Ferienland Schweiz

Im Centro Magliaso am Luganersee gibt es viel zu unternehmen - zum Beispiel eine Ruderboot-Tour. Alle Bilder: Centro Magliaso

Ein Ort des Wohlbefindens am Luganersee

Artur K. Vogel

Wer die Herbstferien noch nicht gebucht hat: Das Centro Magliaso ist ein ganz spezielles Feriendorf für alle und liegt direkt am Luganersee.

Einst war seine Bestimmung klar: Das Centro Magliaso wurde vor mehr als 75 Jahren als Gruppenunterkunft für kirchliche Lager gegründet und hiess damals «Centro Evangelico». 1989 übernahm die ausgebildete Hôtelière Claudia Zbären die Leitung und verwandelte das Centro in eine moderne Ferienanlage für bis zu 240 Gäste. Dass sie einen Transformationsprozess anstossen würde, war schon wegen ihrer Vorgeschichte klar: Sie hatte die renommierte Hotelfachschule in Lausanne absolviert und war in mehreren bekannten Häusern wie dem «Schweizerhof» in Luzern, im ehemaligen «Guardalej» in Champfer und im «Swissotel» in New York tätig gewesen.

Änderungen waren damals dringend notwendig: «Als ich hier einstieg, war die Situation ziemlich prekär. In jene Gebäude, die in den 1970er-Jahren gebaut worden waren, hatte man 15 Jahre lang nichts investiert. Zum Teil waren Flachdächer undicht. Zimmer, Bäder und Toiletten waren nicht mehr zeitgemäss», erinnert sich Claudia Zbären. Aber auch heute muss ständig renoviert und investiert werden: «Wir haben vor der diesjährigen Saison 21 der 96 Zimmer für 3,2 Millionen Franken komplett erneuert.»

Weitläufiges Gelände am See

Auf dem weitläufigen Gelände direkt am See stehen zehn ältere und neuere Gebäude, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse von Familien, Paaren, Gruppen oder Menschen mit Behinderungen erfüllen. Je nach Grösse der Familie oder der Gruppe finden sich diverse Arten von Zimmern: konventionelle Doppelzimmer mit Bad, Duplex-Zimmer für grössere und kleinere Familien, teils mit eigenem, teils mit Etagen-Bad. Das Haus Bosaccio, vor kurzem umfassend renoviert, ist komplett barrierefrei; die zwölf Doppelzimmer sind für Menschen mit Behinderungen ausgestattet, mit Pflegebetten, befahrbarer Dusche und WC.

Pool, Liegewiese, Kinderspielplatz, ein kleiner Strand, das Angebot diverser Sportarten, eine Lounge, Tagungsräume sowie ein Selbstbedienungsrestaurant mit grosser Terrasse runden das Angebot ab. Wer nicht einfach am See faulenzen will, für den ist das Centro ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen, Biketouren und Ausflüge im Tessin und nach Italien, das sehr nahe ist.

Auf die Küche wird im Centro grosser Wert gelegt. Vor acht Jahren wurde die bekannte Gastronomin und Ernährungsberaterin Annagret Schlumpf als Coach beigezogen, die zuvor unter anderem die renommierte «Alpenrose» in Wildhaus im Toggenburg geführt hatte. Seit drei Jahren ist sie im Sommer voll dabei. Nach der Pensionierung des langjährigen Küchenchefs stieg der Veltliner Mauro Imperial ein, der zuvor unter anderem im «Badrutt’s Palace Hotel» in St. Moritz und im Restaurant «Trocadero» in Bad Ragaz gewirkt hatte.

Das Centro Magliaso, von Frühling bis Herbst geöffnet, gehört noch immer der Reformierten Kirche der Stadt Zürich. Diese ist allerdings nicht direkt für den Betrieb verantwortlich; dafür zuständig ist vielmehr die Genossenschaft Evangelisches Zentrum für Ferien und Bildung. Obwohl es auch soziale Aufgaben erfüllt und zum Beispiel für Familien mit sehr schmalem Budget Ferien zu stark reduzierten Preisen anbietet, hat das Centro «in 32 Jahren nie rote Zahlen geschrieben», betont Claudia Zbären. «Um das erreichen zu können, muss man einfach enorm kostenbewusst arbeiten, und bis anhin haben die Erwachsenen immer auch die Jugendgruppen quersubventioniert.»

Auch nach mehr als 30 Jahren am Luganersee glaubt Claudia Zbären noch immer an die Notwendigkeit von Veränderung und Weiterentwicklung. Deshalb absolviert die Leitung des Centro gerade eine Strategieübung, bei welcher der ehemals langjährige CEO der Schweizer Jugendherbergen, Fredy Gmür, als Berater mitwirkt.

Einander kennenlernen

«Wir wollen ein Ort der Begegnung, des Wohlbefindens und der Inspiration für Menschen sein, unabhängig von Alter, Behinderung, Ethnie, Geschlecht oder Religion», sagt sie dazu. «Das Centro bietet zeitgemässe Angebote für Ferien, sportliche Aktivitäten und Bildung zu zahlbaren Preisen.» Was das Feriendorf jedoch nicht sein will, ist ein Hotel. «Im Hotel macht jeder für sich Ferien. Wir aber wollen ein Ort sein, an dem sich alle treffen. An dem die nötige Offenheit herrscht, sich mit anderen auszutauschen, einander kennenzulernen», sagt Claudia Zbären.

Der Kontakt zu andern ist jedoch kein Muss: «Natürlich können Gäste, die das wollen, unter sich bleiben», beteuert die Leiterin. «Gerade in Zeiten von Covid-19 stellt sich die Frage: Wer will allein, wer will mit anderen? Für jene, die sich mit anderen austauschen möchten, stelle ich Tischpläne zusammen und setze Gäste zueinander, von denen ich denke, dass sie einander etwas zu sagen haben.» Bei unserem Besuch vor ein paar Wochen bestand diese durchkomponierte Tischrunde neben dem Journalisten aus einem Basler Theologen-Paar, einer jungen Frau im Rollstuhl, die als Buchhalterin arbeitet, und ihrer Begleiterin. Für einen anregenden Abend war gesorgt.

Die Gäste stammen zum allergrössten Teil aus der Deutschschweiz. Im Sommer kommen vor allem Familien, Paare und Einzelreisende. Im Frühling und Herbst beherbergt das Centro viele Gruppen. Auch Seminare, Studien- und Kurswochen werden hier abgehalten.