Ferienland Schweiz

Das Wellnesshotel Golf Panorama in Lipperswil TG liegt eingebettet zwischen dem Bodensee und der voralpinen Hügelkette inmitten einer bezaubernden Landschaft mit Obst- und Laubbäumen. Bilder: Golf Panorama, Thurgau Tourismus, Silvia Schaub

Unterwegs im Obstgarten der Schweiz

Silvia Schaub

Der Apfelkanton läuft gerade vielen Schweizer Destinationen den Rang ab. Mit gutem Grund: Der Thurgau hat zwischen Bodensee und Hinterland viel zu bieten.

Für viele gilt die Schweiz hinter Winterthur als touristische Einöde. Doch nun ist der Thurgau plötzlich gefragt. Das mag auch mit der aktuellen Pandemie zusammenhängen. Denn viele stellen fest, dass es neben dem Tessin, Wallis oder Graubünden noch ganz überraschende Ecken der Schweiz zu entdecken gibt.

«Wir befinden uns zwischen nichts und nichts», sagt Hoteldirektor Alexandre Spatz schmunzelnd. Dass dies absolut kein Minuspunkt sein muss, zeigte sich gerade auch während Corona-Zeiten. Das Hotel war stets bestens gebucht. Denn dieses Nichts rund um das Wellnesshotel Golf Panorama in Lipperswil liegt eingebettet zwischen dem Bodensee und der voralpinen Hügelkette inmitten einer bezaubernden Landschaft mit Obst- und Laubbäumen und Blick auf den Alpstein mit Säntis und Churfirsten. Golfspielende finden gleich vor der Haustür einen perfekten 27-Loch-Meisterschaftsplatz, nur einen Katzensprung entfernt liegt das Conny-Land für den Nachwuchs. Ansonsten keine Ablenkung, nur Natur. Und die wird auch im Innern des Viersterne-Superior-Hotels unaufdringlich zelebriert, etwa mit der begrünten Wand in der Lobby oder den Panoramafenstern in den 42 hochwertig eingerichteten Doppelzimmern und zehn Suiten, so dass man sich wie mitten im Grün fühlt.

Da man sich im Apfelkanton befindet, wird auch dieses Thema nicht ganz ausgeklammert. Das Wellnessbad mit Apfelblütenöl im Spa namens «Fleur de Pomme» ist wohlriechend und höchst entspannend. Und im mit 13 GaultMillau-Punkten ausgezeichneten Hotel-Restaurant Lion d’Or setzt man ohnehin so weit als möglich auf lokale Produkte, sodass die Frucht immer mal wieder in einem Gericht oder im Glas auftaucht.

Wandern durch die Obstbaumfelder

Wer dennoch seinen Thurgau-Aufenthalt nicht allein in und ums Golf Panorama verbringen will, findet genügend Alternativen. Auch wenn die Apfelbäume sich nicht gerade mit einem rosa-farbenen Blütenmeer zeigen, lohnt sich eine Wanderung oder Velofahrt durch die über 1 600 Hektaren grossen Obstkulturen mit über 210 000 Hochstamm-Obstbäumen. Zum Beispiel auf dem Bistumsweg, der vom romantischen Wasserschloss Hagenwil aus dem 13. Jahrhundert via Amriswil und Neukirch-Egnach durch die Apfelbaum-Felder bis nach Arbon führt. Ein Highlight für Obstbaum-Liebhaber ist auch die Blüten-Sepp-Tour von Häggenschwil über Burketsuelishus nach Egnach oder der Altnauer Apfelweg mit drei unterschiedlich langen Routen durch die Apfelhaine.

Wer radelnd oder wandernd unterwegs ist, findet auch zahlreiche Routen entlang des Bodensees – ein Paradies und dank der guten Streckenführung sehr beliebt. Besonders idyllisch ist der Abschnitt zwischen Uttwil und Kesswil, wo man sich fast an der Nord- oder Ostsee wähnt. Dort erblickt man über dem Wasser ein gutes Dutzend hübscher Badehäuser auf Stelzen. Dass diese noch stehen, ist gar nicht so selbstverständlich, hätten sie doch anno 1968 abgerissen werden sollen. Glücklicherweise wurden die zwischen 1929 und 1934 von Amriswiler Textilindustriellen erbauten Häuschen kurze Zeit später ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen.

Wem es entlang des Seeufers zu überfüllt ist, weicht aufs oder ins Wasser aus. Entweder begibt man sich auf eine Schifffahrt oder besucht eine der zahlreichen Badeanstalten. Beliebt ist das südliche Bodenseeufer auch bei Paddlern und Stand-up-Paddlern. Mit dem Projekt «Paddelland Bodensee» werden deshalb neue Angebote konzipiert, die von der Miete über den Transport bis hin zur Übernachtung einen Rundum-Service beinhalten.

Ein Besuch im MoMö

Und will man es ein bisschen ruhiger nehmen, locken nicht nur blühende Gärten und bezaubernde Schlösser wie Arenenberg. Auch in Sachen Museen hat der Thurgau einiges zu bieten. Wie etwa das MoMö in Arbon-Stachen. Ein klassisches Museum ist das 2018 eröffnete MoMö nicht. Das beweist schon der Name hinter dem Kürzel: Museum of Modern Öpfel. Oder einfach Mosterei Möhl? Auf dessen Gelände nämlich steht der elegante Bau mit Scheunen- und Industriebaucharakter. Natürlich kommt die Firmengeschichte des Obstverwerters und Safthandwerkers nicht zu kurz. Dank Leihgaben der Fachhochschule Wädenswil ist es auch das nationale Brennerei- und Mostereimuseum.

Die gekonnte Inszenierung der ausgestellten Exponate zeigt nicht nur den Weg des Apfels vom Baum in die Flasche. Es gibt auch Aufschluss über die Geschichte der Obstindustrie in der Schweiz. So werden etwa die Obstbaumfällungen aus den Jahren 1950 bis 1975 anschaulich aufgezeigt. Ausprobieren, erleben und lernen – das sei das Ziel des MoMö, betont Christoph Möhl, Leiter Marketing und Produktinnovation. Das zieht sich bis in den Garten, wo ein Obstgarten- und Wildbienenlehrpfad die Biodiversität thematisiert, die es schliesslich braucht, um guten Most herzustellen.

Weitere Infos: www.golfpanorama.ch; www.schloss-hagenwil.ch; www.momoe.ch; www.thurgau-bodensee.ch