Ferienland Schweiz

Auf 3303 Metern Höhe über Meer entsteht der Orma Limited Single Malt Swiss Whisky. Alle Bilder: Steve Hadorn

Eine Whisky-Destillerie dort oben?

Anita Suter, Travelcontent

Der Orma-Whisky ist so exklusiv wie die Lage der Destillerie: auf dem Gipfel des Corvatsch.

Auf dem Gipfel des Corvatsch weht dann und wann eine Whisky-Fahne. Doch da steckt nicht etwa ein ausuferndes Après-Ski dahinter. Sondern zwei Freunde, die sich hier einen Traum erfüllen. Im Bauch der höchstgelegenen Bündner Gaststätte, dem Restaurant 3303, wird nämlich seit rund zwei Jahren Whisky gebrannt! Und das auf – der Restaurantname verrät es schon – luftigen 3303 Metern Höhe. Orma, wie der Single-Malt Swiss Whisky der beiden Bündner Rinaldo Willy und Pascal Mittner heisst, darf sich deshalb auch mit dem Prädikat der höchstgelegenen Whisky-Destillerie der Welt schmücken.

Das Restaurant 3303 auf dem Silvaplaner Hausberg Corvatsch beherbergt auch eine Whisky-Destillerie.

Mitte Oktober herrscht bei unserem Besuch auf dem Silvaplaner Hausberg nach einem ersten Wintereinbruch schon richtiggehend Eiszeit. Der sonst so spektakuläre Blick auf die Gipfel rundherum wird von einer dicken Wolkendecke versperrt. «Das sind wirklich nur Wolken, für den Nebel sind wir nämlich zu hoch» erklärt Rinaldo Willy nicht ohne Stolz auf die besondere Lage, und sich trotzdem ein wenig für die mangelnde Aussicht entschuldigend. Macht nichts, mystisches Wetter passt sowieso besser zum Whisky-Genuss als eitel Sonnenschein, das weiss man in Schottland, wo der edle Brand seine Wurzeln hat, nur zu gut.

Den kurzen, eisigen Fussweg von der Bergstation zu den Orma-Räumlichkeiten gebahnt, finden unsere Mäntel Platz an der mit alten Orma-Glaszapfen geschmückten Gaderobe. Links lässt sich die wellige Struktur der hellen Wand daraus erklären, dass sie aus den alten Whisky-Fass-Dauben zusammengezimmert wurde. Und der Bartresen – ein zentrales Element in diesem hochalpinen Degustationsraum – ist durchsetzt von beleuchteten Flaschenböden, selbstverständlich stammen auch sie von den hauseigenen Whisky-Flaschen. Man merkt schnell: Hier wird nichts dem Zufall überlassen.

Siedepunkt 10 Grad tiefer als im Tal

Die Besucher nehmen auf den beiden schicken Ledersofas Platz, während Willy – stilecht im Anzug – die Entstehungsgeschichte von Orma Revue passieren lässt. «Es war schon immer ein Traum von mir, meinen eigenen Whisky zu brennen» holt der Engadiner aus, «aber ich wollte es nicht alleine tun.» Den richtigen Partner fand er in einer schicksalshaften Zeit; konfrontiert mit einer Krebsdiagnose lernte Rinaldo Willy den Leidensgenossen Pascal Mittner kennen.

Die Krankheit konnte überwunden werden, die Freundschaft blieb; und so begannen die beiden gemeinsam zu destillieren, anfänglich ganz klassisch auf dem Talboden. Rund zehn Jahre ist das her. Bald schon fand eines der Fässer seinen Weg in die Grotte der Bergstation Corvatsch, und zwar zwecks Lagerung und Reifung (andere sind in Kellern, Klöstern und sogar einem ehemaligen Militärbunker verteilt). «Irgendwann fanden wir es aber schade, hier oben an diesem Kraftort 'nur' zu lagern», erinnert sich Willy. Der einfallsreiche Unternehmer erkundigte sich nach potenziellen Räumlichkeiten für eine Destillerie, und als sich ein spärlich benutzter Lagerraum im Untergeschoss der Bergstation findet, packte das visionäre Duo die Chance beim Schopf.

