 Jahren ist Andreas Zgraggen im Tourismus tätig. Zuletzt war der gebürtige Zuger Chef von Manta Reisen und Mitglied der Geschäftsleitung von DER Touristik Suisse. Für das Unternehmen ist er noch in einem Teilzeitpensum als Senior Advisor tätig. Zudem ist er seit 2020 Präsident von Zug Tourismus.

Ebenfalls seit zwei Jahren ist Renya Heinrich Geschäftsführerin von Zug Tourismus. Als Zugerin – Heinrich ist in Oberägeri aufgewachsen – verfügt sie über das lokale Verständnis und als diplomierte Tourismusfachfrau HF mit Weiterbildungen in Marketing und Kommunikation über die fachlichen Fähigkeiten. In den vergangenen 25 Jahren war sie in diversen Funktionen für diverse Tourismusträger im Kanton Graubünden tätig: unter anderem für die Destination Davos Klosters, die Rhätische Bahn sowie einige Ferienhotels.

Der Geschäftstourismus war lange ein Selbstläufer

Die Botschaft ist klar: Zug will im Tourismus eine aktivere Rolle spielen als bislang. Spätestens die Corona-Krise habe vielen Zugerinnen und Zugern gezeigt, dass der Kanton zu sehr vom Geschäftstourismus gelebt hat. «Auf einmal war es ruhig, fast unheimlich ruhig», sagt Renya Heinrich. Oder anders gesagt: Zug hat zu sehr auf die Karte Geschäftstourismus gesetzt.

Dies ist weiter auch nicht erstaunlich. Zug erlebte in den vergangenen Jahren dank den tiefen Steuern und der Nähe zu Zürich ein beispielloses Wachstum. Dies wiederum kurbelte den Geschäftstourismus an – man musste nicht einmal gross Werbung machen, es war ein Selbstläufer. Dass es an den Wochenende ruhiger wurde, nahm man hin. Doch dann kam die Corona-Pandemie und es wurde sehr ruhig: Der (Geschäfts-)Tourismus kam während Monaten zum Erliegen. Mittlerweile sind die Übernachtungszahlen wieder gestiegen. 2021 verzeichnete man einen Anstieg von 37,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr – das sind 186'999 Logiernächte allein in Hotels. Diese Zahl liegt jedoch immer noch weit unter der Marke «vor Corona», als Zug rund 282'000 Logiernächte verzeichnete.

Die 70 Kilometer lange Mogartenrunde verbindet ab Zug die Herzroute (SchweizMobil Route 99) in einer liegenden Acht mit der Seenroute (SchweizMobil Route 9). Bild: Schweiz Tourismus

Nun will Renya Heinrich zusammen mit ihrem Team den Kanton touristisch breiter aufstellen. Das Potenzial dazu sei gut, sagt sie. Die Lage am See, der magische Sonnenuntergang, der Charme der Altstadt von Zug, die Geschichte der Schlacht am Morgarten, die Schönheit der Natur – Zug habe viele Vorzüge. «Das lässt sich einiges rausholen.»

Zug will abseits der grossen Touristenströme herausstechen

Auf die grossen Touristenströme hat es Zug Tourismus nicht abgesehen. Dies überlasst man gerne Destinationen wie Luzern, Zürich oder Interlaken. Zug soll als Kanton mit hoher Lebens- und Erlebnisqualität und als touristischer Geheimtipp positioniert werden. «Zug ist eine Perle», betont Renya Heinrich. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Zug Tourismus in einem ersten Schritt auf die Velofahrer. Damit könnte in der Tat etwas in Bewegung kommen.

Das sogenannte Velotouring ist eines der europaweit stärkst wachsenden Tourismussegmente. Es sind sämtliche Kaufkraftklassen vertreten, die Kategorie der hohen Einkommen legt jedoch überproportional zu. Mit der Veloland-Route 9 (vom Bodensee bis Lac Léman) und der Herzroute (Willisau nach Zug) führen zwei bereits heute beliebte Strecken mit nationaler Ausstrahlung durch respektive nach Zug. «Bislang haben die Tourenfahrenden in erster Linie Zug passiert. Wir möchten nun erreichen, dass sie hier bei uns übernachten», sagt Renya Heinrich. Besonders Augenmerk soll dabei Tourenfahrenden in der Deutschschweiz, der Romandie und dem grenznahen Ausland geschenkt werden.

Konkret schwebt Renya Heinrich vor, dass die potenziellen Etappenorte entlang der Veloland-Route 9 eine Vermarktungskooperation gründen, ihre Strecke vermarkten und zu einer eigentlichen Marke schärfen. Erste Gespräche mit anderen Etappenorten zeigen laut Renya Heinrich, dass diesbezüglich ein hohes Interesse vorhanden ist. Zug Tourismus selber will verstärkt die digitalen Kanäle bespielen und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Leistungsträgern fördern, um die Bedürfnisse von Velotourers wie Wäscheservice, Veloraum, Basis-Reparatur-Set zu erfüllen.

Die Strategie von Zug mag ungewohnt wirken. Renya Heinrich ist dies nicht unrecht. «Auf Seen und Berge setzen viele Tourismusorte in der Schweiz. Wir haben die Chance, mit einem guten Angebot unsere Gäste positiv zu überraschen und Zug ganz neu zu positionieren», sagt sie. Zumindest der Anfang ist schon mal gemacht.