Ferienland Schweiz
Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 12: Appenzell Ausserrhoden
Robin EngelDas Land der aufgehenden Sonne – so wird zumindest Japan umgangssprachlich genannt. Ebenfalls ziemlich östlich gelegen ist der Kanton Appenzell Ausserrhoden. So dachten wir, müsse das mit der Sonne und dem Aufgehen wohl auch hier zutreffen.
Dem heutigen Wetterbericht deshalb treuen Glauben geschenkt, machten wir uns auf in Richtung Ostschweiz. Bereits bei der Anfahrt in Richtung Schwägalp mussten wir aber resigniert feststellen, dass das heute nichts geben wird, lag der Nebel doch zu tief und die Wolkendecke hatte etwa die Durchsichtigkeit des hiesigen Appenzeller-Schnaps. Somit hiess es nach nicht mal einer Stunde «Kafi Fertig» und die Challenge wurde das erste Mal in ihrer Geschichte abgebrochen.
Solch eine Schmach konnten wir jedoch nicht auf uns sitzen lassen, so dass wir eine Woche später wieder in die gleiche Ecke der Schweiz aufbrachen. Nur diesmal mit prächtigem Wetter und guter Laune. Zweiteres hielt zumindest während fast dem ganzen Ausflug, doch dazu später mehr. Auf ins Appenzellerland!
Herisau / Schwänberg
Der erste Stopp des heutigen Tages führte uns ins etwas ausserhalb von Herisau gelegene Schwänberg. Entgegen meiner vom Namen ableitenden ersten Vermutung, hat diese Ortschaft nicht sonderlich viel mit einem Berg zu tun. Dafür aber handelt es sich hier um die älteste Siedlung des Appenzellerlands (über 1200 Jahre alt). Grund genug für einen kurzen Abstecher, um das alte Rathaus zu bestaunen. Herisau selber statteten wir ebenfalls einen Besuch ab. Ist aber auch dort alles recht überschaubar und Herisau kann nach einem Spaziergang durch die Altstadt als besucht abgehakt werden.
Schwellbrunn
Etwas erhöht wunderschön auf einer Anhöhe gelegen, befindet sich das Dörfchen Schwellbrunn. Mit knapp 1000 m.ü.M. immerhin die höchstgelegene Ortschaft im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Von Waldstatt kommend ist das schöne Ortsbild schon von Weitem zu sehen. Nicht verwunderlich also, wurde Schwellbrunn 2017 vom Schweizer Radio und Fernsehen und der Schweizer Illustrierten zum «Schönsten Dorf der Schweiz» gewählt. Zudem findet hier jährlich die grösste Viehschau des Kantons statt.
Stein
Alles Käse oder was? Richtig! Hier befindet sich das bestgehütete Geheimnis der Welt, nämlich die Rezeptur vom über die Landesgrenzen hinaus bekannten Appenzeller Käse. Über Jahrzehnte gewann die Spezialität durch aufgeweckte Werbespots immer mehr Aufmerksamkeit. Heute kann man in der Schaukäserei vor Ort live beim Käse machen zuschauen und bekommt im kleinen Museum auch gleich noch ein «Probiererli» zum Eintrittsticket dazu. Coole Sache – auch für Kinder. Zu unserer Enttäuschung konnten aber auch wir keinem der anwesenden Käser das Geheimrezept entlocken.
Oberer Gäbris
Vom Dörfchen Gais, das vor allem durch seinen schmucken Hauptplatz und die etwas ausserhalb gelegene Reha Klinik bekannt ist, geht es über eine schmale Nebenstrasse hoch auf den Gäbris. Nun gut, das müsste man wissen, denn es führen auch noch zwei weitere Wege hinauf zur Bergbeiz. Ganz selbstverständlich hat der heutige Tageschef den kürzesten ausgewählt. Wobei wir nach einiger Zeit feststellen mussten, dass sich dieser wie auch der zweitkürzeste in Fuss- bzw. Velowege umwandelten und für unser motorisiertes Gefährt keine Weiterfahrt mehr angedacht war. Wenig erstaunlich führte dies zu etwas erhöhtem Puls auf dem Beifahrersitz, war doch der Tisch fürs wohlverdiente Mittagessen schon reserviert und der Hunger entsprechend fortgeschritten. Die wunderbare Rundumaussicht sowie das feine Essen entschädigte jedoch für den kleinen Umweg.