Pascal Mittner (links) und Rinaldo Willy kredenzen ihren Whisky vor einer spektakulären Kulisse.

Natürlich trage die spektakuläre Kulisse Symbolkraft für einen Schweizer Whisky, erzählt Rinaldo Willy. Ein reiner Marketing-Gag sei die Lage aber definitiv nicht. Denn sie habe auch praktische Vorteile: «Hier ist der Siedepunkt 10 Grad tiefer als im Tal», weiss er zu berichten. Und weil die Anlage direkt von der frischen Bergluft gekühlt wird, kann dadurch so einiges an Geld und Energie eingespart werden.

Nichtsdestotrotz; gebrannt auf einem Bündner Berggipfel, das hilft natürlich beim Marketing. Vor allem im wichtigen asiatischen Raum. Aber nicht nur der Standort birgt viel Symbolik, sondern auch das Etikett auf dem Whiskey. Orma, so lernen wir bald, ist das romanische Wort für Seele. Das Logo mit den zwei Steinböcken steht für die beiden Freunde und ist gleichzeitig eine Ode ans Bündnerland.

In der Orma-Destillerie auf dem Corvatsch können Besucherinnen und Besucher den Orma-Whisky degustieren.

«Der Hirsch war halt schon weg, den nutzen die Schotten» wirft Willy augenzwinkernd ein. Dreht man die Flasche – etwa beim einschenken – wird im kunstvoll gestalteten Logo eine römische Acht erkennbar. Diese steht für die Ewigkeit und gilt insbesondere als China als absolute Glückszahl. Ausserdem enthält das Logo Elemente einer Uhr und damit ein weiteres Stück Swissness. Dass ein solch ausgeklügeltes Branding nicht von heute auf morgen entsteht, versteht sich von selbst. Sechs Jahre lang habe man sich darüber Gedanken gemacht, und noch immer kommen neue Elemente hinzu.

«Seit wir hier oben – auf 3303 Metern – brennen, sind unsere Abfüllungen auf 303 Flaschen limitiert», so Willy. Geschichten hat der leidenschaftliche Destillateur auch zu jeder bisherigen Edition auf Lager. Etwa dazu wie die romanische Sonderedition entstanden ist (sie diente als verbindendes Element verschiedener Regionen), wo genau die Berna Edition lagert, und weshalb er die Destillerie auf dem Corvatsch auch gerne als Engelspforte bezeichnet.

Unterschiedliche Färbungen und Nuancen

Nebst Freundschaft und Seele ist die Heimatverbundenheit ein wichtiges Thema bei Orma. Diese wiederspiegelt sich nicht nur in den Steinböcken, sondern auch an den Zutaten, die wenn immer möglich aus der Region stammen.

Anders als im Ursprungsland Schottland wird nicht in Sherry- oder Bourbonfässern gelagert. Beim hiesigen Whisky werden Fässer aus heimischem Holz und hiesigem Weinbau geordert, etwa aus der Bündner Herrschaft oder dem Veltlin. Und das Wasser, das stammt von den Quellen bei der Mittelstation der Corvatschbahn. «Wir wollen einen Whisky machen, der seine Herkunft zeigt» hält Rinaldo Willy fest. Und dazu gehören auch die unterschiedlichen Färbungen und Nuancen jeder Single Cask Edition, je nachdem in welchem Weinfass und unter welchen klimatischen Verhältnissen sie herangereift ist – vom Gewölbekeller eines des Schloss Tarasp bis auf einen Engadiner Berggipfel.

Rinaldo Willy überwacht den Destillationsprozess.

Orma Limited Single Malt Swiss Whisky kann über die Webseite der Destillerie bestellt werden und ist nicht im Handel erhältlich. Die höchstgelegene Whisky-Destillerie der Welt kann an ausgewählten Daten im Rahmen einer Führung mit Degustation besucht werden. Auf den Corvatsch fährt man per Seilbahn ab Silvaplana. Kulinarisch abrunden lässt sich das Erlebnis mit dem ORMA-Menü im Restaurant 3303, ebenfalls in der Bergstation. Jeder Gang des Geniessermenüs enthält eine raffinierte Whisky-Note.

Weitere Infos: www.ormawhisky.ch, www.corvatsch.ch