Ferienland Schweiz

Die Schweiz war bei Einheimischen im letzten Jahr ein beliebtes Reiseland. In diesem Jahr hofft Schweiz Tourismus Direktor Martin Nydegger vermehrt auf europäische Touristen. Bild: Patrick Robert Doyle

Nachhaltigkeit und Bleisure-Reisen sind im Trend

An der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus verrät Hotellerie Suisse, welche Gästebedürfnisse das Jahr 2022 prägen. ST-Direktor Martin Nydegger freut sich auf mehr Gästevielfalt.

Dass die beiden vergangenen Pandemie-Jahre keine einfachen waren, ist unlängst bekannt. Mit den Öffnungsschritten des Bundesrates seit dem 17. Februar 2022 werden die Einreisebestimmungen für Ausländische Gäste enorm erleichtert. Das stimmt Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger positiv für das Reisejahr 2022. «Die Tore sind wieder offen und barrierefrei. Die Einschränkungen zu Ende – die Reiselust steigt fast spürbar», freut sich der Direktor.

Verglichen mit 2019 kamen im Jahr 2020 insgesamt erst drei Viertel der üblichen Logiernächte zustande. Schweiz Tourismus und die Branche müssen ein Minus von 25 Prozent beklagen. Die Begeisterung für Ferien im eigenen Land hält jedoch bei Schweizerinnen und Schweizern an, auch im zweiten Jahr der Pandemie. 17 Prozent mehr Logiernächte als im Jahr 2019 bedeuten einen Allzeitrekord. Auch aus Europa haben letztes Jahr gut die Hälfte der üblichen Logiernächte wieder stattgefunden (minus 44 Prozent), dies vor allem dank vielen Gästen aus den Nachbarländern Frankreich (minus 23 Prozent) und Deutschland (minus 34 Prozent), den Benelux-Staaten (minus 42 Prozent) sowie – als Überraschungserfolg – aus Polen (einziger Europamarkt, der 2021 mit 5 Prozent positiv abschliesst). Dagegen zeigt sich die Logiernächte-Bilanz aus Übersee nach wie vor tiefrot mit minus 80 Prozent. Immerhin lief die Sommersaison für Gäste aus Brasilien (Juli und August, minus 60 Prozent) sowie den Golfstaaten (Juli und August, minus 49 Prozent) nicht ganz so negativ. Gäste aus Fernost fehlten dagegen fast vollständig.

Auch Hotellerie Suisse Präsident ergreift an der Pressekonferenz das Wort. «Die Qualität und der international hervorragende Ruf der Schweizer Hotellerie gründet auf deren Resilienz sowie deren Drang nach vorne zu blicken und Herausforderungen mit Mut und Entschlossenheit anzunehmen», ist Andreas Züllig überzeugt. Dennoch wird auf die Euphorie-Bremse getreten: «Zahlreiche Betriebe werden die Auswirkungen der Krise, sowohl im Bereich Finanzen als auch punkto Auslastung, noch über 2022 hinaus spüren», mahnt Züllig. Stolz ist der Präsident jedoch vor allem auf die unternehmerische Widerstandskraft und die positive Grundhaltung innerhalb der Branche.

Nichtsdestotrotz gab der Bundesrat mit seinen Entscheiden vom 16. Februar Planungssicherheit für Reisende. Züllig freut sich, dass Hotelbetriebe nun auf die Bedürfnisse reagieren, die sich aufgrund der Coronapandemie verstärkt verändert haben. So hat das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen in der Bevölkerung weiter zugenommen. Ein zweiter Trend, der sich abzeichnet, ist die Vermischung von Geschäfts- und Freizeittourismus zu sogenannten «Bleisure»-Aufenthalten. Insbesondere in urbanen Regionen eröffnen sich neue Möglichkeiten für eine Erweiterung der Angebote. Um die Nachhaltigkeit voranzutreiben und ein Image zu kreieren, rief Schweiz Tourismus im vergangenen Jahr «Swisstainable» ins Leben gerufen.

Guter Winter und optimistischer Ausblick

Letzte Woche hat Schweiz Tourismus in der Branche den Puls gemessen und nach dem bisherigen Verlauf der Wintersaison gefragt. Die Unterkunftsanbieter verzeichnen im Moment rund 25 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr, bei den Frequenzen dürfte es sogar ein Plus von 35 Prozent sein. Sehr gute Schnee- und Wetterbedingungen in den letzten Wochen sorgten für nach wie vor viele treue Einheimische und endlich wieder auch Gäste aus Europa. «Zunehmende Rückkehr der europäischen Gäste», meldet beispielsweise Baptiste Constantin, CEO von Nendaz Tourisme. Und im Toggenburg können «extrem viele Tagesgäste aufgrund perfekter Wochenenden» empfangen werden, so Christian Gressbach, Geschäftsführer Toggenburg Tourismus.

Für 2022 sieht Schweiz Tourismus eine weitere Verbesserung der Logiernächte auf 84 Prozent des Niveaus von 2019. Annähernd das gesamte Volumen aus dem Jahr 2019 wird dann für 2023 erwartet. Im Heimmarkt sollte sich in diesem Jahr das starke Wachstum aufgrund der gestiegenen Möglichkeiten für Auslandsreisen abbremsen auf rund 5 Prozent, und 2023 dürfte die Nachfrage aus der Schweiz etwa auf diesem Niveau stagnieren. In Europa bleiben gewisse Einschränkungen, deshalb prognostiziert Nydegger hier für 2022 noch einmal ein Minus von 17 Prozent. 2023 werden aus Europa noch unter den 100 Prozent der Logiernächte von 2019 erwartet.

Einen längeren Atem braucht die Branche für die Fernmärkte. Hier bleiben die Zahlen auch dieses Jahr rot. Für 2022 fehlen laut Schweiz Tourismus mehr als die Hälfte der Logiernächte aus 2019 ab. 2023 stehen die Vorzeichen gut, dass immerhin knapp 70 Prozent der Logiernächte von 2019 aus Übersee wieder erreicht werden können. Die vollständige Erholung aller Fernmärkte, insbesondere jener in Asien, dürfte jedoch erst 2025 und in den Jahren danach eintreffen.

(NWI)