Hundwil / Trogen
Bis zur Abschaffung im Jahr 1997 rückten die beiden Gemeinden Hundwil und Trogen jeweils am letzten Sonntag im April besonders in den Fokus der Einheimischen Bürger. Dann nämlich, wenn die Landsgemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden stattfand. In ungeraden Jahren in Hundwil, in geraden Jahren in Trogen. Und besonders Trogen ist mit seiner etwas exponierten Hanglage und dem schönen Landsgemeindeplatz immer einen kurzen Zwischenstopp wert.
Schwägalp / Säntis / Urnäsch
Ob Talerschwingen, im Sägemehl schwingen oder schwungvoll mit dem Motorrad die Kurven hoch auf die Schwägalp düsen – die Säntis Region hat für alle etwas zu bieten, so auch für uns.
Beim Motorradfahren haben wir uns jedoch dagegen entschieden und für den jährlichen Schwägalp-Schwinget waren wir zu spät, so dass einzig und allein die Königsdisziplin «Talerschwingen» übrigblieb. Und gäbe es hierfür nicht einen angebrachteren Austragungsort als das Appenzeller Brauchtumsmuseum in Urnäsch am Fusse der Schwägalp? Bereits ursprünglich im Tagesprogramm eingeplant, mutierte dieser Stopp also so zu sagen unverhofft zur Krönung der heutigen Kantons-Challenge. Es sei nur so viel verraten, der Planer des heutigen Tages war ziemlich verblüfft über das unverhoffte Talent des heutigen Schreiberlings, was natürlich auch entsprechend kundgetan wurde. Neben dem Talerschwingen werden im sehr authentisch aufgemachten Museum auch unzählige andere Bräuche wie zum Beispiel die Silvesterkläuse, den Alpauf- und Alpabzug sowie all die wunderschönen Trachten näher vorgestellt. Wirklich ein sehr lohnender Besuch.
Nach einem Stück rässem Bergkäse aus der Schwägalp Käserei ging es dann aber doch noch hoch auf den Gipfel des Säntis. Von den zahlreichen Aussichtsplattformen lässt sich der wunderschöne Ausblick in Richtung Bodensee und Alpen geniessen. Auch der Brunch hier oben im Gipfelrestaurant soll ein echtes Erlebnis sein. Ebenfalls super beliebt ist der Säntis bzw. die Schwägalp bei Wanderern, die von hier aus zu unterschiedlichsten Touren aufbrechen.
Fazit:
Immer noch etwas konfus, welche Ortschaft nun zu welchem Appenzell gehört und wo genau jetzt wirklich die Grenzen durchgehen, lässt sich festhalten, das Appenzellerland ist immer einen Besuch wert. Selbstverständlich lässt sich der ausserrhodische Teil auch perfekt mit dem Innerrhodischen Appenzell kombinieren. Wobei dies so vor Ort wohl nie jemand freiwillig zugeben würde. Ebenfalls schätze ich als Hobby-Töff-Fahrer die im ganzen Kanton verteilten, kleineren, kurvigen Strassen. Zudem sind die Anfahrtswege von Ortschaft zu Ortschaft recht überschaubar, was Besucher doch so einiges in einen Tagesausflug reinpacken lässt. Diese hügeligen Landschaften und kleinen charmanten Dörfer, kombiniert mit der reichhaltigen Geschichte und dem Brauchtum der ganzen Region, gibt einem immer wieder einen guten Grund zurückzukommen. Nur mit dem Appenzeller-Schnaps tu ich mich immer noch ein wenig schwer…